Herne. Seit einigen Jahren hat ein Hidden Champion seinen Sitz im Herzen der Herner City. So blickt man auf den Standort und die Geschäftsentwicklung.
Wie hält man Innenstädte, die bislang vom Einzelhandel geprägt sind, in Zukunft lebendig? In Herne kann man einen Ansatz besichtigen: die Neuen Höfe. Das ehemalige Kaufhaus hat sich zu großen Teilen in einen Bürostandort verwandelt, im Oktober 2020 zog mit der Fläkt-Group der erste Ankermieter ein. Das Fazit des Unternehmens nach fast vier Jahren? Äußerst positiv.
Zentrale Lage ist Pluspunkt bei der Suche nach Fachkräften
„Der Standort mitten in der City hat nur Vorteile. Die Verkehrsanbindung ist optimal. Außerdem ist es super, wenn man in der Pause kurz Besorgungen in der Stadt machen kann“, so Matthias Greschner, Geschäftsführer Deutschland, im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Die Lage sei sehr attraktiv und deutlich besser als in einem Industriegebiet. Und sie mache sich bei der Suche nach Fachkräften positiv bemerkbar. Herne klinge für Bewerber zunächst nicht so toll wie Köln oder Düsseldorf, aber wenn jemand diese Lage gesehen habe und die Büros in den Neuen Höfen, dann sei das bei der Entscheidung ein Pluspunkt fürs Unternehmen. „Das hilft, jemanden von einem Standort zu überzeugen“, so Greschner.
Dennoch habe Fläkt die gleichen Mühen wie viele andere Unternehmen, um Nachwuchs zu finden. Online-Stellenanzeigen allein würden nicht mehr reichen, inzwischen habe Fläkt eine Agentur eingeschaltet und ein Video produziert, um junge Menschen für Fläkt zu interessieren. „Aber es ist mit sehr viel Mühen verbunden, um Auszubildende zu bekommen.“ Dazu gebe es Prämien, wenn Mitarbeiter bereits ausgebildete Fachkräfte für Fläkt rekrutieren können. Da Fläkt eine gewisse Größe habe, sei das Unternehmen durchaus interessant.
Große Produktpalette zur Behandlung von Raumluft
Diese „gewisse Größe“ lässt sich beziffern: Mit rund 3500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist das Unternehmen in 65 Ländern in Europa, Asien und den USA aktiv und bietet alle möglichen Lösungen zur Behandlung von Raumluft. Die Palette ist groß und reicht von Rechenzentren über Luftreinhaltung in Parkhäusern oder Tunneln, Krankenhauslaboren bis hin zu Lüftungslösungen für Gigafactorys. Greschner: „Es ist wichtig, sich nicht nur auf ein Bein zu stützen, je breiter wir uns aufstellen, desto besser können wir uns von anderen abheben.“
Es gebe zwar - bei Mitarbeiterzahl und Umsatz - größere Firmen als Lüftungshersteller, der Unterschied sei die Breite des Portfolios bei Fläkt. „Die Mischung aus einer Hand zu liefern, da tun sich andere schwerer als wir“, so Greschner. „Wir sehen uns als Lösungsanbieter.“ Und das mit unterschiedlichen Stärken weltweit. In Deutschland liege der Fokus auf Innenraumbelüftung, Datencentern oder Reinräumen für die Pharmaindustrie. Dabei seien Datencenter der am stärksten wachsende Bereich.
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Das Hauptgeschäft sei immer stärker die Nachrüstung von Lüftungsanlagen - was auch der Tatsache geschuldet ist, dass der Neubausektor zurzeit brach liegt. „Man kann durch verschiedene Maßnahmen viel Energie sparen.“ Wenn man den Lebenszyklus von Gebäuden betrachte, würden die Energiekosten immer unterschätzt. Das preiswerteste Gerät beim Kauf sei auf die Dauer gesehen nicht unbedingt das günstigste. „Die Energiekosten sind im Laufe der Jahre das entscheidende.“ Das sei ein wichtiger Markt - auch weil viele Fläkt-Anlagen in Betrieb seien. So könnten Kunden ihren sogenannten CO2-Abdruck verbessern, auch die Weiternutzung von alten Komponenten sei nachhaltig. Diese Nachhaltigkeit und der Energieverbrauch spiele bei der Planung und beim Einbau von Anlagen eine immer größere Rolle.
>>> Der Ventilator gab den Namen
Die Fläkt-Group Deutschland GmbH ist 2016 aus dem Zusammenschluss der schwedischen Fläkt-Woods-Group und der Denco-Happel GmbH (vorher GEA Air Treatment) entstanden. Das Unternehmen kommt nach eigenen Angaben auf einen Jahresumsatz von rund 700 Millionen Euro. Das Wort Fläkt im Namen kommt aus dem schwedischen und bedeutet Ventilator.