Herne. Die Bilanz über Vandalismusschäden im Streichelzoo Gysenberg macht die Herner Politik fassungslos. Warum die Stadt eine Videoüberwachung ablehnt.

Am Tag der Wiedereröffnung des Streichelzoos im Gysenberg am 11. April verteilte die Stadt Blumen. „Mit diesen Blumen war schon kurz darauf die Toilette in der Anlage verstopft“, berichtete Gudrun Kaltenborn von Stadtgrün in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Sodingen. Weil das längst nicht die einzigen Schäden durch Vandalismus waren, wird in der Politik der Ruf nach einer Videoüberwachung laut. Bei der Stadt stößt dies jedoch auf Skepsis bis Ablehnung.

Die von Stadtgrün vorgelegte lange Liste der Schäden machte die Bezirksverordneten (einmal mehr) fassungslos. „Die Toilette wurde bereits viermal verstopft“, so Kaltenborn. Papierhalter, Desinfektionsspender und der Siphon des Waschbeckens seien abgerissen worden, Beschilderungen beschädigt. Zwei Wochen nach der Eröffnung sei die Toilettenanlage gesperrt worden, weil sie nicht mehr nutzbar gewesen sei.

Fundstücke auf dem Gelände: Ein Messer und ein Keuschheitsgürtel

Auf dem Tierparkgelände hätten Unbekannte versucht, den Futterautomaten zu knacken, um an das Geld zu kommen. „Es wurde alles Mögliche und Unmögliche geklaut: vom Hühnerei bis zum Schlauchadapter.“ An der gesperrten Toilettenanlage sei die Tür demoliert worden und eingeritzt worden. Mysteriös: Auf dem Gelände ist ein Messer und - kein Scherz - am Tag danach an derselben Stelle eine Art Keuschheitsgürtel gefunden worden. Immerhin: Von den Besucherinnen und Besucher erhalte die Stadt viel Zuspruch und Lob für die Wiedereröffnung, so Kaltenborn.

Die Freude über die Wiedereröffnung des Streichzoos im Gysenberg war groß, wurde aber schnell getrübt.
Die Freude über die Wiedereröffnung des Streichzoos im Gysenberg war groß, wurde aber schnell getrübt. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

SPD-Fraktions-Chef Michael Weberink vermisste bei der Stadt „einen Plan“. „Keiner von uns kann verstehen, was Menschen dazu treibt, so etwas zu tun. Ich würde aber gerne irgendeine Idee mitnehmen, bei der wir die Verwaltung unterstützen können, das Problem in den Griff zu bekommen.“ Die Stadt sei ratlos, räumte Kaltenborn an. „Eine Kamera dürfen wir nicht aufstellen, weil damit ja auch die Mitarbeiter gefilmt würden. Das ist aus dienstrechtlichen Gründen nicht möglich.“

Die Ablehnung einer Videoüberwachung stieß bei SPD und CDU auf Verwunderung. Man könne doch mal klären, ob man rechtliche Hürden durch Einverständniserklärungen von Mitarbeitern überwinden könnte, so der Vorschlag. Die Kameras nur nachts in Betrieb zu nehmen, wäre keine Lösung, weil die Schäden auch tagsüber verursacht würden, so Kaltenborn. Außerdem sei der Toilettenbereich nachts nicht zugänglich und daher zu dieser Zeit auch nicht gefährdet. Die Stadt werde aber noch einmal prüfen, ob eine Videoüberwachung nicht doch möglich sei, kündigte die Stadtgrün-Mitarbeiterin an.

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Die bereits vor Wochen von Bezirksbürgermeister Mathias Grunert unterbreiteten Vorschläge - Einschränkung der Öffnungszeiten, Bereitstellung von Security-Personal - sind für die Stadt wohl ebenfalls kein Thema: Sie wurden in der Sitzung nicht erörtert.