Herne. Ein Segelboot geht nach und nach im Herner Meer unter. Wer lässt seine Jacht einfach so versinken? Es sind schon mehrere Behörden aktiv.
Vom Heck ist kaum noch etwas zu sehen. Der umgelegte Segelmast versinkt nach und nach im Wasser. Die Segeljacht verschwindet immer weiter im Herner Meer. Ein langsam untergehendes Boot ärgert Spaziergänger und löst Sorgen wegen drohender Umweltgefahren aus. Der Fall beschäftigt die Behörden und den Verein seit mittlerweile mehr als einem Jahr.
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Seenot vor Herne, so könnte man meinen. Das Boot befindet sich unmittelbar auf der Stadtgrenze zwischen Herne und Castrop-Rauxel, allerdings ein paar Meter dahinter, im Hafen des Automobilclubs Castrop-Rauxel am Herner Meer. Zuständig für die Havarie im ehemaligen Schlepperhafen sind damit auch die Behörden in Castrop und im Kreis Recklinghausen.
Das Umweltamt des Kreises sei schon vor gut einem Jahr nach einer Alarmierung ausgerückt, um sich die Situation anzusehen, erklärt Kreis-Sprecherin Svenja Küchmeister auf Nachfrage. „Die Kollegin hat festgestellt, dass es dort keinen Schadstoffaustritt gab.“ Dementsprechend sei der Einsatz an die Untere Hafenbehörde weitergegeben worden. Diese sitzt beim Ordnungsamt der Stadt Castrop-Rauxel.
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Ordnungsamt und Feuerwehr verschließen die Dieselbunker im Boot
Bei der Stadt Castrop-Rauxel verweist man an den Hafenbetreiber und an die höheren Aufsichtsbehörden. „Der Hafen, in dem das Boot liegt, ist ein reiner Sport- und Freizeithafen, in dem die Allgemeine Hafenverordnung keine Anwendung findet“, sagt Sprecherin Maresa Hilleringmann. „Insofern ist der Hafenbetreiber verantwortlich, und die Zuständigkeit liegt bei der Bezirksregierung Münster als obere Hafenbehörde.“ Die Betroffenen und Verantwortlichen stünden in Kontakt zueinander.
Hilleringmann macht klar, dass der Fall nicht neu ist: „Bereits im Oktober 2023 wurden in einem ersten Einsatz von Feuerwehr und Ordnungsamt die Befüllungsstutzen der beiden Dieselbunker fest verschlossen“, sagt Hilleringmann. „Zudem wurden Ölschlängel ausgebracht, deren Kontrolle ergab, dass kein neues Öl außerhalb der Ölschlängel war.“ Das Ordnungsamt sehe aktuell keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit: „Betriebsmittel laufen nicht aus, und öffentliche Wasserstraßen werden nicht versperrt durch das havarierte Boot. Lediglich im Fall einer konkreten Gefahr könnte und dürfte das Ordnungsamt die Gefahr mit dem Mittel der Ersatzvornahme abwehren, sofern der Betreiber nicht tätig wird.“
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Wem gehört das sinkende Boot im Hafen?
Für den AMC Castrop-Rauxel ist die Sache ein Ärgernis: Es handele sich um einen Gastlieger und kein Vereinsmitglied, erklärt Vorstand Claus Peter Schwark. Das Boot sei im frühen Herbst 2023 wahrscheinlich wegen mangelnder Pflege versunken. Der Verein stehe selbst im Austausch mit der Oberen Wasserbehörde. Man versuche gemeinsam, den Eigentümer dazu zu bewegen, das Boot bergen zu lassen. „Das ist auch für uns nicht schön“, sagt Schwark. „Wir dürfen das Boot allerdings nicht einmal betreten.“
Immerhin gebe es Kontakt zum Eigentümer, sagt Schwark, der erhebliche Kosten für die Bergung erwartet. Was das Boot beim Sinken wert gewesen sei, könne man schwer sagen. Neu könne so ein Boot gut 50.000 Euro oder mehr kosten. Im Neuzustand war das Boot allerdings schon lange nicht mehr. Bei Holzbooten sei mangelnde Pflege schnell ein Problem.
Der mutmaßliche Ölfilm übrigens, das sagen die Beteiligten übereinstimmend, könne auch durch zersetztes Laub entstanden sein.
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