Herne. VHS oder Super 8: Diese Filme kann man kaum noch schauen, es gibt keine Geräte mehr. Ein Herner erweckt sie digital zu neuem Leben.
Es sind Geräusche aus einer vergangenen Technikepoche: das Rattern eines Projektors, wenn der Super-8-Film sich über die Spulen dreht. Viele Menschen werden sich daran erinnern, dass man eine VHS-Kassette zurückspulen musste, wenn man einen Film angeschaut hatte - in vielen Videotheken musste man sogar Strafe zahlen, wenn man das vergessen hatte. Auch wenn diese Epoche längst Vergangenheit ist: In vielen Schränken und Kellern schlummern immer noch VHS-Kassetten oder Filmspulen. Ein Herner erweckt die Filme wieder zum Leben.
Videokassetten, Schallplatten oder Dias
Gerd Misere bietet seit mehr als 20 Jahren mit seinem Kleinstunternehmen „gm-video“ die Digitalisierung von alten Speichermedien an: neben Video- auch Musikkassetten oder Schallplatten sowie Super-8-Filme, Dias oder Fotos.
Der heute 65-Jährige hat quasi aus eigener Betroffenheit heraus das Geschäftsmodell aufgebaut. Früher habe er sich für die Fotografie begeistert, später habe er auch Videofilme gedreht. Dabei habe er die unterschiedlichsten Kameras und Technikstandards genutzt, erzählt er im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Doch diese Technik sei mit den Jahren nicht mehr zeitgerecht gewesen. Er habe nach Möglichkeiten gesucht, die Kassetten zu überspielen, um sich diese Erinnerungen wieder anschauen zu können.
Seine „Liebhaberei“, wie sein Geschäft ganz offiziell beim Finanzamt eingetragen sei, könne er ganz entspannt in seinem Wohnzimmer erledigen. Er habe alles, was er an Ausrüstung brauche und diese dann auch in mehrfacher Ausstattung. „Es ist gut, immer Ausrüstung auf Lager zu haben. Zum Beispiel habe ich zwei Computer, sodass ich, während der eine gerade eine CD brennt, ich am anderen noch weiter arbeiten kann“, erläutert Misere.
„Es ist schön, dass man die Erinnerung für alle, ob jung oder alt, bewahren kann“
Werbung macht Misere keine, die Kundinnen und Kunden würden über Mund-Propaganda auf sein Geschäft aufmerksam. Ältere Menschen kämen genauso wie junge. Gerd Misere sagt: „Es ist schön, dass man die Erinnerung für alle, ob jung oder alt, bewahren kann“. Denn das ist in den allermeisten Fällen der Grund für die Digitalisierung: In früheren Jahren seien schöne Lebensmomente wie Hochzeiten oder runde Geburtstage auf Film festgehalten worden, doch nun fehlten die Geräte, um sie anzuschauen. VHS-Rekorder findet man maximal noch auf Flohmärkten.
Je nach Wunsch überspielt Misere die Videos, Fotos oder Musik, daneben kann er Filme schneiden, Übergänge oder Vor- und Abspann einbauen. Auf die Frage, ob es spannend sei, diese Momente im Leben anderer Menschen zu sehen, gibt er eine etwas überraschende Antwort: Den Inhalt schaue er sich höchstens an, wenn er Stichproben mache, ob technisch alles einwandfrei ist. Ausnahmen seien Videos, die er vertonen solle. Alte - noch tonlose - Urlaubsvideos vom Strand würden gerne mit einem Meeresrauschen unterlegt.
Auch die CD kommt schon langsam in die Jahre
Gerd Misere bearbeitet zwar in erster Linie museumsreife Techniken, doch er registriert, dass auch die Digitalisierung immer schneller voranschreite. So komme langsam die CD als Speichermedium in die Jahre, sie werden immer stärker von USB-Sticks oder Festplatten abgelöst.
>>> KONTAKT
So kann man Kontakt aufnehmen: Video-gm, Dorstener Straße 63, Telefon 02325-559305, Mail gm-foto@t-online.de; in Herne, Bochum und Gelsenkirchen bietet Gerd Misere einen Hol- und Bringservice.