Herne. . Bei der Landtagswahl tritt Sven Rickert im Wahlkreis Herne I für die CDU an. Er weiß: In der SPD-Hochburg Herne wird es schwer für ihn.

  • Bei der Landtagswahl im Mai tritt Sven Rickert im Wahlkreis Herne I für die CDU an
  • CDU-Ratsherr will in der SPD-Hochburg Herne Mut zeigen und Durchhaltevermögen beweisen
  • Diplom-Jurist ist beruflich an seinem Studentenjob „hängengeblieben“

„Svenmobil“ nennt Sven Rickert, Landtagskandidat der CDU, seinen Wahlkampfbulli, mit dem er in diesen Wochen auf Tour ist. Sein Konterfei ist groß auf den Seiten angebracht, das macht man heute so. Und vorne, auf der Motorhaube, steht selbstbewusst: „Auf dem Weg in den Landtag“.

Beim Termin mit der WAZ hat Rickert seinen Wagen mitten in Sodingen geparkt. Kaum ausgestiegen, wird er von einer Passantin angesprochen. Er trete für die CDU an?, fragt ihn die Frau in den 30ern freundlich. Und fügt gleich an: „Da gehört aber Mut dazu!“ Der Kandidat lächelt leicht gequält, antwortet dann aber nicht minder freundlich: „Mut habe ich!“ Die Frau nickt, wünscht ihm viel Glück, dann ist sie schon weg.

Weg in den Landtag könnte lang sein

Der Weg in den Landtag, den das „Svenmobil“ ankündigt, der könnte ein langer sein. Das weiß der 42-jährige CDU-Ratsherr selbst. Wer in der SPD-Hochburg Herne für eine andere Partei antritt, der braucht einen guten Listenplatz — oder eben Mut. Der Listenplatz Nummer 58 ist nicht gut, drum will Rickert mutig sein. Es sei „durchaus möglich“, sagt er beim Cappuccino im Außenbereich einer Sodinger Bäckerei, dass es jetzt schon reiche für den Einzug ins Landesparlament. Und wenn nicht, was durchaus realistisch sei, dann eben beim nächsten oder übernächsten Mal. Er sieht sich als „Kandidat, der sich jetzt aufbaut“: „Ich habe Durchhaltevermögen.“

Rickert, aufgewachsen in Sodingen, Abitur am Pestalozzi, tritt erstmals als CDU-Landtagskandidat im Bezirk Herne I an. 2012 verlor seine Parteifreundin Andrea Oehler (20,5 Prozent) deutlich gegen SPD-Kandidat Alexander Vogt (54,8 Prozent), noch einmal antreten wollte die Ratsfrau nicht. In der Partei hat sich Rickert langsam hochgearbeitet. Er war in der Bezirksvertretung Sodingen, seit dieser Ratsperiode sitzt er im Stadtrat, seit Januar ist er CDU-Fraktionsgeschäftsführer. „Ich habe die Ochsentour“, gemacht, sagt er. Die soll nun (oder später) gekrönt werden – mit einem Sitz im Landtag.

Er ist weiter tätig im alten Studentenjob

Beruflich ist Rickert „beim Studentenjob hängen geblieben“. Als er Jura studierte, habe er damit begonnen, für QVC, dem Teleshopping-Unternehmen, Bestellungen auf- und Reklamationen anzunehmen, erzählt er. Das sei nun 13 Jahre her. Mittlerweile habe er einen Heim-Arbeitsplatz mit Headset und Online-Zugang, und noch immer verkaufe er das, was die Moderatoren in dem Verkaufs-Fernsehkanal feilböten. Bettwäsche etwa, Kosmetik oder Mikrofaser-Putztücher. Die Bestellnummern vieler Produkte kann er herunterbeten, etwa die 832758 für Unterbetten. Die Arbeit als Kundenbetreuer für QVC, sagt Rickert, sei ideal, er könne sie etwa auch abends zu Hause erledigen. Zudem sei QVC ein angenehmer Arbeitgeber, und wichtig: „Bei dem Job nimmt man keine Probleme mit nach Hause.“

„In der Hauptsache“, betont der Diplom-Jurist, „bin ich aber Kommunalpolitiker.“ Seine Arbeit für den Sender habe er heruntergefahren, als er im Januar Fraktionsgeschäftsführer wurde. Ein Drittel QVC, ein Drittel CDU-Fraktionsgeschäftsführung, ein Drittel Ratsarbeit – das sei nun sein „Job“.

Rickert ist Spiele-Fan und Tänzer

Und künftig Abgeordneter? Rickert, Fan von Gesellschaftsspielen und Goldstar-Tänzer, sieht sich gewappnet für die Aufgabe. Alexander Vogt, der SPD-Mann, werde vielleicht gewinnen – „aber nicht verdient“, meint der 42-Jährige. Vogt sei „so wenig präsent“, tue kaum was für Herne, und sogar Ministerpräsidentin Hannelore Kraft habe ihm schon vor Jahren gesagt, dass er nichts mehr werde, so lange sie im Amt sei, erinnert er.

Überhaupt: SPD und Grüne hätten versagt, bilanziert der CDU-Kandidat und zählt, wie man das im Wahlkampf eben so tut, auf: Das Thema Inklusion habe Rot-Grün „total verbockt“, die Kinderarmut im Land sei „katastrophal“, und das Sicherheitsgefühl in Nordrhein-Westfalen „bleibt auf der Straße“. Rickert nippt am Cappuccino und sagt: „Es kann doch nicht sein, dass man denen das durchgehen lässt.“ Es wirkt fast schon beschwörend.

>> FRAGEN an Sven Rickert

Richtig oder falsch?

Die Entscheidung des Rates für eine Städte-Partnerschaft mit dem Istanbuler Stadtbezirk Besiktas ist nach wie vor richtig.

Richtig. Wir haben eine Entscheidung zugunsten des Landes und der Bürger getroffen und dadurch gerade betont, dass wir in der schwierigen Zeit zur Türkei stehen – auch wenn wir die Entscheidungen des Präsidenten Erdogan missbilligen.

Es ist nicht gut für die CDU in Herne, dass Markus Schlüter als Parteichef Abschied genommen hat und demnächst seinen Posten als Fraktionschef abgibt.

Falsch. Auch wenn wir die Entscheidung bedauern und gerne noch länger von seiner Erfahrung profitiert hätten: Es ist jetzt Zeit für einen Wechsel und Zeit für neue Ideen. Das ist immer hart, aber die Diskussion wird unserer Partei gut tun.

Die Ratskoalition mit der SPD war das Beste, was der CDU in Herne passieren konnte.

Falsch. Es ist das Beste, was Herne passieren konnte. Allerdings haben wir in der CDU nun die große Herausforderung, auch unseren Beitrag an den gemeinsamen Erfolgen zu betonen.

Entweder oder

Urlaub in Deutschland oder im Ausland?

Kurztrip in Deutschland, zum Beispiel an die Nordsee, längerer Urlaub im Ausland. Der perfekte Urlaub hat für mich eine Mischung aus Entspannung am Strand und Erkundung fremder Orte und Kulturen – zum Beispiel Ägypten, Asien oder auch mal wieder Griechenland.

„Traumschiff“ im ZDF oder „Tatort“ im Ersten?

Der Tatort Münster hat was, aber eher Star Trek: Die Menschheit hat Hunger und Kriege überwunden und stellt sich neuen Herausforderungen mit der Erforschung des Universums und dem Austausch zwischen den Lebensformen…

Schlager oder Pop?

Pop. Ich mag es ruhiger, wenn zur Melodie auch schöne Texte kommen, gerne auch auf Deutsch, zum Beispiel Andreas Bourani, Silbermond oder Max Giesinger.

Sven Rickert mag ruhigen Pop - etwa von  Andreas Bourani .
Sven Rickert mag ruhigen Pop - etwa von Andreas Bourani . © Daniel Bockwoldt/dpa

>> WEITERE INFORMATIONEN: Zur Person

Sven Rickert ist verheiratet und wohnt in Baukau. Seit 1997 ist er Mitglied der CDU. Von 2009 bis 2014 war er Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Sodingen, seit 2014 ist er Ratsherr und CDU-Vertreter im Regionalverband.

Seine politischen Schwerpunkte sind unter anderem Integration, Inklusion sowie Kirchen und Glaubensgemeinschaften.