Herne. Erneut ist im Gysenbergpark in Herne die Kindereisenbahn Jolante entgleist. Der Betreiber sieht eine gezielte Attacke. Was riskierten die Täter?

Die beliebte Kindereisenbahn Jolante im Herner Gysenbergpark ist erneut entgleist. Unbekannte Täter hatten eine Weiche manipuliert und gingen offensichtlich sehr gezielt vor. Der Vorfall ging glimpflich aus. Der Betreiber macht aber auch klar, dass der oder die Täter durchaus Schlimmeres riskieren.

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Jolante im Gysenbergpark: Weiche manipuliert – Waggon springt aus die Schienen

Der Vorfall ereignete sich am Sonntagvormittag (24. September) bei der ersten Fahrt der Kindereisenbahn. Der mittlere Waggon des Zuges sei aus den Schienen gesprungen, dabei aber zum Glück nicht umgekippt. Laut Betreiber Norbert Menzel war eine Weiche manipuliert. Es sei ein Stein versteckt in die Zunge der Weiche gelegt worden, so dass sich die Zunge nicht wie vorgesehen zurückbewegen konnte. Erst im Mai hatte es einen ähnlichen Vorfall gegeben.

„Unsere Leute sind angewiesen, sich die Weichen vor der ersten Fahrt genau anzusehen. Das haben sie auch gemacht“, sagt Menzel. Der Stein sei aber gezielt sehr versteckt in die Weiche geschoben worden und habe so dafür gesorgt, dass die Zunge blockiert und so den Wagen aus der Schiene hebt. In diesen Bereich der Weiche greife man nicht einfach so hinein, um keine Verletzungen zu riskieren. „Der kleine Stein hat gereicht“, sagt Menzel.

Die Kindereisenbahn Jolante in ihrer vollen Pracht beim 10. Geburtstag im Jahr 2009. Die Bahn ist bei Kindern sehr beliebt.
Die Kindereisenbahn Jolante in ihrer vollen Pracht beim 10. Geburtstag im Jahr 2009. Die Bahn ist bei Kindern sehr beliebt. © WAZ FotoPool | Wolfgang Quickels

Zwei Stunden mit schwerem Gerät gearbeitet – später wieder Normalbetrieb

„Wir mussten mit schwerem Gerät den Waggon wieder auf das Gleis setzen“, erklärt Norbert Menzel. Das habe etwa zwei Stunden gedauert. Am Sonntag habe danach noch ein normaler Betrieb von Jolante stattfinden können.

Der 17 Meter lange Zug wird von der Elektro-Lok Jolante gezogen und verkehrt auf einer 300 Meter langen Strecke durch den Gysenbergpark. Die sehr beliebte Bahn mit ihren drei Waggons verkehrt auf Schienen mit 60 Zentimetern Spurbreite und verfügt über zwei automatische Weichen. In jedem Waggon können bis zu zwölf Fahrgäste Platz nehmen.

Norbert Menzel ist Betreiber der Kindereisenbahn und ärgert sich über die wiederholten Vorfälle mit Jolante.
Norbert Menzel ist Betreiber der Kindereisenbahn und ärgert sich über die wiederholten Vorfälle mit Jolante. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Menzel, der als Eigentümer des „LM:V-Veranstaltungsservice“ bei vielen Veranstaltungen in Herne präsent ist, ärgert sich über die erneute Attacke auf die Kindereisenbahn. „Wir haben immer wieder diese Vorfälle.“

Appell an Täter: Waggon kann im schlimmsten Fall auch kippen

Menzel weist darauf hin, dass auch Schlimmeres passieren könnte: „Theoretisch könnte so ein Waggon beim Entgleisen auch umkippen.“ Im schlimmsten Fall stürze der Zug dann mit Fahrgästen den Abhang hinunter. Das müsse sich jeder bewusst machen, der solchen Unfug mit dem Zug treibt und so auch Verletzungen von Menschen riskiert.

Man könne immer nur gründlich kontrollieren, betont Menzel. „Zum Glück sind die Einbrüche zurückgegangen.“ Im Mai hatte es eine ganze Serie an Zerstörungen am Gysenberg gegeben. Bäume wurden angesägt. Mobiliar wurde zerstört und eine Spielelandschaft beschädigt.

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Welche Strafe droht den Tätern? Der vergangene Vorfall an Jolante wurde als Sachbeschädigung aufgenommen. Würde jemand bei einem regulär verkehrenden Zug einen ähnlichen Vorfall provozieren, wäre das ein gefährlicher Eingriff in den Bahnverkehr. Bei einer Kindereisenbahn gilt das freilich nicht. Dennoch handelt es sich um eine Straftat: „Das ist mindestens eine Sachbeschädigung“, sagt Polizeisprecher Jens Artschwager auf Nachfrage. „Möglicherweise handelt es sich aber auch um eine versuchte Körperverletzung.“ Das müsse man im Einzelfall prüfen. Er warnt: „Da kann wirklich etwas passieren.“