Herne. Eine Familie mit zwei Kinderwagen wollte in Herne Bus fahren - so wie immer. Doch der Busfahrer verwehrt ihnen die Fahrt. Die Familie ist sauer.

  • Familie aus Herne mit zwei Kinderwagen wurde aus dem Bus geworfen
  • Busfahrer begründet: Er dürfe nur einen Kinderwagen mitnehmen
  • Bogestra bedauert, dass es zu einer „Verzögerung“ gekommen ist

Stinksauer ist eine Familie aus Herne. Der Grund: Ein Busfahrer der Bogestra habe ihnen die Fahrt mit dem Bus verwehrt, weil sie mit zwei Kinderwagen einsteigen wollten. Für die Familie völlig unverständlich.

Was genau ist passiert? Am Nachmittag wollte die vierköpfige Familie von der Bushaltestelle „Solbad“ den Bus 368 in Richtung Cranger Kirmesplatz nehmen, schildert Vater Christoph Hackel. Der Busfahrer habe ihnen gesagt, er könne die Familie nicht mitnehmen, weil er nur einen Kinderwagen befördern dürfe. „In dem Moment blieb ich erstmal verdutzt stehen, denn es handelte sich um einen Gelenkwagen und wir waren am Vortag ebenfalls mit einem Gelenkwagen der Linie 313 exakt die gleiche Route gefahren.“

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Als der Busfahrer dann doch mit Verzögerung die mittlere und hintere Tür geöffnet habe, habe die Familie gedacht, er habe sich „besonnen“. Entsprechend sei seine Frau hinten eingestiegen, er selbst im mittleren Teil. Dort habe bereits ein Kinderwagen längs entlang der Aussparung für Kinderwagen gestanden. „Ich habe mich mit unserem Kinderwagen dann quer davor gestellt, sodass unser Kinderwagen ebenfalls vollständig im dafür vorgesehenen Bereich stand.“ Die Mutter des anderen Kindes habe auf den zwei ausklappbaren Zusatzsitzen sitzen bleiben können, „und auch sonst hatte jeder weitere Fahrgast einen Sitzplatz“. Das heißt, der Bus sei weder überfüllt gewesen, noch hätten sie im Weg gestanden, so Hackel.

Familie aus Herne ist „stinksauer“

„Als ich mein Handy herausholte, um über die VRR-App Tickets zu lösen, kam der Fahrer dann zu mir in den Mittelteil und sagte noch einmal, dass wir aussteigen müssen, weil er uns mit dem Kinderwagen nicht mitnehmen würde, weil da bereits ein anderer stand.“

Die Familie sei nun aus mehreren Gründen „stinksauer“ und fühle sich als Familie respektlos behandelt. Sie hätten es noch nie von jemandem im öffentlichen Dienst erlebt, dass sie derart herablassend behandelt würden, weil sie eine Familie mit einem Säugling und einem Kleinkind seien. „Wenn man es als öffentliches Verkehrsunternehmen halbwegs ernst meint, Teil der Klimawende im Verkehr zu sein, ist es ein Ding der Unmöglichkeit, aus einem halbvollen Bus geworfen zu werden, weil man mit zwei Kinderwagen dort mitfahren möchte.“

Weiterhin betone die Stadt Herne immer zwei wesentliche Dinge, so Hackel: Dass es sich bei der Kirmes um eine Veranstaltung für die ganze Familie handele und man nach Möglichkeit die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen solle, um anzureisen. „Das, was wir da heute im Rahmen unserer Anfahrt erlebt haben, torpediert diese beiden tollen Grundgedanken natürlich völlig“, so der Familienvater.

Und was sagt die Bogestra zu dem Vorfall? Ist es wirklich richtig, dass der Busfahrer nur einen Kinderwagen mitnehmen durfte? „Wir bedauern, dass es bei der Anreise der Familie zu einer Verzögerung gekommen ist, weil sie nicht mit dem gewünschten Bus der Linie 368 fahren konnten“, sagt Christoph Kollmann, Sprecher der Bogestra.

Je nach Situation könne es aber dazu kommen, dass die Fahrerinnen und Fahrer die Entscheidung treffen müssten, dass Fahrgäste nicht mitfahren könnten, sondern sie bitten, den nächsten beziehungsweise einen anderen Bus zu nehmen. „Dies dient dazu, um eine sichere Fahrt für alle Fahrgäste zu ermöglichen.“

Für die Familie mit den beiden Kinderwagen bedeute dies, dass sie nun nie wisse, ob sie in einem - auch nicht mal gefüllten - Bogestra-Bus mitfahren dürfe, sagt der Vater. Das sei unfassbar. „Ich habe mein Vertrauen in die Bogestra verloren.“