Duisburg. Das Wetter meinte es nicht gut mit den Helfern beim „Rhine-Clean-Up“ in Duisburg. Was Freiwillige im Walsumer Naturschutzgebiet gefunden haben.

Das Wetter meint es an diesem Samstag nicht gut mit den Helfern beim „Rhine-Clean-Up“ in Duisburg. Strömender, kalter Regen und matschiger Boden erschweren die Suche nach Müll entlang des Rheins. Und doch sind einige an das Ufer gekommen, um Unrat aus dem Wasser zu fischen.

In Walsum haben freiwillige und ehrenamtliche Mitglieder vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) am Samstag im Naturschutzgebiet einen ganzen Container voller Müll gesammelt. „Wir kümmern uns seit 40 Jahren um dieses Gebiet“, erzählt Willi Bernok vom BUND. „Wir führen hier auch Wasservogelzählungen durch und da ist es erschreckend, was man alles an Müll findet.“ Im vergangenen Jahr habe das Jahrhundert-Hochwasser der Ahr für eine besonders große Menge Müll gesorgt. Plastiktüten, Benzinkanister und sogar Getränkekästen seien angespült worden.

„Rhine-Clean-Up“: Nicht mehr Müll durch Niedrigwasser

In diesem Jahr kann von Hochwasser kaum die Rede sein. Doch die Rekordniedrigstände des Rheins hätten keine Auswirkung auf die Müllmenge, erklärt Umweltexperte und Landschaftswart Johannes Meßer. „Dort, wo die meiste Zeit des Jahres Wasser fließt, bleibt nichts liegen.“

Eine der Helferinnen ist Cosima Beckmann: „Wenn man einmal damit angefangen hat, den Müll zu sammeln, dann kann man nicht mehr aufhören.“ Sie vergleicht es mit der Muschel-Suche am Strand. „Und am Ende motiviert einen, wenn man sieht, wie viel man geschafft hat.“

Das Ergebnis aus dem Naturschutzgebiet in Walsum: ein Container voller Müll.
Das Ergebnis aus dem Naturschutzgebiet in Walsum: ein Container voller Müll. © BUND | Kerstin Ciesla

Müllprobleme: Sorge um seltene Vögel

Sorgen machen sich Cosima und ihre Kollegen vor allem um die Vögel. Momentan brüten extrem seltene Löffler in dem Walsumer Naturschutzgebiet, erzählt Johannes Meßer. Wer die großen, stolzen Vögel mit der löffelartig verbreiterten Schnabelspitze sieht, weiß sofort, warum der Löffler seinen Namen trägt. „Die Vögel bauen den Müll, den sie finden, in ihre Nester ein und dann kann das Regenwasser nicht mehr richtig abfließen“, erklärt Cosima. „Das macht die Nester kalt.“

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Außerdem gelange der Müll auch häufig ins Körperinnere der Tiere. „Die Fische nehmen das Mikroplastik auf“, erklärt Cosima weiter. „Und während wir die Fische ausnehmen und das Mageninnere entfernen, fressen die Vögel den Fisch im Ganzen.“ So vergifte der Müll schließlich auch die Vögel.

Kinder beteiligen sich an der Müllsuche

Auch die 10 Jahre alten Freunde Arne Roßkothen und Philip von Mohrenschildt aus Huckingen wissen genau, weshalb sie ihren Samstagmittag bei Regen in der Natur verbringen. „Wir wollen ja ein besseres Klima haben. Und in der letzten Zeit hört man immer wieder in Berichten, dass Fische sterben und die Umwelt zerstört wird“, erklärt Philip, der sich dafür einsetzt, „die Erde ein bisschen sauberer zu machen.“

An Menschen, die ihren Müll in der Natur hinterlassen, haben die Jungs auch eine klare Botschaft. „Die Leute denken sich, hier kann man bestimmt schön grillen. Und dann werfen sie einfach alles in den Rhein“, erzählt Arne. „Das finde ich auf gut Deutsch gesagt ganz schön blöd.“

Wieder ein voller Container Müll aus dem Naturschutzgebiet

Vorgenommen hatte sich das Team, einen Kilometer entlang des Ufers zu säubern. Und trotz des kalten Regens hielten die Helfer fünf Stunden durch. „Wir haben den Container wieder vollgekriegt“, erzählt Kerstin Ciesla, Vorsitzende des BUND Duisburg am Nachmittag.

Gefunden hätten sie auch viel Müll, der von Schiffen kommt. „Wir haben jede Menge Seile aus dem Boden gezogen“, erklärt die Organisatorin des Rhine-Clean-Up in Walsum. „Dabei ist mir aufgefallen, dass trotz des Regens die Erde völlig ausgetrocknet ist. Gerade einmal die ersten zwei Zentimeter sind nass geworden.“ Eine Folge der Dürre, die der Umwelt genauso zusetzt wie der Müll.

Rheinfels Quelle hatte eine Säuberungsaktion in Walsum gestartet. Der 11 Jahre alte Florian vom RSG Walsum hat sich beteiligt.
Rheinfels Quelle hatte eine Säuberungsaktion in Walsum gestartet. Der 11 Jahre alte Florian vom RSG Walsum hat sich beteiligt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

>> RHINE-CLEAN-UP AN 14 FLÜSSEN

  • Die Aktion Rhine-Clean-Up gibt es bereits seit drei Jahren. Dabei werden nicht nur der Rhein selbst, sondern auch 13 weitere Flüsse von angespültem oder achtlos weggeworfenem Müll befreit – und laut den Initiatoren haben sich rund 35.000 Helferinnen und Helfer am diesjährigen Clean-Up beteiligt.
  • Neben dem Rhein werden auch die Flüsse Emscher, Mosel, Main, Saar, Lahn, Lippe, Nahe, Neckar, Ruhr, Kinzig, Selz, Donau, Spree und Düssel gereinigt. In Duisburg hat es mehrere Aktionen gegeben, fotografisch begleitet wurde etwa ein weiteres Clean-Up in Walsum, organisiert von Rheinfels Quelle.