Moers. Rund um Moers ist der Wolf nicht heimisch. Im rechtsrheinischen Kreis Wesel gibt es dagegen hunderte Nachweise seit 2016. Ein Experte klärt auf.

Mit seinen großen Waldgebieten und seinem hohen Wildbestand bietet der Kreis Wesel attraktive Bedingungen für Wölfe. 274 Nachweise führt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, kurz Lanuv, seit 2016 in seiner Datenbank auf. Beim Blick auf die Orte, an denen Sichtungen oder Spurenfunde gemeldet wurden, fällt auf: Nur zwei der Wolfsnachweise beziehen sich auf das linksrheinische Kreisgebiet.

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Beide Fälle spielten sich in Xanten ab. Dort hatte ein Wolfsmännchen am 12. Februar 2022 ein Schaf gerissen. Eine DNA-Analyse ergab, dass das Tier ursprünglich aus der Alpenpopulation stammt und im Territorium Groote Heide in den Niederlanden sesshaft wurde. Ebenfalls aus dem Nachbarland zog es Anfang März 2024 einen weibliche Wolf aus dem Rudel Noord-Veluwe nach Xanten. Dort wurde das Tier nach Einschätzung des Lanuv von einem Fahrzeug erwischt und ist in der Folge verstorben.

Wolfssichtung am linken Niederrhein: Mönchengladbacher Familie filmt Tier durch Terassentür

Außerhalb dieser beiden Vorfälle sind laut der Datenbank des Landesamtes noch nie Wölfe rund um Moers, Rheinberg und Co. aufgetreten. In den rechtsrheinischen Kommunen des Kreises Wesel ist die Präsenz von Wölfen deutlich höher, insbesondere durch Wölfin Gloria und ihre Nachkommen. Dem Schermbecker Rudel haben Genforscher bereits zahlreiche Nutz- und Wildtierrisse nachgewiesen, zuletzt am 5. November 2024.

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Der jüngste Fall aus Mönchengladbach, wo eine Familie einen Wolf durch ihre Terrassentür filmte, zeigt: Sichtungen am linken Niederrhein sind zwar selten, aber keineswegs ausgeschlossen. „Wildlebende Wölfe entscheiden selber wo sie sich niederlassen. Großräumig betrachtet gibt es geeignete Gebiete auf beiden Seiten des Rheins“, erklärt Wilhelm Deitermann, Leiter der Pressestelle des Lanuv.

Wolf im Kreis Wesel: Der Rhein ist eine überwindbare Barriere

In der Theorie sei es sogar möglich, dass die Tiere aus dem Schermbecker Rudel den Weg auf die andere Rheinseite auf sich nehmen könnten. Schließlich stelle der Rhein eine große natürliche Barriere dar, die für einen Wolf nicht einfach zu überwinden ist, allerdings überwunden werden kann, wie Deitermann ausführt: „Es ist aus anderen Ländern dokumentiert, dass ein Wolf einen Fluss wie den Rhein durchschwimmen kann. Es ist ebenso dokumentiert, dass er Brücken nutzt.“ Ob sich ein Wolf die Mühe macht, den Rhein zu überwinden, obliege alleine ihm.

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Noch einfacher als die Flussüberquerung ist der Weg an den linken Niederrhein für Tiere aus den Niederlanden, wie die beiden Xantener Fälle beweisen. „Wölfe halten sich nicht an unsere offenen europäischen oder deutschen föderalen Grenzen“, sagt der Lanuv-Sprecher. „Daher gibt es natürlich einen grenzüberschreitenden Austausch der einzelnen Populationen aus allen Himmelsrichtungen.“

Eine verlässliche Einschätzung zu der Wahrscheinlichkeit, dass künftig wieder Wölfe aus dem Nachbarland die Reise in den linksrheinischen Kreis Wesel auf sich nehmen können, vermag das Landesamt nicht zu geben. Denn: Die Natur ist manchmal eben unberechenbar.