Herne. In Herne haben die E-Roller von Spin 155.000 Kilometer zurückgelegt. Nun soll die erste Mobilstation kommen – und viele Verkehrsträger verbinden.
Die E-Scooter des Verleihers Spin haben seit dem Start des Unternehmens in Herne im Sommer 2020 rund 155.000 Kilometer zurückgelegt. Das sagt Koray Aktas, der General Manager Ruhrgebiet von Spin. In Herne stünden täglich durchschnittlich 186 Scooter zur Verfügung. Voraussichtlich im kommenden Jahr soll nun der nächste Schritt folgen: Die erste Mobilstation, also ein Verknüpfungspunkt mehrerer Verkehrsträger, soll eingerichtet werden.
Rückblick: Anfang Juni 2019 rollten erstmals E-Scooter durch die Stadt, damals noch vom Betreiber Circ: Herne war die erste Stadt, in der E-Scooter in Deutschland fuhren. Nach einem Jahr aber war schon Schluss, das Unternehmen sammelte seine Scooter ein und verschwand. Für die Verwaltung war das ein (Rück-)Schlag, will sie mit den Elektroflitzern doch einen weiteren Baustein aufbauen, um neue Formen der emissionsfreundlicher Mobilität einzuführen. Circ und HCR hatten deshalb begonnen, anonym Daten zu sammeln, um daraus Rückschlüsse auf das Fahrverhalten zu ziehen und dadurch neue Angebote zu entwickeln. Im Zentrum steht dabei die Frage: Können sich die Angebote unter anderem von Bus und Bahn sowie von E-Scootern ergänzen?
Herne: Durchschnittsstrecke eines E-Roller-Nutzers beträgt 2,9 Kilometer
Im vergangenen Jahr klopften dann weitere E-Scooter-Verleiher an, die Stadt entschied sich für das Start-up Spin aus Kalifornien, weil es versprach, die Kooperation zur Datenanalyse fortzusetzen. Ende Juni 2020 ging Spin in Herne an den Start, und seither ist es wieder Aufgabe von Stadtwerke-Stiftungsprofessor Haydar Mecit, die Daten auszuwerten. Seine Mission: „Herne zu einer smarten Stadt weiter zu entwickeln“, so sagte er damals zur WAZ.
Wie weit ist Herne dabei gekommen? Welche Erfahrungen haben der Verleiher und die Stadt bislang gesammelt – und vor allem: Was sagen die Daten? Das wollte die CDU wissen und bat im Ausschuss für Digitales, Infrastruktur und Mobilität um einen Sachstand. Eine erste Aussage gibt es bereits: E-Scooter, so berichtete Professor Mecit den Ausschussmitgliedern, „ersetzen keinen Busbetrieb“. Es seien in erster Linie Fußgänger, die die Fahrzeuge nutzten, nach dem Prinzip „Hop-on, hop-off“, also um Strecken zu Fuß zu verkürzen. Das untermauern die Daten, die Spin-Ruhrgebietschef Aktas präsentierte: 2,9 Kilometer betrage die Durchschnittsstrecke eines E-Roller-Nutzers, das decke sich mit den Erfahrungen aus anderen Städten. Durchschnittlich gebe es 154 Fahrten am Tag. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liege bei 10,89 Kilometern/Stunde.
Sabine von der Beck (Grüne) zeigte sich im Ausschuss ernüchtert. „Was bringt es, wenn nur Fußgänger umsteigen?“ fragte sie. Und fügte an: „Da sehe ich noch keinen Nutzen.“ Spin-Mann Aktas sieht das nicht negativ: Die Menschen, die die Scooter nutzten, seien ja umweltverträglich unterwegs – und stiegen nicht etwa aufs Auto um, sagt er zur WAZ. Er empfiehlt der Stadt, eine Umfrage zu machen, wer die Scooter nutze – und warum. Pierre Golz von der städtischen Stabsstelle für Digitalisierung verweist gegenüber der WAZ darauf, dass die Analyse noch längst nicht abgeschlossen, sondern erst noch weiter aufgebaut wird. „Riesige Datenmengen“ müssten untersucht werden.
Spin zeigt sich nach einem Jahr in Herne zufrieden
Voraussichtlich im nächsten Jahr will die Stadt eine erste Mobilstation einrichten, sagt Golz. Die Stationen sollen die Verkehrswende voranbringen. Diese gibt es schon in anderen Städten, darunter Essen. Dort können Menschen verschiedene Fahrzeuge mieten oder abgeben, denkbar sind unter anderem Fahrräder, Leihautos oder eben E-Scooter. In der Regel hält dort auch Bus oder Bahn. So sollen Menschen schnell von einem auf den anderen Verkehrsträger umsteigen können. Die Stadt suche aktuell nach möglichen Orten und Verkehrsträgern, sagt Golz.
Zurück zu den E-Scootern. Nach Angaben von Golz gibt es „keine größeren Probleme“ durch Scooter in der Stadt. Am Kanal, auf Friedhöfen oder Grünflächen könnten sie nicht abgestellt werden, das erlaube die Technik nicht; die Stadt übermittele dem Betreiber die Daten für die Verbotszonen. Dass es aber noch Nutzer gebe, die sie irgendwo in der Stadt hinstellten, weiß er auch. Er plädiert deshalb für die Einführung des Prinzips der „positiven Belohnung“, sprich: dass es sich für Nutzer lohne, wenn die Scooter etwa an Stationen abgestellt werden.
Und wie ist die Bilanz von Spin nach einem Jahr in Herne? „Wir sind weiterhin sehr zufrieden“, sagte Aktas zur WAZ: „Wir wollen bleiben.“
>> WEITERE INFORMATIONEN: Geschwindigkeitsdrosselung
Nur zum Start der E-Scooter vor zwei Jahren habe die automatische Geschwindigkeitsdrosselung der E-Scooter etwa in den Fußgängerzonen funktioniert, sagt Pierre Golz von der städtischen Stabsstelle für Digitalisierung.
Das Kraftfahrtbundesamt habe dem System dann aber (vorerst) einen Riegel vorgeschoben