Mülheim. Mit nur noch 1,5 Stellen von ursprünglich acht ist der Forstbetrieb das Sorgenkind im Dezernat. Droht Pflichtverletzung bei der Waldkontrolle?
Dass der Personalmangel im Rathaus die Verwaltungsarbeit immer wieder ausbremst, haben die Mülheimer in der Vergangenheit zu spüren bekommen. Doch die aktuelle Krise im Forstbetrieb der Stadt hat im Umweltausschuss besonderen Grund zur Sorge gegeben: Wie steht es um die Verkehrssicherheit in Mülheims Wäldern und muss die Stadt aus Personalmangel etwa Pflichtverletzungen in Kauf nehmen?
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Gerade im Forstbetrieb ist die Lage bedenklich geworden, spätestens seit bekannt wurde, dass der Regionalverband Ruhr Grün ab 2025 die Waldpflege - und damit auch das Forstpersonal - übernehmen wird. Weitere Mitarbeiter der ohnehin seit Jahren um die Hälfte, also von ursprünglich 8,5 auf zunächst vier, reduzierten Abteilung haben bereits zum 1. September gekündigt.
Personal bewirbt sich weg: Mülheims Forstbetrieb fährt auf absoluter Sparflamme
Derzeit fährt man aber mit gerade einmal 1,5 Stellen - eine Försterstelle in Vollzeit plus eine halbe Verwaltungskraft - auf absoluter Sparflamme. Keine andere Abteilung im Amt für Umweltschutz hat derart starke Personallücken zu bewältigen.
Vorzeitig und zur Überbrückung bis Jahresende musste man deshalb etwa die turnusmäßig notwendigen Verkehrssicherungsprüfungen der Bäume entlang der Wege in Mülheims Wäldern und an den Straßen an den RVR Grün vergeben. Darauf habe man sich bereits geeinigt, kündigte Umweltamtsleiterin Ulrike Bresa an. Die Fällarbeiten, die sich aus diesen Prüfungen ergeben können, müssen zudem an externe Unternehmen vergeben werden, weil das Amt auch das personell nicht bewältigen kann.
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Eine Sperrung der Wälder hatte die Umweltamtsleiterin deshalb zwar nicht unmittelbar in Aussicht gestellt, weil man solche Arbeiten eben extern vergeben und auch finanzieren könne. Schließlich spart die Stadt durch die fehlenden Stellen Personalmittel ein. Doch ausschließen wird man eine Sperrung wohl nicht können, wenn etwa heftige Herbststürme drohen.
Mülheimer Dezernent: „Umweltamt ist das Sorgenkind in meinem Dezernat“
Das Umweltamt sei im Augenblick „das Sorgenkind in meinem Dezernat“, konstatierte Umweltdezernent Felix Blasch im Ausschuss. Aber nicht nur im Forstbetrieb, sondern insgesamt stellt sich die Personallage in der Verwaltung als schwierig dar: Zwar gelte ein aktueller Krankenstand von neun Prozent noch als „durchschnittlich“, wie Amtsleiterin Bresa deutlich machte. Doch zudem sind derzeit 19 Prozent der Stellen unbesetzt, rund sieben Prozent haben ihre Arbeitszeit reduziert.
Dauerhaft mache die Mehrbelastung nicht nur durch fehlende Kolleginnen und Kollegen, sondern auch durch stetig wachsende Aufgaben aber krank, zeigte sich Dezernent Blasch besorgt. Und die so gestiegene Arbeitsbelastung bei den Mitarbeitern drücke ebenfalls auf die Geschwindigkeit, mit der Aufgaben bewältigt werden können, etwa bei den Baugenehmigungen.
Gestiegene Arbeitsbelastung kann Genehmigungen verzögern
Die „Umbruchsituation im Umweltamt“, führten Blasch und Bresa noch einmal aus. Sie wirke sich besonders auf spezialisierte Stellen - wie zum Beispiel im Forstbetrieb oder der Wasserschutzbehörde aus. Im letztgenannten Bereich ist man von 12,25 auf 8,25, also um vier Vollzeitstellen unterbesetzt.
Wegen der Spezialisierung werde man aber kurzfristig nicht mit Fachpersonal aus anderen Abteilungen umbesetzen, und auch nicht extern nachbesetzen können, räumte dieser ein. Erschwerend komme hinzu, dass sich die Behörden und Kommunen auch untereinander das Fachpersonal „stählen“.
Wie groß ist das Risiko der Pflichtverletzung?
Zumindest das Besetzungsverfahren für die geplante Koordinierungsstelle, die zwischen Stadtverwaltung und RVR Ruhr Grün vermitteln soll, sei gestartet, versicherte Blasch auf Anfrage der CDU. Doch diese Stelle tritt erst am 1. Januar 2025 an.
„Wie groß ist das Risiko, dass durch die dünne Personaldecke Pflichtverletzungen seitens der Verwaltung in Kauf genommen werden müssen?“, hakte Michael Cremer, sachkundiger Bürger im Umweltausschuss, nach.
Natürlich arbeite man kontinuierlich daran, Stellen nachzubesetzen, sodass die derzeitigen Stellendefizite nur eine „Momentaufnahme“ darstellten, antwortete Blasch. Sicherheitsrelevante Aufgaben würde man priorisieren, zudem versuche man Prozesse weiter zu verschlanken, um Raum für nicht-sicherheitsrelevante Aufgaben zu schaffen. „Da sind wir jetzt mit Hochdruck dran.“
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