Herne. Die aus Syrien geflüchtete Lyrikerin Lina Atfah (36) hält zum Herner Stadt-Geburtstag eine emotionale Rede - und lobt deutsche Verwaltung.

Alles schlecht an der deutschen Verwaltung? Die aus Syrien geflüchtete Lyrikerin Lina Atfah, die in Herne wohnt, sieht das ganz anders. Beim Festakt zum 50. Jahrestag des Zusammenschlusses von Herne und Wanne-Eickel hält die Neu-Wanne-Eickelerin eine emotionale Rede, die ausgerechnet die deutsche Bürokratie lobt.

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In Syrien bedroht wegen ihrer Gedichte

Nach ihrem ersten Preis habe sie eine Einladung von Oberbürgermeister Frank Dudda bekommen. „Am Anfang hatte ich Angst. Solche Treffen in unserem Heimatland Syrien bedeuten eine Katastrophe. Ich hatte ein bisschen Angst.“ In Syrien sei sie „nicht erlaubt“ gewesen. Seit 2006 sei sie vom Bürgermeister in ihrer Heimatstadt unter Druck gesetzt worden. Er sei sehr aggressiv gewesen, habe mit Gewalt gedroht. Es sei nicht erlaubt gewesen, ihre Texte zu teilen. Es habe die Drohung gegeben, dass sie beim nächsten Gedicht im Gefängnis lande.

+++ Hintergrund: Das ist Lina Atfah +++

Dann habe Dudda sie eingeladen – wegen ihrer Gedichte. Was aus deutscher Perspektive harmlos klingt, war für Atfah so von Bedeutung, dass es einen Meilenstein in ihrem Leben markierte. „Das Treffen mit dem Oberbürgermeister war sehr freundlich. Nur zum Gratulieren. Er war ganz lieb und nett“, sagt Atfah. „Das war das erste Mal in meinem Leben, dass die Autorität gut war, nicht gegen unsere Würde als Mensch, nicht schlecht, nicht mit Angst.“

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+++ Lina Atfah unter Tränen: „Jetzt bin ich Deutsche“ +++

„Ich habe das Gefühl, dass wir gleich sind in Deutschland“

Atfah bringt auf den Punkt, was sie dabei empfunden habe: „Ich habe gefühlt, dass die Autorität etwas für die Menschen macht, nicht gegen die Menschen.“ „Ich habe das Gefühl, dass wir gleich sind in Deutschland, der Oberbürgermeister oder ein Mensch von der Straße. Wir sind Menschen. Das ist sehr wichtig, das ist sehr toll. Wir gehören zu diesem Land. Wir gehören zu Deutschland.“ Atfah weiter: „Von diesem Moment an hatte ich das Gefühl, dass ich eine tiefe Beziehung zu diesem Land habe.“

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