Herne. Das Café Spiral in Herne ist wieder geschlossen. Im ehemaligen McDonald’s sollte Leben einkehren. Warum scheiterte das Vorzeige-Projekt?

Der Schriftzug ist abmontiert, das Ladenlokal bis auf die fest verbaute Möblierung ausgeräumt. In einem der Schaufenster weist ein Plakat auf die Fassadengestaltung im Rahmen des Stadtumbaus Herne-Mitte hin. Nach weniger als einem Jahr musste die Gastronomie „Spiral“ wieder schließen. Im Gespräch mit der WAZ spricht die Betreiberin über die Gründe.

  • Das Café Spiral hatte im Juni 2022 geöffnet
  • Das Förderprogramm „Landesinitiative Innenstadt“ gab Abschubhilfe
  • Betreiberin Simone Schulz und Tochter Lea wollten das Lokal mit 70 Plätzen führen
  • Die Inhaberin vermisst Laufkundschaft

Euphorie und Elan waren groß, als Simone Schulz und Tochter Lea mit „Spiral“ einen Hauch von Japan nach Herne holten. An der Bahnhofstraße 82a boten sie ab Juni des 2022 japanische Crêpes in Spiralform an. Die Voraussetzungen stellten sich auf den ersten Blick als ideal dar: In diesem Ladenlokal war früher McDonalds, Küche sowie Tische und Bänke für die Gäste waren schon vorhanden. Anschub gab ihnen auch das Förderprogramm „Landesinitiative Innenstadt“: Simone Schulz musste nur 20 Prozent der Netto-Kaltmiete zahlen.

Simone Schulz und Tochter Lea haben viele Stunden Arbeit in ihr Café gesteckt. Am Ende vergeblich.
Simone Schulz und Tochter Lea haben viele Stunden Arbeit in ihr Café gesteckt. Am Ende vergeblich. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Herne: Komplexe Rahmenbedingungen in der Gastronomie

Doch sie habe noch etwas anderes zahlen müssen, so Schulz: Lehrgeld - und das nicht zu knapp. Unter dem Strich habe sie nun Schulden in deutlich fünfstelliger Höhe, zum Glück habe sie schnell wieder eine andere Beschäftigung gefunden. Für das Aus gebe es mehrere Gründe: Sie habe feststellen müssen, dass die Rahmenbedingungen in der Gastronomie doch sehr komplex seien. Angefangen von behördlichen Auflagen bis hin zur Kalkulation, wie lange die Zubereitung der Speisen dauern darf und wie viele Crêpes sie verkaufen muss, um in die schwarzen Zahlen zu kommen. In dieser Hinsicht wäre vielleicht professionelle Beratung hilfreich gewesen.

Auf den ersten Blick hat das ehemalige McDonalds-Ladenlokal ideale Voraussetzungen für eine Gastronomie geboten, doch im Nachhinein hat es sich als zu groß herausgestellt.
Auf den ersten Blick hat das ehemalige McDonalds-Ladenlokal ideale Voraussetzungen für eine Gastronomie geboten, doch im Nachhinein hat es sich als zu groß herausgestellt. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Im Nachhinein sei ihr auch klar geworden, dass das Ladenlokal mit rund 70 Plätzen zu groß gewesen sei, zumal ihr Konzept Bedienung am Platz vorgesehen habe. „Meine Tochter und ich haben 14 Stunden gearbeitet“, beschreibt sie den Aufwand. Sie seien beide bis an ihre körperlichen Grenzen gegangen. Am Ende vergeblich.

Simone Schulz: Das Projekt selbst ist nicht gescheitert

Zu Beginn habe sie auch zu wenig Personal gehabt und habe keine stabilen Öffnungszeiten anbieten können. Zur Jahreswende sei es besser gelaufen, nach einer Berichterstattung in der Herner WAZ sei der Zulauf im Januar und bis Mitte Februar sehr gut gewesen. Doch dann sei der Umsatz eingebrochen. Kaum noch ein Kunde habe sich ins Café verirrt. In Gesprächen mit der Wirtschaftsförderung und der Stadt habe sie nach (Not)-Lösungen gesucht: Verkauf aus dem gemieteten Kirmeswagen auf dem Europaplatz oder Umzug in ein anderes Ladenlokal. Als sich diese Ideen zerschlagen hätten, habe sie die Reißleine ziehen müssen, um nicht in die Insolvenz zu rutschen. Sie habe zum 1. Mai gekündigt.

Das Projekt „Spiral“ selbst hält sie für nicht gescheitert. Die Community auf Plattformen wie TikTok stehe hinter ihr, die Bewertungen bei Google seien ausgezeichnet. Doch auf dem nördlichen Teil der Bahnhofstraße mit nur wenig Laufkundschaft habe sie auf verlorenem Posten gestanden. An einer zentraleren Stelle auf weniger Fläche hätte es vielleicht klappen können, so Schulz. Und deshalb will sie nicht ausschließen, dass sie es noch einmal probieren würde, wenn sich die Gelegenheit böte.