Herne. Knobelfans haben in Herne eine Heimstätte, ach was: ein Paradies. Wer dort hingeht, den hat die Leidenschaft gepackt. Ein Besuch.
In Herne hat das Knobeln eine Heimat gefunden. Das ist zum großen Teil das Verdienst von einem Mann: Sebastian Damps, 45 Jahre alt. Er ist verheiratet, Vater von zwei Töchtern und einem Sohn sowie stellvertretender Filialleiter bei Edeka Koch an der Hammerschmidtstraße in Wanne-Eickel. Was als Kindheitserinnerung in Kneipen begann, hat er nun zu einem festen Treffpunkt für Spielbegeisterte gemacht.
Die Leidenschaft des Wanners fürs Knobeln wurde durch seinen Großvater geweckt, der ihn als Kind oft in Kneipen mitnahm. Dort wurde nicht nur getrunken, sondern auch gewürfelt - und viel gelacht. „Die Geselligkeit und der Spaß haben mich schon damals fasziniert“, erzählt er.
Herne: Termine werden flexibel geplant
Das ist lange her. Das regelmäßige Knobeln fehlte ihm, und so beschloss er, mit Freunden eine eigene Runde ins Leben zu rufen. Was klein begann, hat sich heute zu einem großen, etablierten Turnier gemausert, das alle zwei bis drei Wochen sonntags von 14 bis 17 Uhr im Vereinsheim von „Wannadarts“ an der Holsterhauser Straße 27 stattfindet. Termine werden flexibel geplant, je nach Verfügbarkeit der Spielerinnen und Spieler.
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Beim Knobeln geht es darum, mit drei Würfeln möglichst geschickt zu punkten. Ziel ist es, drei Einsen zu würfeln, denn damit endet das Spiel. Jeder Spieler hat drei Würfe pro Runde, und gespielt wird mit 13 „Deckeln“, das sind runde Scheiben. Sobald ein Spieler alle 13 Deckel besitzt, verliert er ein Leben. Verliert ein Spieler alle drei Leben, scheidet er aus dem Spiel aus.
Die Spielregeln sind dabei simpel, aber reizvoll: Ein Wurf wie Vier, Fünf und Sechs, auch „Straße“ genannt, bringt zwei Deckel. Wer drei gleiche Zahlen würfelt, erhält ebenfalls zwei Deckel. Bei einem Wurf von zwei Einsen zählt die dritte Zahl – die Augenzahl der letzten Würfel ergibt die Anzahl der Deckel, die man bekommt. Würfelt ein Spieler jedoch drei Einsen, endet das Spiel sofort, und der Verlierer verliert ein Leben. Um die Spannung zu erhöhen, werden die Spielergruppen vor jeder Runde neu ausgelost, so dass niemand dauerhaft mit denselben Gegnerinnen und Gegnern spielt.
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Doch Sebastian Damps weiß: „Es ist viel Glück und viel Taktik. Von einem Moment auf den anderen kann sich alles ändern.“ Besonders der letzte Wurf, der zugedeckt wird, verlange strategisches Denken. „Man muss die Würfe der anderen Spieler einschätzen können und entsprechend reagieren.“ Schummeln? Unmöglich, da mit einem Würfelbecher gespielt wird.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Turniers sind zwischen 13 und 60 Jahre alt. Kinder kommen mit ihren Eltern, Paare und Freunde treffen sich, um gemeinsam zu spielen. Rund 80 Prozent der Teilnehmenden sind Mitglieder des Dartsvereins „Wannadarts“, dessen Kapitän Olaf Kolb das Vereinsheim sonntags fürs Knobeln öffnet – obwohl der Tag ursprünglich Ruhetag sei.
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Kolb ist selbst ein erfahrener Knobler, der schon seit 30 Jahren in Gaststätten würfelt, mittlerweile aber dem Vereinsheim treu bleibt. „Knobeln verbindet drei Generationen“, sagt Damps, doch er merke auch an, dass der Nachwuchs fehle. „Jüngere Generationen gehen kaum in Vereinsheime oder Kneipen, sie spielen lieber online.“ Dabei sei es genau diese Gemeinschaft, die das Knobeln so besonders mache.
Das Startgeld liegt bei 5 Euro pro Spieler: 3,50 Euro gehen an den Tagesgewinner, 1,50 Euro fließen in den Jahrespott für die drei besten Spieler. Vergangenes Jahr fanden 13 Turniere statt, an denen etwa 20 Menschen teilnahmen. Insgesamt wurde um knapp 800 Euro gespielt. Für 2025 rechnet Damps mit einer Verdopplung der Summe, da das Startgeld von vier auf fünf Euro erhöht worden sei.
„Es gibt keine typischen Gewinner“, betont Damps. Der Champion eines Turniers könne beim nächsten Mal schnell als Erster ausscheiden. Auch er selbst sei 2024 Zweiter in der Jahreswertung und habe etwa 80 Euro gewonnen. „Dieses Jahr erwarten wir das Doppelte. Jeder, der einmal gewinnt, hat sein Startgeld schon raus. Aber der Großteil gewinnt nichts“; das gehöre dazu.
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Die Atmosphäre bleibe entspannt: „Manch‘ einer regt sich auf, andere nehmen es locker. Aber eigentlich wird alles sportlich aufgenommen. Es geht um die Geselligkeit, das ungezwungene Zusammensein, und ein bisschen Necken gehört auch dazu.“
Sebastian Damps hofft, dass sich künftig noch mehr Spieler dem Turnier anschließen. „Je mehr Leute, umso besser. Es gibt Platz ohne Ende“, betont er. Für ihn ist Knobeln mehr als nur ein Spiel – es ist ein Stück Tradition, das Gemeinschaft schafft und Generationen verbindet. Ein Hobby, das mit viel Leidenschaft, Taktik und einer Prise Glück einen grauen Sonntag in ein Highlight verwandelt.
Interessierte finden weitere Informationen auf der Facebook-Seite „Knobelkönig“.