Mülheim. Nachdem die venezianische Gondel in Flammen aufgegangen ist, herrscht Wut. Der Brand war Höhepunkt einer Reihe von Ärgernissen an Mülheims Ufer.
Gut eine Woche nach dem Brand von Mülheims einziger venezianischer Gondel, herrscht am Ruhrufer neben Bestürzung auch Wut. Die Polizei, inzwischen die Wasserpolizei Duisburg, ermittelt wegen des Verdachts auf Brandstiftung. Vor Ort seien zahlreiche Spuren gesichert worden.
Inzwischen wird auch deutlich: Der Brand der Gondel ist der traurige Höhepunkt einer ganzen Reihe von Ärgernissen im Bereich der Wassersportvereine. „Wir haben seit Jahren mit Vandalismus zu tun“, erklärt Gondel-Besitzer Ralf-Peter Stumme. Zwei bis drei Mal sei es zu massiven Vorfällen gekommen. Im Sommer würde die Zahl wellenartig ansteigen.
Gondel-Besitzer nimmt die Sache persönlich
„Es ist sogar mal eines unserer historischen Ruderboote aus dem Schuppen gezogen und ins Wasser geworfen worden“, sagt Ralf-Peter Stumme. Der Vorsitzende des Classic Boat Club, der sich dem Erhalt historischer Boote verschrieben hat, kann den Verlust seines Schätzchens nur schwer verwinden. Er sagt: „Mir sind schon oft im Leben Fahrräder geklaut und Dinge abhanden gekommen. Aber das nehme ich persönlich.“
- Die Lokalredaktion Mülheim ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: Hier geht‘s direkt zum Channel.
Die 1958 erbaute Gondel war seiner Schilderung nach eine der ältesten noch verkehrstüchtige Gondeln überhaupt. In Mülheim war das historische Boot namens Rosanna bekannt und beliebt. Im letzten Jahr machte Stumme eine Geburtstagsfahrt für eine Neunzigjährige, auch Brautpaare und Silberhochzeitspaare schätzten eine Fahrt im venezianischen Klassiker. „Eine Gondel hat einen ganz besonderen Rhythmus, das spürt jeder, der darin sitzt“, schwärmt er.
Brandstellen an den Stegen vom Grillen sind am häufigsten
Für ihn ist es klar, dass es sich um Brandstiftung handeln muss. „Es wurden ja Tanks von den Trainerbooten des Wassersportvereins abmontiert und herausgeschnitten. Diese Tanks trieben neben dem brennenden Boot.“ Kleinere Sachbeschädigungen seien von jeher an der Tagesordnung. „Am häufigsten sind Brandstellen an den Stegen“, erzählt er.
Thomas Heipcke, Vorsitzender der Mülheimer Ruder Gesellschaft, macht ähnliche Erfahrungen. „Viele verbringen ihre Freizeit an den Stegen. Grundsätzlich haben wir nichts dagegen, aber es ist schon enorm, wie viel Müll wir im Sommer jeden Tag zusammenkehren. Wenn auf den Stegen gegrillt wird, entstehen Schäden, wenn auch nicht mutwillig. Ärgerlich ist auch, wenn wir an unserem eigenen Steg unsere Boote nicht zu Wasser lassen können, weil die Menschen einfach sitzen bleiben“, schildert Thomas Heipcke. Anzeigen wegen Sachbeschädigung seien in der Vergangenheit ins Leere gelaufen.
Mülheimer Ruderer wollen sich schützen
Ralf-Peter Stumme beschreibt die Situation zuletzt so: „Irgendwann kapituliert man und hofft, dass nichts Schlimmeres passiert. Ich habe immer gesagt: Alles, was mit einer Axt angerichtet wird, kann ich reparieren.“ Mit Feuer und Totalschaden hatte er nicht gerechnet. Der Schock ist dem Ruderer anzuhören. Die verkohlten Einzelteile seiner Gondel kann er nur noch entsorgen.
Auch bei der Mülheimer Ruder Gesellschaft empfindet man den jüngsten Vorfall als völlig neue Dimension. „Das ist eine Katastrophe“, sagt Thomas Heipcke und kündigt an: „Wir müssen uns jetzt damit beschäftigen, ob eine Videoüberwachung mit Datenspeicherung rechtlich möglich ist.“
Besitzer beziffert den Wert der zerstörten Gondel auf bis zu 15.000 Euro
Ralf-Peter Stumme konnte es nicht lassen. Im Internet hat er nachgesehen, ob derzeit eine historische Gondel zum Verkauf steht. Seine Rosanna hat er damals aus England geholt und sechs Monate lang in Eigenleistung restauriert. „Aber es ist nichts auf dem Markt“, sagt er. Den Wert seines verbrannten Bootes beziffert er auf 12.000 bis 15.000 Euro. Geld, das er nicht mehr zurückbekommt, da ist er sich sicher. Aber in einem anderen Punkt, besteht für ihn kein Zweifel: „Die Täter werden gefasst werden.“
Mehr Debatten-Themen aus Mülheim:
- Drogen und Ratten auf Spielplatz: Stadt will ihn nun sperren
- Junior-Uni: „Mülheims Industrie muss sich jetzt einbringen“
- Mülheims Freibäder fallen durch: Was das neue Ranking verrät
- Weinende Kinder an Haltestellen: Viel Frust über Schulbusse
- „Absolutes Chaos“: Eltern kämpfen gegen dreiste Eltern-Taxis
Bleiben Sie in Mülheim auf dem Laufenden!
>> Alle Nachrichten aus Mülheim lesen Sie hier. +++ Abonnieren Sie kostenlos unseren Newsletter per Mail oder Whatsapp! +++ Hier kommen Sie zu unseren Schwerpunktseiten Wohnen, Gastronomie, Handel/Einkaufen und Blaulicht. +++ Zu unserem Freizeitkalender geht es hier. Legen Sie sich doch einen Favoriten-Link an, um kein Event zu verpassen! +++ Lokale Nachrichten direkt auf dem Smartphone: Laden Sie sich unsere News-App herunter (Android-Version, Apple-Version).