Herne. Zwei verwahrloste Wohnhäuser rufen die Herner Politik auf den Plan. Die Verwaltung müsse mehr tun, so die Forderung.

Von einer „besorgniserregenden Entwicklung“ bei zwei leerstehenden Mehrfamilienhäusern hat die SPD in der Bezirksvertretung Sodingen berichtet. Konkret geht es um die Gebäude an der Roonstraße 41 und an der Vellwigstraße 42.

Auf Anfrage der SPD informierte Astrid Winter von der städtischen Stabsstelle Problemimmobilien in der Sitzung der Bezirksvertretung am Mittwochabend über den aktuellen Sachstand. Das Haus an der Roonstraße sei seit einem Brand im Jahr 2018 nicht mehr bewohnbar. Eigentümerin sei eine mehrköpfige Erbengemeinschaft, sagte sie. Zurzeit liefen nach Auskunft der Bauordnung mehrere bauordnungsrechtliche Verfahren zur Beseitigung von Mängeln. Es seien auch Bauanträge gestellt worden, passiert sei seitdem aber nichts.

Seit einem Brand unbewohnt: das Haus an der Roonstraße 41.
Seit einem Brand unbewohnt: das Haus an der Roonstraße 41. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Nach Angaben der SPD sei der Bürgersteig gesperrt worden, nachdem sich Dachziegel gelöst und herabgefallen seien. Die Eigentümer seien aufgefordert worden, die Mängel zu beseitigen, so die Stadt. Außerdem fänden vor Ort regelmäßige Kontrollen statt.

Stadt Herne führt die Gebäude als „verwahrloste Immobilien“

Bei dem schon lange leerstehenden und bereits von der Energie- und Wasserversorgung getrennten Wohnhaus an der Vellwigstraße in Börnig sei der Eigentümer der Verwaltung ebenfalls bekannt, so die Stadtmitarbeiterin. Die Stadt kontrolliere das Gebäude regelmäßig und reagiere auf „kleine Auffälligkeiten“; der Eigentümer sei kooperativ. Beide Gebäude würden von der Stadt auf der Liste der „verwahrlosten Immobilien“ geführt, so Winter. Mehr könne die Stadt derzeit nicht tun, weil es dafür keine rechtliche Handhabe gebe.

Das leerstehende Wohnhaus Vellwigstraße 42.
Das leerstehende Wohnhaus Vellwigstraße 42. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Die SPD gab sich mit dem Bericht nicht zufrieden. Es sei nicht akzeptabel, wenn ein Bürgersteig dauerhaft gesperrt werden müsse, so Bezirksfraktions-Chef Michael Weberink zum Haus Roonstraße. Die Stadt müsse „die nächste Eskalationsstufe zünden“, um mehr Druck auszuüben.

Auch das wäre nicht immer zielführend, entgegnete Baudezernent Stefan Thabe. Die nächste Eskalationsstufe in solch einem Fall wäre das Eintreiben eines Zwangsgeldes, gegen das Eigentümer gerichtlich vorgehen könnten: „Wir sind dann wieder ein Jahr älter“. Und wenn die Stadt Schäden zunächst auf eigene Kosten in Form einer Ersatzvornahme beseitige, müsse sie das Geld anschließend wieder eintreiben, was ewig dauern könne oder erst gar nicht möglich wäre, weil der Eigentümer plötzlich „verschwinde“.


Michael Weberink, Vorsitzender der SPD-Bezirksfraktion.


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Michael Weberink, Vorsitzender der SPD-Bezirksfraktion. Gesendet von Outlook für iOS © WAZ | loc

An der Roonstraße ist die „nächste Eskalationsstufe“ mittlerweile offenbar nicht nötig: Am Tag nach der Bezirkssitzung war der Bürgersteig vor dem Haus nicht mehr abgesperrt. Die Sodinger Bürgerin Nicole Marek wies in der Bezirkssitzung darauf hin, dass dieses Gebäude zum Verkauf stehe und über ein Immobilienportal beworben werde.

Ein Preis von 449.000 Euro wird zurzeit für das Haus (600 Quadratmeter Wohnfläche) und das rund 1000 Quadratmeter große Grundstück aufgerufen. „Das gesamte Objekt muss kernsaniert werden. Möglich wäre auch ein Abriss und Neubau“, heißt es auf „Immobilienscout 24“.

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An der Vellwigstraße gibt es dagegen möglicherweise nach wie vor Handlungsbedarf. Unter Berufung auf Anwohner berichtete die SPD, dass sich Obdachlose dort nachts Zugang verschafften. Und: Im Gebäude würden Alkohol und illegale Drogen konsumiert.