Herne. Im Rahmen der Landesinitiative „Zukunft Innenstadt“ sind zwei Ladenlokale in der Herner City vermietet worden. Das sind die neuen Mieter.

■Bildungseinrichtung zieht in Ladenlokal am Robert-Brauner-Platz

■ Business-Mode für Frauen

■ Leerstandsquote in Herne und Wanne auf niedrigem Niveau

Die Corona-Krise h at dem Einzelhandel – auch in Herne – schwer zugesetzt. Um einer Verödung der Innenstädte vorzdas Förderprogramm umsetzt, einen weiteren Leerstand in der Herner Innenstadt beseitigt.

Der Bildungsträger „Sagittarius Akademie“ wird in jenes Ladenlokal am Robert-Brauner-Platz ziehen, in dem in der Vergangenheit Jeans Fritz junge Mode verkaufte. Dirk Drenk, Chef der Herner Wirtschaftsförderung, sieht bei der Belegung eine mehrfache Win-Situation: Mit dem Landesprogramm werde Sagittarius unterstützt, das rund 180 Quadratmeter große Ladenlokal anzumieten und durch die Arbeit der Akademie würden dem Arbeitsmarkt im Bereich Einzelhandel Fachkräfte zugeführt. Und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Bildungsmaßnahmen würden zu einer Belebung der City beitragen.

Großer Kräftebedarf im Einzelhandel

Die Sagittarius Akademie bilde Menschen aus, die nach Deutschland zugewandert seien oder die in der Langzeitarbeitslosigkeit festsäßen, so Geschäftsführer Christian Hallerbach. Das geschehe mit dem Konzept der Teilqualifizierung, das die IHK gemeinsam mit der Agentur für Arbeit entworfen habe. Hallerbach: „Hier bilden wir Menschen aus, die ansonsten keine Arbeit finden.“

Der WFG-Geschäftsführer Dirk Drenk, Stephan Dering (Sagittarius Akademie), Sagittarius-Geschäftsführer Christian Hallerbach, sowie Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (v.l.) bei der symbolischen Schlüsselübergabe.
Der WFG-Geschäftsführer Dirk Drenk, Stephan Dering (Sagittarius Akademie), Sagittarius-Geschäftsführer Christian Hallerbach, sowie Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (v.l.) bei der symbolischen Schlüsselübergabe. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Und diese Menschen erhielten einen anerkannten Berufsabschluss. Im City-Center bietet die Akademie bereits Bildungsmaßnahmen in anderen Bereichen an, am Robert-Brauner-Platz liegt der Fokus auf dem Einzelhandel. In der Innenstadt sei die Anbindung an Unternehmen vorhanden, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach dem Abschluss übernehmen können. In der Tat existiert im Einzelhandel ein großer Kräftebedarf, fast alle Lebensmitteldiscounter werben mit großen Plakaten um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Auszubildende. Es gebe bereits Unternehmen, mit denen man zusammenarbeite. Hallerbach betont, dass es nicht darum gehe, in Zeitarbeitsjobs zu vermitteln, sondern in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse, um eine dauerhafte Perspektive als Fachkraft zu haben. Der erste Kurs startet am 6. Januar.

Herner WAZ gab Hinweis für eine weitere Vermietung

Oberbürgermeister Frank Dudda freut sich nicht nur, dass das Ladenlokal wieder belebt ist, sondern auch, dass die Akademie Lösungen für die schwierige Struktur des Herner Arbeitsmarkts anzubieten hat. Es gebe noch viele Menschen, denen ein Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglicht wird. Der Ansatz der Akademie überfordere Menschen nicht und sei deshalb erfolgversprechend.

Katrin Lorenz-Wehmeyer wird ihre nachhaltige Business-Mode für Frauen demnächst an der Bahnhofstraße 42 anbieten.
Katrin Lorenz-Wehmeyer wird ihre nachhaltige Business-Mode für Frauen demnächst an der Bahnhofstraße 42 anbieten. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Die Wirtschaftsförderung hat in den vergangenen Tagen eine weitere Mieterin im Rahmen des Landesprogramms gewinnen können – und den entscheidenden Hinweis lieferte eine Berichterstattung der Herner WAZ-Redaktion: Die hatte im Oktober über Katrin Lorenz-Wehmeyer geschrieben, die unter der Marke „Modellmacher“ online nachhaltige Businessmode für Frauen anbietet. Das wird sie demnächst an der Bahnhofstraße 42 auch in einem Ladenlokal tun. Eröffnung soll im Dezember sein.

Leerstandsquoten in Wanne und Herne sind niedrig

Allerdings offenbart diese Vermietung auch ein klein wenig, dass hohe Inflation und Ukraine-Krieg neue Hürden für die Umsetzung des Programms bilden. Denn: Für dieses Ladenlokal war bereits im April eine Schlüsselübergabe terminiert, doch der Mieter machte wenig später einen Rückzieher. Auch für die Räumlichkeiten, die nun die Sagittarius Akademie mietet, sprang ein Interessent kurz vor Vertragsabschluss wegen der unsicheren Lage wieder ab. Das dritte Ladenlokal, das über das Landesprogramm gefördert wird, ist die ehemalige McDonalds-Filiale, in der nun unter dem Namen „Spiral“ japanische Crêpes angeboten werden. In Wanne sind im Rahmen des Programms zwei Flächen im KHaus angemietet worden, um Leder- und Jeanswaren anzubieten. Die Eröffnung ist ebenfalls für Dezember angepeilt.

Die Leerstandsquoten für Herne und für Wanne deuten nicht auf eine Verödung der beiden Innenstädte hin: Nach den Worten von Dirk Drenk beträgt sie in Herne 7,2 Prozent, in Wanne seien es sechs Prozent.

>>> DIE LANDESINITIATIVE

■ So funktioniert die Landesinitiative im Grundsatz: Der Vermieter verzichtet auf 30 Prozent der alten Netto-Kaltmiete. Der Mieter zahlt nur 20 Prozent, um dessen Risiko gering zu halten. Die Differenz trägt ganz überwiegend das Land, ein bisschen auch die jeweilige Stadt. Der Förderzeitraum läuft bis Ende 2023. Die Ladenlokale dürfen nicht größer als 300 Quadratmeter sein.

■ Noch gibt es leerstehende Ladenlokale, die im Rahmen der Landesinitiative vermietet werden. Kontakt: Schneider+Straten, Gisbert Schneider, E-Mail: schneider@schneiderstraten.de, Tel.: 0211 93 89 94 00