Herne. Der Inhaber hat lange gehofft. Vergeblich: Es gibt niemanden, der sein Geschäft in der Herner Innenstadt übernimmt. Dabei ist es einzigartig.

Aus und vorbei: Herne, aber auch das Ruhrgebiet, verliert eins der letzten Fachgeschäfte für Wolle und Garne. Die waren für Inhaber Rolf-Michael Schirp das Leben, doch nun ist für den inzwischen 80-Jährigen die Zeit des Abschieds gekommen.

Zur Erinnerung: Der kleine Laden in der Stadt-Galerie am Robert-Brauner-Platz in Herne-Mitte ist für Freundinnen und Freunde des Häkelns, Strickens und Nähens einer der letzten Fixpunkte im gesamten Ruhrgebiet, denn diese Art der Spezialisierung stirbt langsam aus. Allein rund 360 Wollqualitäten hat Schirp im Angebot, dazu kommen Knöpfe, Garne und Nadeln in den unterschiedlichsten Größen. Mit der Beratung könnten er und seine Frau sich gegen die Konkurrenz aus dem Internet behaupten.

Rolf-Michael Schirp gibt seinen Wollladen in der Herner Innenstadt auf. Die Vorbereitungen für den Abschied sind getroffen.
Rolf-Michael Schirp gibt seinen Wollladen in der Herner Innenstadt auf. Die Vorbereitungen für den Abschied sind getroffen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Dass er trotz seines Alters das Geschäft nach wie vor betreibe, liege daran, dass er einfach Spaß daran habe, erzählte im Frühjahr 2023 der Herner WAZ-Redaktion. Schon damals stand sein Entschluss fest, sich zurückzuziehen. Er habe einfach nicht mehr die Kraft. Eigentlich wollte er Anfang 2024 das Geschäft an eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger übergeben, doch dieser Plan scheiterte doppelt. Die Gründe: Aufgrund der Kündigungsfrist endet der Mietvertrag erst zum 30. April dieses Jahres.

Und trotz vieler Reaktionen auf die Abschiedsankündigung habe sich niemand für die Übernahme gefunden. Es habe Interessenten gegeben, doch nachdem sie die Zahlen - Umsatz, Miete, etc. - gehört hätten, hätten sie abgewunken. Andere seien Handarbeitsliebhaberinnen gewesen, allerdings ohne das nötige kaufmännische Wissen. Auch die IHK habe versucht, bei der Nachfolgesuche zu helfen, letztlich auch ohne greifbares Ergebnis.

Herne: Inhaber hofft noch auf ein Wunder

Das Sortiment ist riesig.
Das Sortiment ist riesig. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Und so hat Schirp den langen Abschied eingeleitet. Der Räumungsverkauf hat begonnen, noch ist viel Ware vorhanden. Bis Ende April soll der Abverkauf, die Preisnachlässe - zurzeit sind es 20 Prozent auf alles - werden sich im Laufe der nächsten Wochen steigern. Er habe auch schon ein Angebot von einem Entrümpler und für die Entfernung der aufgeklebten Fensterwerbung. Ein Makler stehe in den Startlöchern für eine Neuvermietung.

Selbstverständlich steige in ihm langsam die Wehmut, erzählt er im Gespräch mit der WAZ, auf der anderen Seite sei es eine Erleichterung, weil es körperlich immer schwieriger werde. So ganz will sich Schirp mit dem Gedanken ans Ende offenbar doch noch nicht anfreunden: „Ich glaube ja noch an ein Wunder, dass jemand hier reinkommt und übernehmen will.“ Dann würde er auch noch beratend zur Seite stehen...

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