Herne. Die Stadt Herne hat den maroden Hochhaus-Block in Wanne in Teilen für unbewohnbar erklärt. Was kritisiert die Stadt? Hier die Liste der Mängel.

In Herne ist der Hochhaus-Komplex an der Emscherstraße in einem desaströsen Zustand. Im Dezember erklärte die Stadt die Wohnungen in den Häusern Nummer 82 und 88 wegen lebensgefährlicher Zustände für unbewohnbar, später wurde auch Haus Nummer 90 von der Stromversorgung getrennt. Zuletzt hieß es im Rathaus, es sei nicht auszuschließen, dass sogar alle Häuser geräumt werden müssen. Welche Missstände gibt es denn genau in den einzelnen Häusern mit 225 Wohnungen in Wanne-Nord? Das wollte Linken-Ratsfrau Veronika Buszewski wissen und stellte für den Rat eine entsprechende Anfrage an die Stadt. Ordnungsdezernent Frank Burbulla gab umfassend Auskunft.

Generell sei festzuhalten: Es gebe „eine Vielzahl an Mängeln“, so der Dezernent. In mehreren Häusern funktionierten die Heizungs- und Aufzugsanlagen sowie die Flurbeleuchtungen nicht oder nicht zuverlässig, außerdem habe es Phasen ohne Strom- und Wasserversorgung gegeben. „Stellenweise haben Wasserschäden zu massiven Feuchtigkeitsschäden und Schimmelbefall geführt“, so Frank Burbulla weiter. Nicht zuletzt: Die Haustüren seien überwiegend nicht verschlossen beziehungsweise ließen sich nicht schließen. Außerdem gebe es leerstehende, offene Wohnungen, zum Teil lebten dort Unbefugte. Bei einer Begehung im Herbst sind laut Stadtverwaltung weitere folgende Mängel festgestellt worden:

Mängel ohne Ende hat die Stadt im Wohnblock Emscherstraße dokumentiert.
Mängel ohne Ende hat die Stadt im Wohnblock Emscherstraße dokumentiert. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Emscherstraße 76-96

Die Entrauchung der Treppenhäuser ist weder über die Rauch- und Wärmeabzugsanlage noch über Fenster möglich. Die Steigleitungen funktionieren nicht. Es gibt defekte Brand- und Rauchschutztüren sowie vermüllte Keller.

Emscherstraße 82

Im Erdgeschoss befindet sich im Flur ein offener Installationsschacht für Elektrokabel.

Emscherstraße 84

Im Keller wurden am Sicherungskasten die Sicherungen mit Klebstoff manipuliert, außerdem funktioniert die Beleuchtung im Treppenraum nicht.

Emscherstraße 90

Die Entrauchung der Treppenhäuser ist weder über die Rauch- und Wärmeabzugsanlage noch über Fenster möglich. Außerdem sind Steigleitungen nicht in einem funktionsfähigen Zustand. Im ersten, vierten und fünften Obergeschoss gibt es im Flur einen offenen Installationsschacht für Elektrokabel. In der Wohneinheit 12 im dritten Stock fehlen Rauchmelder.

Amtlich versiegelt wurde im Dezember auch das Wohnhaus Emscherstraße 88.
Amtlich versiegelt wurde im Dezember auch das Wohnhaus Emscherstraße 88. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Emscherstraße 92

Kellerräume sind vermüllt. Im ersten und dritten Obergeschoss liegt im Flur ein offener Installationsschacht.

Emscherstraße 94

Im ersten Stock gibt es zwei Brandwohnungen. Diese sind noch immer in dem Zustand, in dem sie direkt nach dem Wohnungsbrand waren. Auf dem dortigen Balkon zur Emscherstraße gibt es Brandlasten. Im zweiten Obergeschoss gibt es im Flur einen offenen Installationsschacht für Elektrokabel. In der Wohneinheit 13 in der dritten Etage sind keine Rauchmelder eingebaut. Brandlasten wie Möbel, Abfall und so weiter liegen im Flur.

Emscherstraße 96

Kellerräume sind vermüllt. Im Treppenraum (Kellergeschoss und vierte Etage) liegen „Brandlasten“. In den Wohneinheiten 3 und 5 gibt es keine Rauchmelder. Die Balkone der Wohneinheiten 1 und 2 im ersten Stock sind komplett vermüllt. Die Fenster im Treppenraum lassen sich nicht öffnen, da die Fenstergriffe fehlen.

Listet die Mängel in dem Wohnblock auf: Hernes Ordnungsdezernent Frank Burbulla.
Listet die Mängel in dem Wohnblock auf: Hernes Ordnungsdezernent Frank Burbulla. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Ob es dabei bleibt? Die Stadt Herne glaubt das offensichtlich nicht. Da der Verwalter auch die Verkehrssicherungspflichten nicht in angemessener Weise vornehme, drohten weitere Schäden an den Gebäuden und Installationen durch die unerlaubte Nutzung der leeren Wohnungen, so die Stadtverwaltung. Nach Kenntnis der Stadt, so Frank Burbulla, seien im gesamten Komplex nur noch 35 der 225 Wohnungen mit 150 Menschen bewohnt.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Gespräche im März

Die Stadt Herne hatte zuletzt das Geschäftsgeflecht rund um den Eigentümer des Wohnblocks entwirrt und mit dem Besitzer einen Vor-Ort-Termin für Anfang März vereinbart. Der Eigentümer, so die Stadt, habe bereits signalisiert, dass an der Emscherstraße ein „großangelegtes Sanierungsprogramm“ geplant sei.

Das Rathaus erwartet, dass der Eigentümer der Verwaltung im März detaillierte Zeit- und Maßnahmenpläne für die Baumaßnahmen auf den Tisch legt.