Herne. In Herne soll eine innovative Klimaschutzsiedlung mit Häusern gebaut werden. Dazu startet ein städtebaulicher Wettbewerb. Was die Stadt plant.
Auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei neben dem Hauptfriedhof an der Wiescherstraße in Herne soll in den kommenden Jahren eine innovative, hochmoderne Siedlung mit Wohnhäusern entstehen. Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) sprach bei der Vorstellung von einem „großen Projekt für Herne“. Dabei sollen mindestens 40 Millionen Euro verbaut werden. Noch in diesem Frühling startet ein städtebaulicher Wettbewerb.
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Seit vielen Jahren ist klar, dass auf dem zwei Hektar großen städtischen Gelände Häuser gebaut werden sollen. Doch erst jetzt wird es frei. Alte Gewächshäuser auf einem Teil des Areals erinnern an die Zeit, als dort noch die Stadtgärtnerei untergebracht war, nun soll auch der verbliebene Teil des städtischen Betriebshofs umziehen. Als Folgenutzung schwebt der Stadt Großes vor: Sie will nicht kleckern, sondern klotzen. Ein Investor soll eine Siedlung bauen, die es in Herne noch nicht gibt, sondern, wenn überhaupt, in den großen europäischen Metropolen, kündigte OB Dudda an.
Herne: Klimaschutzsiedlung mit Solaranlagen, grünen Dächern und Luftschneiden
Baudezernent Karlheinz Friedrichs legt die Latte für die potenziellen Investoren hoch. Er wünscht sich eine „smarte Siedlung“, in die die Bauherren „alles reinpacken, was man sich an Innovationen vorstellen kann“. „Smart“ heißt in diesem Fall hoch technisiert. Achim Wixforth, Leiter des städtischen Fachbereichs Umwelt und Stadtplanung, nannte schon mal einige Möglichkeiten. Denkbar seien in dem Viertel neue Bautypen wie beispielsweise „Townhouses“, also „gestapelte Einfamilienhäuser“, außerdem „Shared Spaces“ (deutsch: geteilte Flächen) wie Straßen, die gleichzeitig Plätze sind, außerdem offene Wasserflächen, die das Regenwasser aufnehmen und Haus-Beleuchtungen, die per Handy gesteuert werden. Glasfaser und 5G gehören ebenso zum Paket.
Dass die Siedlung eine Klimaschutzsiedlung wird, steht für die Stadt dabei längst fest. Solaranlagen, dezentrale Energiespeicherung, Luftschneisen, Dachbegrünung, wenig Versiegelung, E-Mobilität – all das kann, ja soll an der Wiescherstraße kommen. „Der Rucksack ist voll“ sagte Achim Wixforth. Gemeint ist: Nun muss ihn ein Investor schultern und aus den vielen Möglichkeiten ein tragfähiges Gesamtkonzept erarbeiten.
Neues Quartier könnte 2025/2026 fertig sein
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Die Stadttochter Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG), die das Gelände in Kürze von der Stadt übernehmen soll, verkauft es später an denjenigen, der das beste Konzept vorstellt. Im Mai 2022 startet dazu zunächst der städtebauliche Wettbewerb, der bis Oktober 2022 abgeschlossen sein soll. Acht Büros, so der jetzige Planungsstand, sollen sich bewerben können, die Wettbewerbssteuerung werde von Externen übernommen, hieß es. Der Sieger soll dann seinen Entwurf mit der Stadt begleiten. 2024 könnten dann die Bagger rollen, 2025/2026 könnte das neue Quartier fertig sein.
Wie viele Häuser überhaupt gebaut werden, wie viele Menschen in dem neuen Quartier wohnen, was sie bezahlen müssen – all das sei frühestens dann bekannt, wenn der Sieger des Wettbewerbs feststeht. So viel sei aber schon jetzt klar: Ein Teil der Häuser soll öffentlich gefördert werden, hieß es.
Für Oberbürgermeister Frank Dudda verbindet die neue Siedlung all das, was er für Herne anstrebe: mehr Klimaschutz, mehr Energieersparnis, mehr Ressourcenschutz und mehr Digitalisierung, sagte er. Das Quartier, so gab er vor, soll modern sein auch noch in drei Jahrzehnten: „Wir sind mutig.“
>> WEITERE INFORMATIONEN: Nahe der Stadt, direkt im Grünen
Für Baudezernent Karlheinz Friedrich liegt das Baugebiet ideal: in der Nähe der Stadt, aber auch direkt im Grünen.
Eine „herkömmliche Mobilität“ sei dort nicht mehr nötig. Statt zwei Autos zu besitzen, könnten Familien Wege etwa zu Fuß oder per E-Mobil erledigen.