Herne. Pläne gibt es seit Jahren, nun startet die Stadt in die Umsetzung: Auf der Fläche des Katasteramts soll demnächst Wohnbebauung entstehen.

Die Stadt Herne startet in die Vermarktung des Grundstücks des ehemaligen Katasteramts in Eickel. Ronald Graf, Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG), hat genaue Vorstellungen für eine Neubebauung. Und die Hoffnung auf eine Kooperation.

Erste Wohnbaupläne schon 2014

Stadtentwicklung kann ein recht zähflüssiger Prozess sein, das offenbaren folgende Zeilen: „Gesprochen wird darüber in Eickel schon seit Jahren, jetzt wird es konkret: Auf absehbare Zeit soll das Gebäude an der Richard-Wagner-Straße 10, in dem das Vermessungs- und Katasteramt untergebracht sind, abgerissen werden und Platz machen für ein Wohnprojekt. Mehr noch: Auch das benachbarte Gemeindehaus und der Saal der evangelischen Kirchengemeinde Eickel soll zu diesem Zweck weichen. Stadt und Kirche ziehen dabei an einem Strang.“ Diese Sätze wurden Ende 2014 (!) in der Herner WAZ veröffentlicht.

Was in den folgenden fast neun Jahren passiert ist: Das Gebäude des Katasteramts an der Richard-Wagner-Straße 8 ist tatsächlich abgerissen worden. Im Jahr 2020.

Stadt geht wegen der guten Lage von zahlreichen Interessenten aus

In den kommenden Tagen soll die Entwicklung doch Fahrt aufnehmen: Auf dem Internetportal Immoscout und auf der Homepage wird das Angebot für ein 2600 Quadratmeter großes Grundstück veröffentlicht. Vorgesehen ist dort eine Wohnbebauung, andere Nutzungen wie ein Lebensmittelmarkt sind ausgeschlossen. Entstehen könnten drei oder vier Vollgeschosse samt Tiefgarage, die SEG verlangt 275 Euro für den Quadratmeter.

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Auch wenn in Zeiten der gestiegenen Baukosten und Kreditzinsen viele Unternehmen Neubaupläne gestoppt haben: Sowohl Graf als auch Herners Oberbürgermeister Frank Dudda zeigten sich bei der Präsentation optimistisch, dass es Interessenten geben wird. Der Grund: Das Areal liegt zentral in Eickel, in unmittelbarer Nähe befinden sich Einkaufsmöglichkeiten und verschiedene Gastronomien, der Eickeler Park ist fußläufig erreichbar, und mit der Straßenbahn 306 und mehreren Buslinien ist die ÖPNV-Anbindung sehr gut. Dudda: „Das ist die richtige Fläche am richtigen Ort.“

Stadt möchte Grundstück der ev. Kirchengemeinde kaufen

Das Grundstück könne als so etwas wie das Eingangstor für Eickel betrachtet werden, wenn man aus Richtung Bochum komme, so Graf und Dudda. Deshalb werde bei den Plänen auch sehr darauf geachtet, dass die Architektur hochwertig sei.

Was jetzt noch fehlt: dass Stadt und evangelische Kirchengemeinde an einem Strang ziehen, wie 2014 geschrieben. Der Hintergrund: Zusammen mit der Fläche, die sich im Besitz der Gemeinde befinden, wäre das Grundstück rund 8000 Quadratmeter groß. Graf würde der Gemeinde ihren Teil gerne abkaufen, um eine Vermarktung aus einem Guss umsetzen zu können, doch bislang hat er sein Ziel nicht erreicht. Am Mittwoch wollen sich beide Seiten noch einmal zusammensetzen. Man benötigt nicht viel Fantasie, um zu ahnen, dass für eine Einigung die Preisfrage gelöst werden muss. Graf: „Wir hoffen auf eine Verständigung.“

Investor muss sich zum Bauen verpflichten

Unabhängig vom Ausgang der Verhandlungen wird für diesen Bereich ein neuer Bebauungsplan aufgestellt. Der, so Graf, ermögliche auch der Kirchengemeinde, ihr Grundstück für den Wohnungsbau anzubieten.

Die Stadt wird ihren Vermarktungsprozess jetzt in Angriff nehmen. Es werde einen zweistufigen Bewerbungsprozess geben, so Graf. Bis Jahresende soll der Investor feststehen. Der verpflichte sich dann auch, innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu bauen. Nicht dass sich auch bis 2033 nichts tun wird und dann in der WAZ diese im Mai 2023 veröffentlichten Zeilen zitiert werden müssen: „Der erste Spatenstich ist jedenfalls für das Jahr 2025 angepeilt“...