Herne. Der Ärger über Abfall auf Straßen und in Grünanlagen wird immer größer. Der Herner Stephan Möllering kämpft dagegen und sammelt ganz privat Müll.
Es fängt bei Zigarettenkippen an und reicht über die Durstlöscher-Packungen bis zu Altreifen. Immer öfter landet Müll illegal in der Landschaft. Die Stadt erhöht gerade die Bußgelder drastisch, um sich gegen diesen Trend zu stemmen. Auch der Herner Stephan Möllering schaut längst nicht mehr tatenlos zu. Er zählt zu den eifrigsten privaten Müllsammlern in Herne.
Um sein Engagement mal in Zahlen einzuordnen: Nach seiner eigenen Schätzung hat er in den vergangenen drei bis vier Jahren rund 700 Kilogramm Müll in der Stadt gesammelt. Doch Möllerings Aktionsradius reicht längst über die Herner Grenzen hinaus: bis nach Düsseldorf - beim Rhein-Clean-Up am vergangenen Samstag - Hilden oder andere Städte. Wenn er all diese Einsätze hinzurechne, dann seien wohl mehr als zwei Tonnen Müll zusammengekommen, die er aus der Landschaft gezogen habe, schätzt der 55-Jährige.
Aktionsradius über Herner Stadtgrenzen hinaus
Den Impuls, selbst mit Greifer, Handschuhen und großem Plastikbeutel los zu ziehen, habe eine Berichterstattung über eine Müllsammelaktion entlang der Themse in London geliefert. Das langjährige NABU-Mitglied fragte beim Landesverband in Düsseldorf nach, ob es so etwas auch in NRW gebe. Zu jenem Zeitpunkt noch nicht, allerdings machte man ihn auf das Internationale Küsten-Clean-Up aufmerksam. Also sei er 2018 nach Bremen gereist, um Schmutzfinken hinterherzuräumen.
Seitdem hat Möllering an verschiedenen Aktionen teilgenommen, unter anderem zählt er inzwischen in Wanne-Süd zum Team, das regelmäßig an Samstagen unterwegs ist - und leider immer reichlich „Beute“ macht. Doch der Herner beschränkt sich nicht auf offizielle Aktionen. Immer, wenn er Zeit und Lust habe und es sein Job in der Logistikbranche erlaube, ziehe er los. Ein regelmäßiges Ziel sei ein bekanntes Herner Gewässer: der Rhein-Herne-Kanal. Rund ums Herner Meer in Horsthausen sei er regelmäßiges unterwegs - und fühle sich zuweilen wie Sisyphos. Immer wieder findet er an denselben Stellen Müll. Und es werde mit den Jahren immer mehr. Selbstverständlich ärgere er sich dann, allerdings: „Es gibt mir ein gutes Gefühl und eine gewisse Befriedigung, wenn ich 20 Kilogramm Müll gesammelt habe. Das Sammeln selbst hat fast etwas Meditatives. Dabei kann ich abschalten“, erzählt Möllering. Die Bandbreite seiner „Funde“ ist riesig. „Vom Personalausweis bis zum Toilettentopf.“
Die meisten Menschen beobachten Möllering mit Desinteresse
Natürlich bleibe er beim Sammeln nicht unentdeckt. Die meisten Menschen beobachteten ihn mit Desinteresse, einige sagten aber, dass sie es toll finden, was er macht. „Offenbar haben sie nie drüber nachgedacht, es selbst zu machen. Es gibt ja Handschuhe und Müllgreifer.“ Sein Ausbeute bringt er regelmäßig zu Entsorgung Herne an der Südstraße, dort sei er selbstverständlich schon bekannt. Entsorgung stellt ihm auch die großen pinken Mülltüten zur Verfügung.
Auch Möllering hat die WAZ-Berichterstattung über die steigenden Bußgelder für illegale Müllentsorgung verfolgt. 50 Euro für eine Zigarettenkippe scheint ihm im ersten Moment recht hoch, doch wenn man bedenke, dass nur ein Stummel bis zu 60 Liter Wasser verunreinigen könne...
Bei seinem Engagement ist er doch sicher auch beim Word Cleanup-Tag am 16. September in Herne dabei. Doch Möllering verneint, er habe andere Pläne. Na ja, für ihn ist ja fast jeder Tag ein Cleanup-Tag.