Mülheim. Mülheimer Friedhofsgebühren machen traditionelle Bestattungen teurer als anderswo. Warum es sich lohnen kann, über die Stadtgrenzen zu schauen.
Keine Erhöhung plant die Stadt Mülheim zwar für das kommende Jahr bei den Friedhofgebühren. Allerdings sind diese auch vor knapp zwei Jahren drastisch angehoben worden. Alles kostet seitdem extra, wie etwa die Glocke oder sogar ein abgelehnter Genehmigungsantrag. Kritiker befürchteten einen Friedhof-Tourismus von Mülheim in andere Städte oder Länder, wo Gräber weniger kosten sollen. Was sagen die Mülheimer Zahlen?
Zumindest für den Bund der Steuerzahler (BdS) ist klar: Im Landesvergleich der 30 größten Städte schneidet Mülheim nicht gut ab oder landet sogar im roten Bereich. „Luxuspreise“ nennt der BdS etwa die Gesamtgebühr für eine Erdbestattung im Sarg: Der Durchschnitt liegt bei 3256,99 Euro, in Mülheim kostet sie aber 4145,50 Euro. Nur noch in Bochum (4226 Euro), Gelsenkirchen (4671), Recklinghausen (4577) und Leverkusen (4973 Euro) muss man mehr berappen.
In Mülheims Nachbarstädten kosten Bestattungen teils deutlich weniger
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Dabei müsste man nicht weit reisen, um günstiger „unterzukommen“: Beim unmittelbaren Nachbarn Oberhausen kostet die Gesamtgebühr beim Sargwahlgrab gerade einmal 2746 Euro, eine Differenz von knapp 1400 Euro. In Essen landet man bei 2559 Euro, in Duisburg bei 3347 Euro.
Beim Urnenreihengrab liegt Mülheim dagegen im Mittelfeld: 1313 Euro ermittelte der Bund der Steuerzahler hier als Gesamtgebühr, das liegt sogar leicht unter dem Landesdurchschnitt von 1319 Euro. Doch auch hier wird die Ruhrstadt von Oberhausen getoppt: 705 Euro Gesamtgebühr, kaum mehr als die Hälfte der Mülheimer Kosten. In Duisburg und Essen sind Urnengräber teils 300 Euro teurer als hier.
Mülheims Friedhofskultur ist im Wandel
Schlagen diese Kostenstrukturen auf die Mülheimer Friedhofskultur durch? Zumindest ist sie im Wandel. Denn rückläufig ist die Zahl der Beisetzungen auf den städtischen Mülheimer Friedhöfen durchaus: 1572 Beisetzungen zählte die Stadt im Jahr 2022, ein Jahr später sind es 1433 - also rund 130 weniger. Bei den preislich deutlich gestiegenen Erdbeisetzungen deutet sich ein Rückgang an: Waren es 2022 noch 309, sind es 2023 nur noch 265.
Reihengräber, in denen einzelne Menschen beerdigt werden und deren Nutzungsrecht nach einer Ruhezeit von 25 Jahren erlischt, sind im vergangenen Jahr von vormals 58 auf Null gesunken, da diese Bestattungsart mit der neuen Satzung ab 2023 nicht mehr angeboten wird. Stattdessen sind 2023 mehr Menschen in Wahlgräbern beigesetzt worden (235 gegenüber 202), in denen Einzelgräber zu Familiengrabstätten zusammengeführt werden können, und die als Familiengrab über eine Generation hinaus verlängert werden können.
Günstigere Urnengräber in Mülheim im Trend
Ebenso wird bei den Urnenbeisetzungen niemand mehr in Reihengräbern bestattet. Entsprechend stürzte die Zahl der Fälle von 105 (2022) auf null im Jahr 2023. Und auch hier sind die Wahlgräber die beliebteste Form der Beisetzung geworden. Sie stiegen von 380 auf 432. Andere Formen der Urnenbeisetzungen wie Kammern (222 auf 199), Verstreuung (7 auf 6) und pflegefreie Urnengräber (549 auf 531) sind dagegen eher rückläufig.
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Zeichnen sich hier schon Beerdigungstrends als Reaktion auf die veränderten Kostenstrukturen ab? Oder sind es bislang nur Entwicklungen, die etwa mit variierenden Sterbezahlen oder individuellen Entscheidungen zusammenhängen? Denn - wie die Stadt mitteilt - gab es 2023 rund 161 Sterbefälle weniger. Droht Mülheim gar eine „Friedhofsflucht“, wie man 2022 noch befürchtete? Weniger Bestattungen könnten dann eine Verteuerungsspirale in Gang setzen für alle, die sich in ihrer Heimatstadt beerdigen lassen wollen.
Das Jahr 2024 könnte darauf weitere Hinweise geben. Die Zahlen aber werden - so die Auskunft der Stadt - frühestens im Februar 2025 vorliegen.
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