Herne. Seit Ende letzten Jahres ist das Restaurant Kulturküche in Herne nun in Betrieb. Wie das Essen schmeckt, was überzeugt und was noch fehlt.

Das Restaurant „Kulturküche“ im We-House, dem ehemaligen Hochbunker in Herne-Sodingen, hat Ende vergangenen Jahres eröffnet. „Wir möchten Kultur und Küche zusammenbringen“, sagte Alexander Timm, Chef des Betreibers We-House Management GmbH, damals der WAZ-Redaktion. Frische, nachhaltige, saisonale und gesunde Kost wollte die Kulturküche, „vegan bis deftig, möglichst bio und regional“, umriss der Betreiber sein Konzept. Ein halbes Jahr später haben wir uns in dem neuen Restaurant umgeschaut – und würden immer wieder kommen.

Atmosphäre

Geschmackvoll, authentisch, modern und familiär ist der 150 Quadratmeter große Saal im Erdgeschoss des ehemaligen Bunkers gestaltet. Der große Raum mit Holzdielenboden wirkt hell, offen und ansprechend. Neben weißen Wänden greift das Restaurant mit vereinzelten Betonverkleidungen auch die Bunker-Tradition des Gebäudes auf. Tische, Stühle und Regale sind nicht aus einem Guss, sondern ein Mix aus verschiedenen Formen, Farben oder Holzarten, der dem Bistro seinen gemütlichen Charme verleiht. Die Holzoptik in Boden und Regalen sowie zahlreiche Pflanzen frischen den Raum zusätzlich auf. Separate, höher gelegte Nischen an den großen Fenstern zur Straße bieten eine alternative Sitzmöglichkeit, ebenso wie eine vom Essbereich abgetrennte Couch-Sitzgruppe.

Die Kulturküche in Herne-Sodingen soll eine Kombination aus Essen und Kultur bieten (Archivfoto).
Die Kulturküche in Herne-Sodingen soll eine Kombination aus Essen und Kultur bieten (Archivfoto). © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Dem Namen „Kulturküche“ entsprechend soll den Gästen neben einer frischen, gesunden Küche auch Kultur geboten werden. Wie es der Zufall will, gibt es am Tag des WAZ-Besuchs, anlässlich der Internationalen Portraitwoche, eine Ausstellungseröffnung unter dem Motto „Jeder Mensch ist schön“. In diesem Sinne bekleiden Dutzende Bleistift- und Aquarellzeichnungen die Wände des Lokals. Am Abend geht es mit einer Lesung des Herner Pfarrers Nils Petrat weiter. Veranstaltungen wie diese, aber zum Beispiel auch Musik-Abende, finden häufiger statt, erzählt die Kellnerin. Insgesamt herrscht im Bistro, das Platz für rund 50 Personen bietet, eine gemütliche Wohnzimmeratmosphäre.

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Angebot

Angeboten wird eine feste Frühstückskarte, ein wöchentlich wechselnder Mittagstisch sowie Kaffee und Kuchen. Ein Großteil der Ware werde von „biozertifizierten Zulieferern“ bezogen, heißt es auf der Webseite der Kulturküche und weiter: „Die meisten unserer Gerichte sind vegan.“ Ob Suppe, Salat, Curry, Burger oder Gulasch – auf den Speisekarten der vergangenen Wochen findet sich eine breite Auswahl an Gerichten.

Zum Mittagstisch gibt es bis 18 Uhr eine wechselnde Wochenkarte mit vier Gerichten – also ziemlich überschaubar. Auf der Speisekarte vom 23. bis zum 27. Mai stehen Hähnchengeschnetzeltes in Weißwein-Sahnesoße (13,90 Euro), ein Spinaci Salat mit hausgemachten Dressings (14,90 Euro), eine Gulaschsuppe (8,90 Euro) und eine Gemüselasagne (10,90). Wöchentlich wird die Karte angepasst. „Wir wollen saisonal arbeiten“, sagte Kai Debner von der We-House Management Gesellschaft der WAZ-Redaktion im vergangenen Jahr. Werden auf der Webseite zwar vegane Gerichte angekündigt, steht keines auf der aktuellen Wochenkarte.

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Auf der Frühstückskarte hingegen stehen ein veganer hausgemachter Porridge (7,20 Euro), gefüllte Bagel mit Avocado oder Käse (6,80 Euro) oder verschiedene „Bunker-Frühstücke“, wahlweise süß mit Croissant, vegan mit Brötchen, Aufstrichen oder herzhaft mit Käse und Wurst (6,40 bis 11,40 Euro). „Hinzugebucht“ werden können unter anderem Eier oder Aufstriche (1 bis 4,20 Euro). Das Frühstück wird von 10 bis 13 Uhr serviert. Bis 12 Uhr gibt es zum Einstieg in die Woche einen Waffel-Montag, bei dem belgische Waffen in verschiedener Variation bestellt werden können (3,10 bis 6,90 Euro).

Auf der Theke sind zudem teils selbstgemachte Kuchenvarianten angerichtet: Eine Maracuja-Pfirsich-Torte, eine Erdbeer-Sahne-Torte und ein Schoko-Krokant-Kuchen, die regelmäßig variieren. Auf der Getränkekarte stehen neben Kaffee, Tee und Kaltgetränken – wie ein hausgemachter Erdbeer- oder Himbeereistee – auch (Bio-)Weine, Aperitifs und Biere.

Geschmack

Als Hauptspeise wählen wir die Gemüse-Lasagne. Kurz darauf kommt eine vierstöckige Lasagne mit Pilzen, Aubergine, Zucchini, Paprika und Spinat mit einem frischen Beilagensalat. Zwischen cremig und fest bewegt sich die Konsistenz auf dem optimalen Niveau. Die goldbraun gebackene Käseschicht rundet das gut portionierte Gericht ab. Der Salat verleiht ihm eine frische Komponente. Von der Auswahl der Gerichte und dem Geschmack ist es zwar kein außergewöhnliches Novum, schmeckt insgesamt aber sehr gut.

In der Kulturküche in Herne-Sodingen gibt es eine Wochenkarte mit wechselnden Gerichten. Hier: eine Gemüselasagne.
In der Kulturküche in Herne-Sodingen gibt es eine Wochenkarte mit wechselnden Gerichten. Hier: eine Gemüselasagne. © WAZ Herne | Jana Beringer

Als Nachspeise wählen wir den selbstgemachten Erdbeer-Sahne-Kuchen aus. Zart zergeht der himmlische Erdbeertraum, der mit weißen Schokostreuseln und einer Erdbeere überzogen ist, auf der Zunge und erinnert mich dabei an die Backkünste meiner Oma – leicht, nicht zu süß und frisch.

In der Kulturküche in Herne-Sodingen, die Ende 2023 eröffnet hat, gibt es auch Kuchen. Hier: Erdbeer-Sahne-Kuchen.
In der Kulturküche in Herne-Sodingen, die Ende 2023 eröffnet hat, gibt es auch Kuchen. Hier: Erdbeer-Sahne-Kuchen. © WAZ Herne | Jana Beringer

Fazit

Lohnenswert! Das Restaurant punktet vor allem mit seinem familiären Charme, der zum Verweilen einlädt. Frisch und lecker schmeckt das Essen. Die Bedienung glänzt mit ihrer freundlichen und zuvorkommenden, aber nicht aufdringlichen Art. Außerdem trägt das innovative Wohnprojekt „We-House“ in seiner Gesamtheit zu der Wohnzimmer-Atmosphäre des Restaurants bei – eine gemütliche Anlaufstelle für jeden.

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Wer jedoch eine üppige Karte erwartet, ist hier fehl am Platz. Im August vergangenen Jahres hatte der Betreiber der WAZ-Redaktion bereits angekündigt, erst einmal klein anzufangen. Idee sei, so Kai Debner, ab August eine feste Karte mit rund zehn Gerichten und wechselnden Tagesgerichten zu haben. Dann soll das Restaurant auch länger – bis in die Abendstunden – geöffnet haben.

Ein Kritikpunkt: Zumindest in der Testwoche wird dem Anspruch auf der Webseite „die meisten unserer Gerichte sind vegan“ nicht entsprochen. Das sei mittlerweile auch nicht mehr der Anspruch, so Kai Debner. Einen Fokus auf vegane Gerichte soll es nicht geben. Stattdessen soll für jeden etwas dabei sein: von veganen bis fleischhaltigen Gerichten – Hauptsache gesund und regional. Aktuell tüftele das Team an der Karte.

Eine Besonderheit: Anfang Juni hat auf 75 Quadratmetern eine hauseigene Indoor-Farm eröffnet – bislang in der Testphase. Salate und Kräuter werden selbst angebaut, frisch gepflückt und in der Kulturküche weiterverarbeitet. Was nicht selbst gezogen wird, kommt von Bauernhöfen oder Lieferanten im Umkreis.

Bewertung

Geschmack: 4 von 5

Atmosphäre: 5 von 5

Service: 5 von 5

Preis-Leistung-Verhältnis: 5 von 5

Weitere Informationen

„Kulturküche“, Mont-Cenis-Straße 294/Kurt-Edelhagen-Platz, Herne, Telefon/Reservierungen 02323 3689701. Öffnungszeiten: Sonntag und Montag 9-18, Donnerstag, Freitag und Samstag 10-18 Uhr; Dienstag und Mittwoch ist Ruhetag.

Weitere Infos gibt es im Internet unter www.kulturkueche-herne.de

Hinweis der Redaktion: Diese Gastro-Kritik entspricht dem subjektiven Geschmacksurteil der Verfasserin beziehungsweise des Verfassers. Bei unseren Tests geben wir uns nicht zu erkennen, bewerten unabhängig und bezahlen das Essen selbst.