Herne. Auf einer ehemaligen Pferdekoppel in Herne entsteht eine Mikrofarm. Bürger können dort Gemüse anbauen, aber auch Kraft tanken.
In Herne soll eine Mikrofarm entstehen. Jan Kazmierczak plant auf einem 5000 Quadratmeter großen Grundstück in Börnig ein Urban-Gardening-Projekt. Damit will er Bürgerinnen und Bürgern einen Raum geben, um Zeit in der Natur zu verbringen und eigenes Gemüse anzubauen, aber auch, um dort zur Ruhe zu kommen.
Kazmierczak, von Beruf Prozessmanager bei einem Immobilienunternehmen, ist in Börnig aufgewachsen. Die Fläche, die er gekauft hat, ist eine ehemalige Pferdekoppel und liegt bei ihm um die Ecke, versteckt hinter Häusern im Dreieck Castroper Straße und Kirchstraße. „Sie ist so schön, die muss man den Menschen zur Verfügung stellen“, meint der 34-Jährige. Herne sei bekanntlich eine Stadt mit einer der höchsten Bevölkerungsdichten in Deutschland. Da sei es wichtig, ökologisch wertvollen Raum für Pflanzen und Tiere zu schaffen, der auch von Menschen genutzt werden könne.
Herner Mikrofarm soll „Börniger Aesche“ heißen
Die Mikrofarm soll „Börniger Aesche“ heißen, nach dem Namen im Grundbuch. Dort plant Kazmierczak mehrere Bereiche. Im Zentrum stehen zehn einzelne Parzellen mit einer Fläche von jeweils 250 Quadratmetern, die Interessierte mieten können. Sie würden ausgestattet mit Obstbäumen, einem Ackerstreifen und einem zwölf Quadratmeter großen Gerätehaus. Getrennt seien sie durch wilde Hecken.
Hinzu komme eine Gemeinschaftsfläche für den Gemüseanbau. Dort könnten Interessierte einzelne, 45 Quadratmeter große Ackerstreifen mieten, ein Gartenhaus zur gemeinsamen Nutzung sei ebenso eingeplant. Außerdem plant der 34-Jährige auf der „Börniger Aesche“ unter anderem einen Mikrowald sowie einen Brunnen.
Für die Hecken und den Wald wolle er heimische Pflanzen nutzen, sagt Kazmierczak, der nach seinem Abi am Haranni-Gymnasium eine Ausbildung zum Bankkaufmann und parallel ein berufsbegleitendes Studium in International Management absolvierte. Anschließend machte er seinen Master in Dänemark und Südkorea, bevor er nach Herne zurückkehrte. Bei der Auswahl der Obstbäume etwa setze er bewusst auf alte, robuste Sorten, und für die Aufforstung des Waldes planen er unter anderem, Eschen zu pflanzen, um die ökologische Vielfalt zu fördern.
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Mit den Arbeiten auf dem Gelände habe er im Oktober begonnen. Der Zustand des Geländes sei jedoch „herausfordernd“ gewesen: Der „Wald“ habe einer Müllhalde für Grünabfälle geglichen, unter dichtem Efeu hätten sich alte, eingestürzte Stallungen verborgen, und viele Bäume seien bereits umgestürzt, in Schieflage oder von Efeu befallen gewesen. Seine Ausbeute bei den Aufräum-Arbeiten bislang: 160 Kubikmeter Grünabfälle, zwei Container Bauschutt und Baumischabfälle, Sonderabfälle wie Dachpappen und ein Container Schrott, listet er auf.
Im kommenden Sommer sollen die ersten Parzellen nutzbar sein. Ein Streifen auf der Gemeinschaftsfläche (rund 45 Quadratmeter) soll monatlich 25 Euro kosten, sagt Kazmierczak. Der Mietpreis für die zehn einzelnen Parzellen stehe noch nicht fest. Sein Projekt kommt offenbar schon jetzt an. „Es gibt bereits erste Reservierungen, und die Resonanz war bisher überwiegend positiv“, berichtet er. Wichtig sei ihm, dass die Nutzerinnen und Nutzer „eine gute, harmonische Gemeinschaft bilden“. Schon vor dem Start kündigt er an: „Für die Zukunft suche ich weitere Flächen, um ähnliche Projekte zu realisieren.“
Weitere Informationen zu seinem Projekt gibt Jan Kazmierczak. Er ist erreichbar per Mail an urbangardening.herne@gmail.com.
>>> Lob von Stadt und Naturschutzbeirat
- Weil ein Teil des Grundstücks im Naturschutzgebiet liegt, befasste sich der Naturschutzbeirat mit der Fläche. Die Mitglieder begrüßten die Pläne und stimmten ihnen einstimmig zu. Das Areal werde deutlich aufgewertet, kommentierte der Vorsitzende des Beirates, Rolf Reinholz. Er lobte auch, dass die Menschen dort an die Natur herangeführt würden.
- Gudrun Kaltenborn von Stadtgrün kündigte an, dass die Stadt nun den Landschaftsplan anpassen wolle, sprich: dass das Vorhaben realisiert werden könne. Auch sie lobte die Pläne: Wenn aus einer brach liegenden Fläche mit Müll eine naturnahe Fläche werde, dann sei das ein Gewinn für die Stadt.