Mülheim. Mülheim feiert endlich wieder den Rosenmontag, die Straßen waren voll. Wir sind auf einem Zugwagen mitgefahren: Was wir dabei alles erlebt haben.

„Bitte, einsteigen!“, heißt es kurz vor 14 Uhr. Gar nicht so einfach. Denn der Präsidentenwagen des Hauptausschusses Groß-Mülheimer Karneval ist vollgeladen. Die Wagenbesatzung, zu der Präsident Markus Uferkamp, Geschäftsführer Hans Klingels, Oberbürgermeister Marc Buchholz und der schreibende Vertreter der Lokalredaktion gehören, müssen eng zusammenrücken, um Seit an Seit, Kamelle, Bälle, Plüschtiere und Kekse unter das in der Innenstadt reichlich angetretene Narrenvolk zu bringen.

Die Vier vom Rosenmontagszugwagen des Hauptausschusses merken, dass das so leicht aussehende Kamellewerfen eine sportliche und schweißtreibende Angelegenheit ist. Denn vor dem Werfen kommt das Aufreißen und Auspacken der Kartons. Auch das Werfen selbst kann, je nachdem, wie der Fahrtwind steht, zur Herausforderung werden. Am leichtesten werfen lassen sich die Plüsch-Eisbären, die neben den Bällen zu den Favoriten der Kamellejäger gehören. Aber auch die Kamelle werden fleißig gefangen und aufgehoben.

Karneval in Mülheim: „Das ist ja der Wahnsinn“

„Man merkt, dass die Leute nach der Corona-Pause wieder Lust auf einen Rosenmontagszug haben“, freut sich Markus Uferkamp. „Das ist ja der Wahnsinn“, staunt Marc Buchholz im Angesicht der fröhlichen Menschenmassen in der Innenstadt. Der Oberbürgermeister genießt es sichtlich, einmal mit vollen Händen zu geben und im offenen Wagen durch die jubelnde Menge zu fahren. Die Karnevalssponsoren RWW, Westenergie, Dekra und Selgros haben den Kamelleregen am ansonsten trockenen Rosenmontag möglich gemacht.

Seite an Seite mit Mülheims OB und Karnevalsvertretern, warf Thomas Emons (Mitte) Kamelle in die Menge.
Seite an Seite mit Mülheims OB und Karnevalsvertretern, warf Thomas Emons (Mitte) Kamelle in die Menge. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Hin und weg ist der OB, als ihm eine kleine Prinzessin vom Straßenrand eine Kusshand zuwirft. Da macht das Werfen doppelt Spaß. Wer mit dem Rosenmontagswagen durch die Stadt fährt, schaut in ihre bunter werdenden Gesichter. Und auch am Rosenmontag sind nicht alle Menschen in Mülheim gleich: Viele haben sich nach allen Regeln der närrischen Kunst und Fantasie kostümiert. Andere sind im normalen Straßen-Zivil zum Zug gekommen, um zu ergattern, was er hergibt.

Mülheimer Rosenmontagszug: „Uss Mölm Helau!“

Und wie im richtigen Leben gibt es auch unter den Helau-Rufern und Kamellejägern die dreisten und die allzu zurückhaltenden Zeitgenossen. Da muss man als Rosenmontagsfahrer auch schon mal den einen oder anderen Ball oder das eine oder andere Plüschtier gezielt zuwerfen, damit nicht immer nur dieselben Draufgänger auf ihre Karnevalskosten kommen.

Wenn der Wagen hält und Zugbegleiter von der Polizei, vom Ordnungsamt, vom Roten Kreuz, vom Technischen Hilfswerk, aus den Reihen der Karnevalsgesellschaften und der Vollmergruppe in Sichtweite kommen, bringt der OB, ganz Stadtvater, ein Extra-Uss-Mölm-Helau aus. Der tut gut daran. Denn ohne die Ordner, Wagenbegleiter und Streckenposten käme so mancher risikobereite Kamellejäger unter die Räder des Rosenmontagszuges.