Mülheim. Mangelhafte Verkehrsführung oder unaufmerksame Fahrer: Täglich kommt es in Mülheim zu mehreren Unfällen. An einigen Hotspots wird nun gehandelt.

Mehr als 17 Mal am Tag kracht es auf Mülheims Straßen - zumindest rein rechnerisch. Das geht aus Zahlen der aktuellen Unfallstatistik hervor. Demnach ist es 2023 in Mülheim zu 6471 Verkehrsunfällen (Anstieg um fünf Prozent) gekommen - wir berichteten. Bei der Jahressitzung der Unfallkommission wurden die Ergebnisse einer ortsbezogenen Auswertung der Statistik vorgestellt. Insgesamt wurden 15 Unfallschwerpunkte ausgemacht.

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Ursächlich für Unfallhäufungen sind laut der Kommission, bestehend aus Stadt, Polizei, Bezirksregierung Düsseldorf und Landesbetrieb Straßenbau NRW, vor allem Rotlichtverstöße, Geisterradfahrer und Unaufmerksamkeiten in den Kreisverkehren. Die gute Nachricht: Fünf Unfallhäufungsstellen konnten geschlossen werden:

• Kreuzung Uhlenhorstweg – Worringer Reitweg – Katzenbruch
• Kreuzung Untere Saarlandstraße – Mendener Brücke
• Einmündung Essener Straße – Mühlenfeld
• Kreuzung Heinrich-Lembergstraße – An der Seilfahrt
• Kreuzung Eppinghofer Straße – Am Löwenhof

Mülheim-Eppinghofen: Plakate blieben zunächst erfolglos

Am Beispiel der Unfallhäufungsstelle Kreuzung Eppinghofer Straße – Am Löwenhof erklärt die Kommission, wie der Knotenpunkt entschärft werden konnte. „Es hatte an der Einmündung ‚Am Löwenhof‘ eine Unfallhäufung mit Radfahrenden gegeben. Autos, die von der Eppinghofer Straße rechts in die Straße ‚Am Löwenhof‘ abbiegen wollten, übersahen die querenden Radfahrer*innen und es kam zu Unfällen“, heißt es zur Erklärung.

Meist seien die Radfahrer als Geisterfahrer unterwegs gewesen. Dem habe man zunächst mit einer Plakatkampagne entgegenwirken wollen. „Diese Maßnahme hatte keinen ausreichenden Erfolg und es kam weiterhin zu Unfällen“, so die Kommission. Was schließlich half: Eine Warntafel vor dem Radverkehr als Hinweis für den Autoverkehr auf der Eppinghofer Straße. „Seitdem das Schild hängt, kam es dort zu keinen weiteren Unfällen mit Radfahrenden. Daher konnte die Unfallhäufungsstelle nach einem Beobachtungszeitraum von gut 1,5 Jahren geschlossen werden“, lautet die positive Bilanz.

Kommission listet 15 Unfall-Hotspots in Mülheim auf

Dennoch gibt es 15 Stellen, die weiterhin als Unfallhäufungsstellen gelten:

• Kreisverkehr Eppinghofer Straße – Heißener Straße – Sandstraße
• Kreuzung Aktienstraße – Mellinghofer Straße – Eppinghofer Straße
• Kreisverkehr Eppinghofer Straße – Klöttschen – Bruchstraße
• Duisburger Straße 244 - 248
• Mellinghofer Straße 110 – Höhe Total Tankstelle
• Kreuzung Eppinghofer Straße – Parallelstraße
• Kreuzung August-Thyssen-Straße – Am Stoot
• Einmündung Hauskampstraße – Moritzstraße
• Kreuzung Essener Straße – Paul-Kosmalla-Straße – Velauer Straße
• Kreuzung Mainstraße – Elbestraße – Lahnstraße
• Kreuzung Saarner Straße – Broicher Straße – Kirchstraße
• Kreuzung Duisburger Straße – Friedhofstraße – Hansastraße
• Kreisverkehr Ruhrorter Straße – Weseler Straße
• Einmündung Aktienstraße – Engelbertusstraße
• Kreuzung Mellinghofer Straße – Mühlenstraße

Hier gilt es zu unterscheiden - Hotspot ist nicht gleich Hotspot. „Es gibt Unfallhäufungsstellen, bei denen die Unfälle in keinem ursächlichen Zusammenhang stehen oder bei denen es sich um zufällige Unfallhäufungen handelt“, so die Kommission. In fünf Fällen habe man keinen Handlungsbedarf gesehen, an zehn Standorten wiederum Maßnahmen beschlossen.

Mülheimer Kreuzung: 2023 krachte es hier drei Mal

Eine davon ist die Kreuzung Essener Straße – Paul-Kosmalla-Straße – Velauer Straße. Bereits im März war sie bei der Vorstellung der Unfallstatistik als Unfallhäufungsstelle hervorgehoben worden. „Im dreijährigen Betrachtungszeitraum von 2021 bis 2023 kam es in dem Kreuzungsbereich (...) zu fünf Unfällen, bei denen bevorrechtigte Radfahrende durch Linksabbiegende aus der Velauer Straße in die Essener Straße übersehen wurden.“ Die Unfallabläufe deuteten darauf hin, dass die Vorfahrt des querenden Radverkehrs trotz roter Markierung an der Kreuzung nicht verstanden und gesehen werde. „Daher wurde ein zusätzliches Hinweisschild angebracht, welches die Verkehrssituation durch Abbildung noch einmal visuell verdeutlicht.“

Etwas komplexer gestaltet es sich am Unfall-Hotspot Kreisverkehr Ruhrorter Straße – Weseler Straße. Hier kam es 2023 zu drei Unfällen. „Gemeinsames Merkmal aller Unfälle war, dass beim Einfahren von der Weseler Straße in den Kreisverkehr die Vorfahrt sich bereits im Kreisverkehr befindender Fahrzeuge missachtet wurde“, heißt es von der Kommission. Eine Prüfung habe ergeben, dass es am Kreisverkehr keine Sichthindernisse gebe. Was also ist die Ursache gewesen?

Kreisverkehr in Mülheim: Autofahrer meist ungebremst unterwegs

„Festgestellt wurde jedoch eine zu einfache Befahrbarkeit des Kreisverkehrs. Der Kreisverkehr ist für das zweispurige Befahren ausgelegt. Die Praxis zeigt jedoch, dass die große Mehrheit der Verkehrsteilnehmenden den Kreisverkehr wie einen einspurigen Kreisverkehr befährt“, so der Erklärungsansatz. „Die großzügige Gestaltung des Kreisverkehrs ermöglicht es dann, nahezu geradeaus durch den Kreisverkehr zur Ruhrorter Straße in Richtung Autobahn zu fahren, anstelle einer Kurve am Außenrand des Kreises.“ Somit könne der Kreisverkehr vergleichsweise schnell befahren werden, die Unfallverursacher seien nahezu ungebremst unterwegs.

Die Maßnahme hier: Um das Tempo zu senken, soll der Kreisverkehr zukünftig nur noch einspurig befahren werden. „Dazu wird rund um die Mittelinsel eine Sperrfläche aufgebracht. Folglich werden auch zwei Zufahrten zum Kreisverkehr einspurig gestaltet. Von der Weseler Straße aus wird die Zufahrt zum Kreisverkehr über die linke Spur erfolgen.“ Die Umgestaltung werde derzeit durch das Amt für Verkehrswesen und Tiefbau geplant und nach erfolgter Abstimmung mit der Straßenverkehrsbehörde und der Polizei umgesetzt.

Aller Maßnahmen zum Trotz - die Unfallkommission bittet alle Bürgerinnen und Bürger, in den als Unfallhäufungsstellen bekannten Bereichen besonders aufmerksam und rücksichtsvoll zu sein. „Mit Aufmerksamkeit und Rücksicht lassen sich hier weitere Unfälle wirkungsvoll verhindern.“

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