Der Mülheimer Rosenmontagszug geht erst mit Verspätung an den Start

Als die kunterbunte Menge darauf wartet, dass der erste Wagen endlich vorbeirollt, schleudert Petrus garstig Hagelkörner vom Himmel - auch der Wettergott schien das Warten auf den Zug leid zu sein. An der Tribüne vorm Altenhof fällt prompt die Musik aus, die Wartenden klappen synchron die Regenschirme auf. Die dunklen Wolken aber hat das kostümierte Publikum schnell weggeschunkelt - spätestens beim dritten Wagen war der Himmel wieder so blau wie der Motivwagen der KG Röhrengarde. Sicherheitshalber aber behält manche Fußgruppe das wichtigste Accessoire des Tages gleich an: den durchsichtigen Regenponcho.

Die Fotos vom närrischen Lindwurm durch die Mülheimer City

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Insgesamt 26 Wagen sollten an den Start gehen, zwei aber konnten aus technischen Gründen nicht mitfahren - der jecke Tross setzte sich daher erst mit einiger Verspätung in Bewegung. Auf einem der Wagen hat das Stadtoberhaupt alle Hände voll zu tun. Oberbürgermeister Marc Buchholz reißt Kartons im Akkord auf und wirft Kamelle in die Menge. Wann kann ein Oberbürgermeister in Zeiten der Haushaltskonsolidierung schon mal mit so vollen Händen geben? Schnell schrumpft der Vorrat, da mahnt Markus Uferkamp, Präsident des Hauptausschusses Groß-Mülheimer-Karneval, auch schon zum vorsichtigen Kamelle-Ausstoß mit den Worten: „Wir fahren doch noch eine zweite Runde.“

Das begrüßt das närrische Publikum sehr - in der zweiten Runde ist die Leineweberstraße immer noch so voll wie bei der ersten. Wer auch den zweiten Durchgang mitnimmt, hat Gelegenheit, sich die Motivwagen genauer anzuschauen. Bei manchen ist Fantasie gefragt, um ihre Intention zu ergründen. Wenn überhaupt mit politischer Aussage versehen, war es am ehesten der, auf dem das Stadtprinzenpaar Yannik I. und Fabienne I. unterwegs war: Der strahlend weiße Wasserbahnhof mit der Aufschrift „Frankys“ und einer reichlich farbenfroh bepflanzten Blumenuhr.

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Drei Musikzüge gaben während des Zuges den Ton an. Hinzu gesellten sich elf Fußgruppen aus den Tanzgarden der Karnevalsgesellschaften. Zudem sorgten mehr als 200 Ordner und Einsatzkräfte der Karnevalsgesellschaften, des Technischen Hilfswerkes, der Feuerwehr, der Polizei, des Deutschen Roten Kreuzes und des Ordnungsamtes für Sicherheit entlang der Strecke. Für die Polizei gab‘s denn auch von der Tribüne am Altenhof ein vielstimmiges „Uss Mölm helau, Polizei helau, Mülheim helau.“

Mülheimer Rosenmontagszug: Familien finden ihn kinderfreundlich - trotz weniger Kamelle

Die spezielle „familienfreundliche Zone“, die traditionsgemäß auf dem Rathausmarkt eingerichtet ist, haben sie nicht nötig, meinen Julia und ihre Freundinnen. Für ihre kleinen Minnie Mäuse, Hero-Turtles und den zwergengroßen Batman sei es auch entlang der Kaiserstraße sicher genug. Familienfreundlich sei die Atmosphäre. Und so zieht auch die Polizei für den Mülheimer Karnevalsumzug am Abend die Bilanz: „Es war friedlich und ruhig.“

Schade aber finden manche Eltern, dass die Tüten der Kinder am Ende des Zuges nicht gerade prall gefüllt sind. „In Oberhausen wurde deutlich mehr geschmissen“, sagt Batmans Mama. Auch der Papa vom grünen Hero-Turtle ist enttäuscht: „Die Kinder hatten sich so drauf gefreut, aber das war nix.“ Immerhin hat die kleine Schildkröte eine Tüte Popcorn ergattert, die sie schon am Straßenrand versöhnlich wegknabbert.

Dass Mülheim es karnevalistisch besser kann, meinen auch Petra (64) und Vanessa (43). „Da hat etwas gefehlt, so blieb der Zug recht dürftig“, findet Petra. Und Vanessa weiß auch, woran es gelegen haben könnte, dass die Stimmung stellenweise mau blieb: „Es gab kaum Musik, nicht auf den Wagen und nicht am Straßenrand.“

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