Mülheim. Der gebürtige Mülheimer Rolf Simon erinnert sich an seine Jugendzeit an der Ruhr. Im Fluss lernte er auch schwimmen, wie viele Kinder früher.

Häufig reagieren Leserinnen und Leser nicht direkt auf unser Suchbild. Einige brauchen erst einen Anstoß - und dann sprudelt es aus ihnen heraus. Einige wissen noch sehr genau, was auf den historischen Fotos zu sehen ist und was sonst noch so in der Umgebung vor mehreren Jahrzehnten passierte. Einige Fotoschätze erreichen uns einfach nur zum richtigen Zeitpunkt. So war es wohl auch bei den Ansichten, die Rolf Simon kürzlich ausgegraben hat.


Am Ruhrstrand haben viele Mülheimerinnen und Mülheimer ihre Kinder- und Jugendzeit verbracht. Wer sich dort auf den Wiesen mit Freunden traf, hat auch beim Schwimmmeister Pött gelernt, sich in der Ruhr über Wasser zu halten. Früher waren auf dem Fluss im Sommer auch mehr kleine Segler und Schlauchboote zu sehen als heute. Auf beiden Seiten der Mendener Brücke waren überall Decken zum Sonnen ausgebreitet.

Jeden Tag über die Brücke zur Klostermarktschule gelaufen

Das schildert auch Rolf Simon, der heute in Duisburg lebt. Er hat einen älteren Artikel unserer Serie entdeckt mit der Überschrift „Am Ruhrstrand war früher mehr los“. Das hat ihn angespornt. Er hat in Kisten gekramt, dabei noch zahlreiche Familienbilder gefunden, und ist in Sachen Ruhrbadestrand – wie es früher korrekt hieß – fündig geworden.

„Ich möchte mit den angefügten vier Bildern dazu beitragen, Ihre Serie zu bereichern“, schreibt Rolf Simon. „Die Postkarte mit dem Blick auf die Mendener Brücke ist am 22. März 1956 abgestempelt. Der Weg über diese Brücke war während meiner Schulzeit in der Saarner Klostermarktschule der tägliche Schulweg von Menden aus. Damals war der Ruhrübergang noch zweispurig, ohne die überhängenden Fußwege.“

Im Busanhänger war Platz für Kinderwagen - und Raucher

Früher wie heute beliebt: die Weiße Flotte. Das frühere Wohnhaus von Rolf Simon über dem Schiff steht heute unter Denkmalschutz.
Früher wie heute beliebt: die Weiße Flotte. Das frühere Wohnhaus von Rolf Simon über dem Schiff steht heute unter Denkmalschutz. © Unbekannt | Sammlung Rolf Simon

Der im Bild zu sehende Linienbus mit Anhänger verkehrte damals von Selbeck aus kommend über den Klostermarkt in Saarn hinter der Brücke links abbiegend über die Mendener Straße zur Stadtmitte. Er brachte morgens viele Schüler zum damaligen Städtischen Gymnasium. In Rolf Simons Erinnerung was es die Linie 21. Die Linie 23 fuhr von Kettwig aus über die Mendener Straße. Der weitere Streckenverlauf sei ihm nicht bekannt.

Später ist der 21er geradeaus über die Saarlandstraße nach Heißen gefahren. Im Anhänger war Platz für Kinderwagen. Was für die Kleinen und ihre Mütter schon damals ungesund war: Im Anhänger durften die Fahrgäste rauchen. Mit ihnen stieg stets eine blaue Qualmwolke aus. Heute ist so etwas in öffentlichen Verkehrsmitteln undenkbar.

Früheres Wohnhaus steht unter Denkmalschutz

Eine Postkarte, auf der sich ein Ruder-Achter über den Fluss arbeitet, sei am 13. Oktober 1964 abgestempelt, schreibt Simon. Ein drittes Foto mit einem Boot der Weißen Flotte „zeigt direkt über dem Schiff das Haus, in dem ich aufgewachsen bin. Es steht auf der Mendener Ruhrseite. Wie ich vor zwei Jahren erfreut feststellen konnte, ist das Haus inzwischen mit einem hellen Anstrich versehen und steht unter Denkmalschutz.“

Der Leser erinnert sich noch: „Das damals im Bericht über den Ruhrstrand erwähnte Ausflugslokal ,Ruhrstern’ lag direkt unterhalb. Natürlich habe ich im Alter von sieben Jahren am Ruhrstrand schwimmen gelernt, einschließlich der Frei- und Fahrtenschwimmerprüfung – mit damals üblichen 45 Minuten Schwimmen im fließenden Wasser.“

Leider hätten auch gute Schwimmer nur von der Seite des Ruhrstrandes ins Wasser gedurft, so dass „ich einen weiten Umweg in Kauf nehmen musste. Die Mendener Brücke ist mindestens dreimal so lang wie die Breite der Ruhr. Schwimmen wäre schneller gewesen“, meint Rolf Simon.

Mit großer Freude ein altes Schild am Witthausbusch entdeckt

„Eine besondere Freude war es für mich, als ich am Eingang zum Witthausbusch auf das renovierte – oder neu gemalte – Schild traf. Ich kannte es noch aus meiner Kindheit. Und das ist mehr als 60 Jahre her.“

Dieses Schild am Eingang zum Witthausbusch erinnert Rolf Simon an seine Kindheit in Mülheim
Dieses Schild am Eingang zum Witthausbusch erinnert Rolf Simon an seine Kindheit in Mülheim © Unbekannt | Rolf Simon


Auch neben der Stadthalle und im Speldorfer Ruhrbogen sind die Nachbarn früher gern schwimmen gegangen. Später wurde das Planschen in der Ruhr verboten, weil sie ein Trinkwasserfluss ist und das „Wasser Bakterien enthält“, wie es damals hieß. Trotz heftiger Widerstände von Anrainern möchte die Stadt das Baden in der Ruhr wiederbeleben. An vielen Stellen springen die Leute auch unerlaubt ins kühle Wasser.