Herne. Bettina Szelag ist OB-Kandidatin der Herner CDU. Wie ihr Ergebnis ausfiel, warum es Misstöne bei der Nominierung der Ratskandidaten gab.

Mit einem Abstimmungsmarathon hat die CDU Herne am Samstag ihr Personal für die Kommunalwahl am 14. September 2025 bestimmt. Zur OB-Kandidatin kürten die Mitglieder die Stadtverordnete Bettina Szelag, die ihre Vorstellungsrede mit einer Kampfansage an OB Frank Dudda (SPD) verband: „Ich will Oberbürgermeisterin der Stadt Herne werden“, sagte die 62-Jährige.

Trotz des riesigen Rückstands der CDU bei der Kommunalwahl 2020 - Dudda hatte im ersten Wahlgang mehr als 45 Prozent Vorsprung vor seinem damaligen CDU-Herausforderer Timon Radicke gelegen - zeigte sich Szelag „überzeugt davon, dass wir den Wechsel schaffen können“. Sie erinnerte daran, dass auch ihr Vater Siegfried Szelag in Herne einst OB-Kandidat der Union gewesen sei. Mit der Wahl zur Stadtspitze habe es nicht geklappt, aber die CDU sei damals immerhin mit 19 Stadtverordneten in den Rat eingezogen: „Darunter sollten wir es nicht machen“, so Szelags Vorgabe für 2025. Ein ambitioniertes Ziel, denn: Die CDU ist nach dem schlechten Wahlergebnis von 2020 (20 Prozent) derzeit nur mit zwölf Stadtverordneten im Rat vertreten.

77 CDU-Mitglieder fanden am Samstag den Weg ins Kongresszentrums des St. Anna-Hospitals in Wanne: Gemessen an der Bedeutung des Parteitags eine eher geringe Zahl.
77 CDU-Mitglieder fanden am Samstag den Weg ins Kongresszentrums des St. Anna-Hospitals in Wanne: Gemessen an der Bedeutung des Parteitags eine eher geringe Zahl. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Zumindest von der Partei bekam Szelag nach ihrer 7 Minuten und 12 Sekunden kurzen Rede (handgestoppt vom Parteitags-Präsidium) schon mal ordentlich Rückenwind: Auf sie entfielen 93,5 Prozent der Stimmen. Bei einer Enthaltung und vier Nein-Stimmen befürworteten 71 Mitglieder die Kandidatur der bei der Knappschaft beschäftigten Diplom-Ökonomin. Fast ebenso harmonisch verlief die Nominierung der Direktkandidatinnen und Direktkandidaten für die 27 Herner Ratswahlkreise. Der Vorschlag des CDU-Kreisvorstands für die Ratsreserveliste ging ohne Gegenkandidaturen durch, aber dafür mit Misstönen am Rande des Parteitags. Hintergrund: Die Reihenfolge auf der Liste ist von besonderer Bedeutung für den Einzug in den Rat, weil die SPD bei den Kommunalwahlen 2020 in Herne alle 27 Direktwahlkreise gewonnen hatte. Heißt: Alle Ratsmitglieder der anderen Parteien hatten deshalb „nur“ über die jeweilige Reserveliste den Sprung in den Rat geschafft. 2025 rechnet sich die CDU allerdings Chancen auf den Sieg in mindestens drei, vier Ratswahlkreisen aus, so ist zu hören.

Von der Parteispitze ausgebooteter Ratsherr verzichtet auf Kampfkandidatur

So gar nicht einverstanden mit dem im Vorfeld mit den vier CDU-Stadtbezirksverbänden abgestimmten Listenvorschlag der Parteispitze war der Stadtverordnete Sven Rickert. Er habe erst am Samstagmorgen aus der WAZ erfahren, dass er diesmal - anders als 2020 - für keinen der aussichtsreicheren Plätze vorgesehen war, sagte der 49-Jährige auf Anfrage der WAZ. Vor vier Jahren belegte der frühere Landtagskandidat noch Platz 5, diesmal reichte es nur für Platz 16. „Ich bin sehr enttäuscht“, so Rickert. Er habe sich jahrelang für die Partei den Hintern aufgerissen. Die Platzierung habe keine politischen Gründe, sondern sei allein auf interne Angelegenheiten zurückzuführen, so seine Bewertung. Eine Kampfkandidatur um einen vorderen Listenplatz habe er zwar erwogen, letztlich aber aus Respekt vor anderen Kandidaten in den Top 12 der Liste darauf verzichtet.

Vor sieben Jahren war Sven Rickert noch Landtagskandidat der Herner CDU (Bild). Nun muss der 49-Jährige um den Wiedereinzug in den Rat der Stadt bangen.
Vor sieben Jahren war Sven Rickert noch Landtagskandidat der Herner CDU (Bild). Nun muss der 49-Jährige um den Wiedereinzug in den Rat der Stadt bangen. © FUNKE Foto Services | Joachim Haenisch

Die CDU-Reserveliste wird angeführt von Bettina Szelag, Partei- und Fraktions-Chef Christoph Bußmann (36 Jahre) sowie Bürgermeisterin Andrea Oehler (66). Neu auf den ersten zwölf Listenplätzen sind der frühere RAG-Manager Prof. Dr. Hans-Peter Noll (64) - er ist zurzeit stellvertretender Vorsitzender des Ruhr-Parlaments - auf Platz 9 sowie Annemarie Bröder (27) von der Jungen Union auf Platz 12. Parteichef Bußmann betonte den relativ hohen Anteil der Frauen auf den vorderen Plätzen (fünf von zwölf).

Von den bisherigen Stadtverordneten verzichtete nur Barbara Merten auf eine Kandidatur. Ebenfalls auf den ersten zwölf Plätzen landeten (in dieser Reihenfolge): Andreas Barzik (59), Björn Wohlgefahrt (41), Maria Schmidt (70), Angelika Hörling (65), Michael Lewburg (59), Markus Mähler (33) und Jürgen Hausmann (67). Auffällig: Björn Wohlgefahrt erzielte das beste Ergebnis (keine Gegenstimme), Bürgermeisterin Andrea Oehler mit neun Nein-Stimmen das nach Sven Rickert (18 Nein) und Angelika Hörling (10 Nein) drittschlechteste Ergebnis aller 41 Listenkandidatinnen und -kandidaten.

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Die Weichen für die vier Herner Bezirksvertretungen hatte die CDU schon im Vorfeld des Parteitags gestellt. Mit Markus Lülf (Sodingen) und Jörn Ongsiek (Herne-Mitte) scheiden zwei der vier bisherigen CDU-Bezirksfraktions-Spitzen aus, Frank Dorste (Wanne) und Jascha Hoppe (Eickel) treten dagegen erneut an.