Herne. In Herne wird heute gestreikt. Kitas und Schwimmbäder sind dicht, Müll bleibt stehen. Zu einer Streik-Demo von Verdi kamen über tausend Menschen.
Hernerinnen und Herner mussten sich am Donnerstag in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens auf Ausfälle einstellen. Die Gewerkschaft Verdi hatte zu einem Streik im öffentlichen Dienst aufgerufen. Das heißt: Kitas und Schwimmbäder blieben zu, Mülltonnen wurden nicht von Entsorgung Herne geleert, auch die Stadtverwaltung stand den Bürgerinnen und Bürger für ihre Belange nicht zur Verfügung.
Viele der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, die ihre Arbeit an dem Tag niederlegten, versammelten sich am Donnerstagmorgen vor dem Rathaus, um anschließend in einem Demonstrationszug über den Westring in Richtung Kulturzentrum zu ziehen. Dort fand im Anschluss eine Kundgebung statt. Etwa 1200 Menschen seien dabei gewesen, schätzte Verdi-Gewerkschaftssekretär Eric Lobach am Ende der Kundgebung. „Damit sind wir sehr zufrieden.“
- Hier gibt es viele Bilder von der Streik-Demo in Herne
Der Streik richtete sich gegen die Arbeitgeber von Bund und Kommunen. Der Aufruf von Verdi sei eine Reaktion auf die erste Verhandlungsrunde vor einer Woche in Potsdam. Dort hatten sich die Tarifparteien ergebnislos vertagt. „Die erste Verhandlungsrunde war ernüchternd“, sagte Lobach vor der versammelten Streik-Gruppe. Noch stünde man am Beginn der Auseinandersetzung. Lobach ist sich sicher: „In den nächsten Tagen werden wir noch mal auf die Straße gehen.“
Streik ist die Reaktion auf erste Verhandlungsrunde
Die Forderungen der Gewerkschaft umfassen unter anderem eine Entgelterhöhung von acht Prozent, Verbesserungen bei der Arbeitszeit sowie zusätzliche freie Tage. Außerdem sollen die Ausbildungsvergütungen um 200 Euro monatlich erhöht werden. Gerade der letzte Punkt sei wichtig, so Lobach. „Wir müssen wieder attraktiver werden für junge Kräfte.“
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Eines der größten Probleme sei die hohe Arbeitsbelastung in allen Bereichen, ergänzte Kolja Arndt, Vorsitzender des Verdi-Ortsvorstands in Herne. Es fehlten Leute, Stellen blieben unbesetzt. Und das Ganze werde in einigen Jahren, wenn viele Kolleginnen und Kollegen in Rente gingen, nur noch schlimmer, betont er.
Besonders dramatisch sei die Situation in den Kitas, wo sich häufig eine Erzieherin oder ein Erzieher um viel zu viele Kinder kümmern müsse, weil nicht genug Leute da seien. Das müsse sich ändern, sagte Lobach und bekam dafür viel Applaus. „Wir brauchen einfach mehr Personal“, sagte Sandra, die in der Kita an der Sodinger Straße arbeitet. Oft seien sie alleine und versuchten die Arbeit von den Kolleginnen und Kollegen aufzufangen, um den Eltern es zu ermöglichen, dass die Kinder trotzdem in die Kita gebracht werden können. „Unsere Arbeitsbedingungen müssen sich verbessern“, stimmte ihre Kollegin Jaqueline zu. Die 36-Jährige arbeitet ebenfalls in der Kindertagesstätte an der Sodinger Straße.
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Der Streik am Donnerstag wird wohl nicht der letzte gewesen sein. In den kommenden Tagen würden die Nahverkehrsbetriebe zum Streik aufgerufen, kündigte Lobach an. In Herne betreffe das die HCR und die Bogestra. „Haltet euch bereit und vernetzt euch“, gab er den Streikenden am Ende der Kundgebung mit. Und der Gewerkschaftssekretär nutzte die Chance, um alle Beschäftigten des öffentlichen Dienstes dazu aufzurufen, am 23. Februar wählen zu gehen: „Wählt keine Nazis!“