Moers. Nach kurzer Krankheit haben zwei Geschwister ihren Papa verloren. Für sie läuft nun eine Spendenkampagne. So kann man der Moerser Familie helfen.

Im Alltag gerät schnell in Vergessenheit, wie schnell ein Leben enden kann. Eine junge Familie aus Moers musste diese schmerzhafte Erfahrung jüngst am eigenen Leib erfahren. Nach kurzer, aber schwerer Krankheit verstarb Vater Daniel im September 2024 im Alter von nur 49 Jahren. Neben der Trauer stellt der Verlust die beiden Kinder Greta (11), Mathis (9) und deren Mutter Christina (43) vor viele offene Fragen – emotional und finanziell.

Fleur Strougaris und Wiebke Kosubek, zwei enge Freundinnen der Familie, wollen helfen. Auf der Online-Plattform „GoFundMe“ haben sie eine Spendenkampagne gestartet. Diese trägt den Titel „Weltbester Papa - viel zu früh auf der letzten Welle gesurft“, eine Anspielung auf das Hobby des leidenschaftlichen Surfers. 22.222 Euro ist das symbolische Ziel, welches das Duo mit seinem Aufruf sammeln möchte. Und Geld kann die junge Familie zurzeit gut gebrauchen: Um die Kosten für die Beerdigung zu decken. Für die Trauerbegleitung der beiden Kinder, für die die Krankenkasse nicht aufkommt. Für den Umzug vom Haus in Moers in eine kleine Wohnung in Krefeld. Und im Idealfall für einen kleinen Puffer, von dem die Kinder in den Urlaub fahren oder später ihren Führerschein bezahlen können. „So ehrlich muss man sein: Mit nur noch einem Gehalt fällt ein Batzen Geld weg. Christina muss jetzt jeden Euro zweimal umdrehen“, sagt Freundin Wiebke, die sie seit 2016 durch die gemeinsame Kitazeit der Töchter kennt.

Schicksalsschlag für Moerser Familie: Krankheit stellte Ärzte vor Rätsel

Auch seelisch richtet der Verlust immensen Schaden an. Die Beziehung von Christina und Daniel war stets innig und vertraut, berichten ihre Freundinnen. Daran änderte sich nichts, als sie beschlossen, nicht mehr als Paar leben zu wollen. „Ich kenne niemanden, der so eng zusammen, aber doch getrennt gelebt hat“, fasst es Fleur zusammen, die Christina in der fünften Klasse am Adolfinum kennengelernt hat. In täglichen Telefonaten teilten die getrennt lebenden Eltern die Probleme ihrer Kinder und eigene Sorgen und Gedanken. „Sie waren wie beste Freunde.“ Eine enge Bindung behielt Vater Daniel ebenso zu Greta und Mathis. „Seine Kinder waren immer die Nummer eins für ihn. Er hätte sein letztes Hemd für sie gegeben.“

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Im Sommer dieses Jahres wurde das so intakt scheinende Familienleben erschüttert. Nach gedanklichen Aussetzern, einem Zusammenbruch und mit starken Schmerzen kam Daniel ins Krankenhaus. Erste Diagnose: Hirnhautentzündung. „Damals dachte noch keiner, dass er daran versterben könnte“, erinnert sich Fleur Strougaris. Zwischenzeitlich konnte der 49-Jährige sogar nach Hause zurückkehren. Familie und Freunden war zwar klar, es würde ein schweres Jahr werden. Aber es gab Hoffnung. Zumindest bis zur nächsten Untersuchung. Denn das ungewöhnliche Krankheitsbild stellte die Ärzte vor Rätsel, berichten die beiden Freundinnen. Klar ist, dass sich Tumore im Kopf des zweifachen Vaters gebildet hatten. Aber irgendwie passten die Werte nicht zusammen.

Trauer in Moers: Mutter konnte ihre Kinder kaum auf Verlust des Vaters vorbereiten

Anfangs hatte Mama Christina noch versucht, sich Greta und Mathis gegenüber zuversichtlich zu zeigen. Sie wussten, ihr Vater liegt im Krankenhaus. Aber er würde bestimmt bald wieder gesund werden. Doch dann verschlechterte sich Daniels gesundheitliche Situation rapide – und die Geschwister spürten, das etwas nicht stimmt. „An Mathis neuntem Geburtstag hat es der Papa nicht einmal mehr geschafft, anzurufen. Dabei hat er sich sonst jeden Morgen vor der Schule und jeden Abend vor dem Zubettgehen gemeldet. Das war für die Kinder sehr hart.“ Auch die Mutter tat sich schwer, ihre Kinder und sich selbst auf einen Abschied vorzubereiten – sofern man bei einer Vorlaufszeit von sechs Wochen überhaupt von einer Vorbereitung sprechen kann. „Das war ein unmenschlicher Druck für sie, den beiden sagen zu müssen, dass ihr Papa nicht mehr nach Hause kommen wird.“

Am 19. September wurde Daniel morgens auf die Palliativstation des Krankenhauses verlegt. Einen Transport in ein Hospiz hätte er nicht mehr überlebt, waren sich die Ärzte sicher. In der Nacht war er nach nur dreimonatiger Krankheit tot. Bestattet wurde er in einem Ruhewald in Ratingen. Bei der Suche nach einem Standort für die Grabstätte hat seine Familie einen besonders krummen Baum ausgewählt. „Jedes Jahr an Weihnachten hat Daniel einen extra krummen Tannenbaum ausgesucht“, erklärt Fleur. „Dann hat er gesagt: ‚Guckt mal Kinder, das ist unser Baum. Den würde sonst keiner kaufen.‘ Das beschreibt ihn als Menschen sehr gut.“

Kinder aus Moers haben ihren Vater verloren: Freundinnen sammeln Spenden auf GoFundMe

Den Verlust verarbeiten die Geschwister sehr unterschiedlich. „Greta redet jeden Tag sehr viel von und auch mit ihrem Vater. Mathis dagegen versucht, es komplett zu verdrängen.“ In seinem Klassenzimmer wurde für den 9-Jährigen extra eine Höhle gebaut, in die er sich zurückziehen kann, wenn ihm etwas zu viel wird. Generell bringen Lehrkräfte und Mitschüler viel Empathie für die Kinder auf. Die Schule organisierte sogar einen kleinen Bonsai für die neue Wohnung, damit die Halbwaisen zum Trauern nicht jeden Tag nach Ratingen fahren müssen. All das ist keine Selbstverständlichkeit, sind Fleur und Wiebke überzeugt. Sie selbst tun ihr Bestes, um ihre gemeinsame Freundin bestmöglich zu unterstützen. Sei es beim Umzug oder mit den vielen Formularen. „Manchmal haben wir auch einfach nur ein Glas Wein getrunken, zusammen gelacht und geweint.“

Mit ihrem Spendenaufruf wollen Fleur Strougaris und Wiebke Kosubek der Familie ein finanzielles Polster in dieser schweren Lage schaffen. Bislang haben sie auf diese Weise rund 3500 Euro gesammelt (Stand: 27. November). Weitere Informationen und die Möglichkeit, den Spendenaufruf zu teilen und sich selbst zu beteiligen, gibt es unter www.gofundme.com/f/weltbester-papa-viel-zu-fruh-auf-der-letzten-welle-gesurft.

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