Herne. Zum 100. Geburtstag erinnert das Emschertalmuseum in einer Ausstellung an das Wirken des Herner Künstlers Jupp Gesing. Was Besucher erwartet.

Mit einer Ausstellung zum 100. Geburtstag erinnert das Emschertal-Museum an das malerische Werk des Herner Künstlers Jupp Gesing. „Er ist natürlich für unser Haus kein Unbekannter“, sagt Oliver Dötzer-Berweger, Museumsdirektor des Emschertal-Museums. Um so mehr freue es ihn, dass dieser Überblick über das Werk gerade im Jahr des 125. Stadtjubiläums zustande gekommen ist.

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„Wir haben versucht, einen Querschnitt über seine Malerei zu zeigen“, sagt Eva Tersteegen, Tochter des Künstlers. Der Rundgang fängt mit einen Selbstporträt aus dem Jahr 1947 an. Ein 25-Jähriger schaut adrett und ernst seine Betrachter an. In den 1960er Jahren beginnt Jupp Gesing, naturalistische Darstellungen hinter sich zu lassen. In diesen Bildern verwandeln sich wiedererkennbare Formen zu Strukturen und Linien, obwohl die Vorbilder in dieser Reihe immer noch zu erahnen sind.

In den 1980er Jahren werden Landschaften zu malerischen Strukturen. Da finden sich in den Bildern Elemente, die an Naturformen erinnern. Gestische Pinselspuren können als bewegte Äste gelesen werden. In anderen Bildern erstrecken sich organisch wirkende Strukturen über die gesamte Leinwand.

"Wand in Pompeji 3" ist eines der Werke, das anlässlich Jupp Gesings 100. Geburtstag im Rittersaal von Schloss Strünkede in einer Sonderausstellung zu sehen ist. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Jupp Gesing – eine Reise in die Abstraktion

In den 1990er Jahren tauchen in den Arbeiten geometrisch wirkende Formen auf, die harmonisch gegenübergestellt und schließlich zu Reihungen von Quadraten werden. Die Farbigkeit dieser Bilder wird oft auf Variationen einer einzelnen Farbe reduziert. Die Oberflächen der Bilder erscheinen als reliefhaft strukturierte Flächen. In den Bilderreihen, die kurz vor seinem Tod im Jahr 1998 entstanden sind, geht Jupp Gesing noch einen Schritt weiter in der Reduktion. Er verzichtet völlig auf Formen und farbliche Variation. Die großen Bildtafeln leben allein aus den bewegten Oberflächen und der monochromen Farbe. „Mit diesen Bildern hatte unser Vater das Gefühl, an dem Ort angekommen zu sein, den er immer gesucht hat“, erinnert sich Eva Tersteegen. „Wir kennen unseren Vater als jemanden, der immer auf der Suche nach Neuem war“, stimmt Johannes Gesing, Sohn des Künstlers, zu.

Eva Tersteegen und Johannes Gesing sehen in den Werken Erinnerungen an ihren Vater Jupp geweckt.
Eva Tersteegen und Johannes Gesing sehen in den Werken Erinnerungen an ihren Vater Jupp geweckt. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Die Ausstellung zeigt eine kleine Auswahl aus dem umfangreichen malerischen Werk des Herner Künstlers. Sie stellt einzelne Werkgruppen zusammen, die sich geschickt ergänzen. Es tut ihr gut, sich auf die abstrakten Formen zu konzentrieren. Neben den Blick in die Ausstellung des malerischen Werkes, sei noch ein Besuch in die Halle des Herner Bahnhofes empfohlen. Dort findet sich eines seiner Glasfenster aus dem Jahr 1953 mit Motiven der Stadt Herne.

Die Ausstellung wird am Mittwoch, 30. März, um 19 Uhr im Schloss Strünkede (Karl-Brandt-Weg 5) eröffnet. Die Werke von Jupp Gesing sind bis zum 29. Mai zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 10 bis 13 Uhr, 14 bis 17 Uhr, samstags 14 bis 17 Uhr, sonntags und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr.

>>> Über den Künstler

  • Jupp Gesing ist 1922 in Herne geboren. Er machte zunächst eine Lehre als Gebrauchsgrafiker und Schaufenstergestalter. Von 1946 bis 1950 studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf die Fächer Bühnenbild, Glasmalerei, Malerei und Zeichnen.
  • Er war Mitgründer der 1. Herner Künstlergruppe. Seit 1951 arbeitete er als freischaffender Künstler mit Atelier in Herne. 1990 war er Mitbegründer des Herner Künstlerbundes, dessen Vorsitzender er für mehrere Jahre war. Jupp Gesing starb 1998 in Herne.