Herne. Cannabis legal anbauen und an Mitglieder verkaufen: Das ist bald in Cannabis-Social-Clubs möglich. In Herne wird gerade einer aufgebaut.

Noch sind die Räume leer und kahl, Baumaterialien liegen herum. Doch schon in wenigen Monaten sollen an diesem Ort - im besten Fall - etliche Cannabispflanzen wachsen und gedeihen. Der erste Cannabis-Social-Club in Herne steht in den Startlöchern. Zur Erinnerung: Seit April ist der Konsum und Anbau von Cannabis legal, seit dem 1. Juli können nun auch Lizenzen für die Social Clubs beantragt werden.

Einer, der eine solche Lizenz beantragen möchte, ist Marcel Zimmermann. Der gebürtige Herner baut gerade mit einigen Bekannten das „Hanfwerk“ auf, die ersten Mitglieder hätten sich bereits registriert. Wo genau der Club entsteht, wird aber noch nicht verraten. Wegen der Nachbarn und weil die Lizenz eben noch nicht da ist, sagt Zimmermann, der inzwischen in Bochum lebt. Bis es so weit ist, werde von den Mitgliedern, die sich schon angemeldet haben, noch kein Geld verlangt. „Wir wollen erst alles in trockenen Tüchern haben.“ Wann das sein wird, wisse er noch nicht. „Das kann sich auch noch über Monate hinziehen.“ Eines steht jedoch schon fest: Hanfwerk ist bereits ein eingetragener Verein, erst vor wenigen Tagen kam die Bestätigung durchs Amtsgericht. Nun wolle er die Lizenz beantragen, so Zimmermann.

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Damit es direkt losgehen kann, sobald die Lizenz dann da ist, hat Zimmermann in den vergangenen Wochen hart gearbeitet. Das Gewerbeobjekt haben er und seine Bekannten saniert und renoviert. Der zukünftige Social Club erstreckt sich über zwei Etagen. Oben: Räume, um die Stecklinge hochzuziehen. Auch einen Raum, in dem mit neuen Sorten experimentiert werden kann, gibt es. Im Keller haben die Pflanzen reichlich Platz zum Wachsen. In zwei großen Räumen können je 330 Cannabis-Pflanzen wachsen - je 22 Lampen sorgen für die optimalen Bedingungen. Pro Raum könnten so 13 Kilogramm geerntet werden. Alle drei Monate könne die Ernte stattfinden, erklärt Marco, der gemeinsam mit Marcel Zimmermann den Cannabis Social Club vorbereitet. 

„„Wir wollen erst alles in trockenen Tüchern haben.““

Marcel Zimmermann
Cannabis-Social-Club-Gründer

82 Mitglieder hätten sich bis jetzt angemeldet. 500 könnten rein theoretisch aufgenommen werden, „wir wollen uns aber erst einmal auf 300 bis 350 beschränken“. Der Monatsbeitrag liege bei 10 Euro. Ein Gramm Cannabis koste zusätzlich 9 Euro. Es gebe verschiedene Pakete, erklärt Marco. Zum Beispiel eins für 130 Euro, da gebe es 15 Gramm inklusive. Oder eins für 185 Euro - mit 25 Gramm. Das älteste Mitglied, das sich angemeldet habe, sei 60 Jahre alt. Das Durchschnittsalter liege aber zwischen 30 und 40 Jahren. 

Sobald die Lizenz da ist, wird das Equipment gekauft

Beim Anbau komme es besonders auf die Temperatur, die Beleuchtung und den Dünger an. Es könne im Sommer auch draußen angebaut werden, „wir machen es aber nur hier in unseren Räumen“.

Marcel Zimmermann sagt, er sehe in der Legalisierung eine „super Chance“, sich nicht verstecken zu müssen und in keinen Gesetzeskonflikt zu geraten. Die Reaktionen von Freunden und Familien seien bisher durchweg positiv, sagt der 43-Jährige. Wie die Nachbarn reagieren werden, werde sich noch zeigen. Übrigens: Die Ausgabe des Cannabis erfolge nicht am gleichen Ort wie der Anbau. Dafür wollten die Gründer des Clubs ein extra Lokal anmieten. Starten wollen sie mit zunächst vier Cannabis-Sorten, die dann auch mal wechseln. „Wir wollen auch unsere eigenen Pflanzen züchten.“ Dafür gebe es den Experimentier-Raum im Erdgeschoss.

Für Zimmermann erfülle sich mit dem Cannabis Social Club ein Jugendtraum, erzählt er. „Deswegen hoffen wir sehr, dass wir schnell die Lizenz bekommen und dann endlich richtig starten können“. Erst wenn die Lizenz da ist, werden sie sich weiteres Equipment besorgen und den Club ausbauen. Doch schon jetzt sei nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Geld in das Projekt geflossen - mehr als 10.000 Euro, verrät Zimmermann.

>>>Wer kontrolliert die Cannabis Social Clubs?

  • In Cannabis Social Clubs können sich die Mitglieder gegenseitig beim Anbau von Cannabis unterstützen. Die Ernte wird dann an die Mitglieder verteilt. Die Anträge für diese Anbauvereinigungen sind bei der Bezirksregierung zu stellen, teilt die Stadt Herne auf Nachfrage mit.
  • Nach Eingang der Anträge soll nach spätestens drei Monaten über die Anträge entschieden werden. Die Kontrolle der Anbauvereinigungen geschehe über die Bezirksregierung, eine feste Routine der Kontrollen sei nicht im Gesetz verankert, so die Stadt.