Mülheim. Viel Geld floss schon in die Sanierung des Mülheimer Tersteegenhauses - kein Ende in Sicht. Eine Nachbarin verliert die Geduld. Was sie ärgert.
Das Haus von Veronika Möllmann in der Mülheimer Altstadt ist ein Schmuckstück. Außen denkmalgeschütztes Gemäuer, innen schick und modern, dahinter - zwischen Kettwiger Straße und Teinerstraße - ein hübsches Stück Grün. Von hier aus blickt die 84-Jährige auf ein anderes Gebäude. Errichtet anno 1530, ziemlich prominent in Mülheim und ein komplizierter Fall: das Tersteegenhaus, dessen aktueller Zustand die Nachbarin stört. „Wir leben seit sechs Jahren mit der Baustelle“, sagt Veronika Möllmann.
Seit mindestens acht Jahren ist beschlossen und bekannt, dass das Tersteegenhaus saniert werden soll. Das ehemalige Wohnhaus des Mystikers und Kirchenlieddichters Gerhard Tersteegen, fast 500 Jahre alt, beherbergte früher das Mülheimer Heimatmuseum, das dort nach vollendeter Sanierung wieder einziehen soll. Doch diese gestaltet sich schwierig. Immer neue bauliche Probleme sorgten für Verzögerungen, das Tersteegenhaus war im Inneren marode, zwischenzeitlich gar einsturzgefährdet.
Tersteegenhaus auf Mülheims Kirchenhügel wird seit Jahren saniert
Bei der Sanierung des historischen Gebäudes auf dem Kirchenhügel helfen satte Denkmal-Fördergelder von Bund und Land. Veronika Möllmann geht es nicht schnell genug, einigen ihrer Nachbarinnen und Nachbarn an der Kettwiger Straße auch nicht, wie sie sagt. „Wir wollten schon alle gemeinsam einen Brief an die Stadt schreiben“, so die 84-Jährige. „Obwohl wir ja wissen, dass sie kein Geld hat.“ Sie selber wohne hier seit 1992 im eigenen Haus, nebenan gebe es eine Eigentümergemeinschaft: acht Wohnungen, viele ältere Menchen, die dort leben.
In ihrem gemeinsamen Garten blühen Rosenstöcke. Vom Rasen oder der Terrasse aus sieht man die Rückseite des Tersteegenhauses. Am und im Hauptgebäude ist schon vieles restauriert worden - sehr gelungen, wie die Nachbarin findet. Was sie vor allem stört, ist eine alte, originale Wand des Tersteegenhauses, halb mit Schieferplatten verkleidet, die direkt an den Gemeinschaftgarten angrenzt. „Die Wand wurde wohl vergessen“, vermutet Veronika Möllmann.
Nachbarin: „Wir möchten, dass die Mauer wegkommt“
Von der Teinerstraße aus ist die Grundstücksfläche hinter dem Tersteegenhaus einsehbar. Zwischen restauriertem Gebäude und hoch aufragender Wand liegen Bauschutt und Absperrbaken. „Wir möchten, dass die Mauer wegkommt“, sagt die 84-Jährige.
Wann die Sanierung des Tersteegenhauses endlich auf die Zielgerade geht, kann auch Markus Püll nicht sagen, der das Projekt seit etlichen Jahren engagiert verfolgt - er ist Vorsitzender des Freundes- und Förderkreises Heimatmuseum Tersteegenhaus. Püll verweist an die Stadt Mülheim - sie sei Eigentümerin des Hauses, zuständig für die Sanierung sei der städtische Immobilienservice. Aktuell steht das historische Gebäude ohne Fenster da und ohne Dach. Alles ist abgedichtet mit Holzlatten und Planen. „Doch der nächste Winter kommt bestimmt“, so Püll, „dann wird der Zustand des Hauses nicht besser. Es müsste langsam mal gemacht werden.“
Stadt Mülheim zum Tersteegenhaus: „Arbeiten stocken nicht“
Bei der Stadt Mülheim hält man sich mit konkreten Aussagen zur weiteren Sanierung des Tersteegenhauses derzeit zurück. „Die Arbeiten stocken nicht“, erklärt Stadtsprecherin Tanja Schwarze auf Anfrage, „bei einer langwierigen Sanierung wie dieser braucht man aber immer wieder Planungsphasen, man muss schauen, was die besten nächsten Schritte sind.“ In einer solchen Phase befinde man sich gerade. Das weitere Vorgehen werde der Politik nach der Sommerpause in den Ausschüssen vorgestellt.
Markus Püll hofft offenbar, dass er schon etwas früher Fragen interessierter Bürgerinnen und Bürger beantworten kann. Er visiert den Tag des offenen Denkmals am 8. September an: „Dann wollen wir das Tersteegenhaus einbeziehen und Pläne präsentieren, wie es am Ende aussehen soll.“ Die Mauer auf die Veronika Möllmann und ihre Nachbarn blicken, wird laut städtischem Immobilienservice sicher nicht einfach abgerisssen werden können. Aus Denkmalschutzgründen müsse sie gesichert werden, „in welcher Form auch immer“.
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