Herne. In der Herner Politik ist eine neuerliche Diskussion über Kanadagänse entbrannt. Dabei ging es auch um das Thema Abschuss und die BI Wasservögel.
Alle Jahre wieder … gibt es Aufregung um verschmutzte Wege und Gewässer durch Vogelkot und eine Zunahme der Gänsepopulation. In diesem Jahr steht die Debatte allerdings unter besonderen Vorzeichen: Sie beginnt a) sehr früh und beinhaltet b) Vorwürfe nicht nur gegen Vögel fütternde Bürger, sondern auch gegen eine Bürgerinitiative.
Angestoßen worden ist die Diskussion von der CDU-Stadtverordneten Babara Merten in der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses. Sie berichtete von „zunehmenden Bürgerbeschwerden“ über Gänsekot an städtischen Gewässern. Und: In den vergangenen Jahren sei keine Besserung eingetreten. „Die heimischen Entenarten werden mehr und mehr durch das Vorkommen der überzähligen Gänse verdrängt, die Wege sind für Naherholungssuchende eine reine Schlinderbahn“, so Merten.
Stadtgrün-Chef Heinz-Jürgen Kuhl entgegnete, dass derzeit keine Beschwerden bekannt seien. Die Verschmutzung von Wegen und Ufern gehe derzeit nicht „über das normale Maß hinaus“, was auch am frühen Zeitpunkt liegen könnte. Grundsätzlich sei die Gänseproblematik natürlich bekannt. Wöchentliche Begehungen und regelmäßige Reinigungen fänden statt, aber: „Mehr ist aus finanziellen und personellen Gründen nicht möglich.“
SPD spricht das Thema Abschuss an
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Abgehakt wurde das Thema damit nicht. Das lag zum einen am Kooperationspartner der CDU. Andreas Hentschel-Leroy, SPD-Sprecher im Ausschuss, sagte, dass bei diesem Thema „seit Jahren um den heißen Brei herumgeredet wird“. Fakt sei: Die Überpopulation der Kanadagänse schade der heimischen Flora und Fauna. Das Reizwort „Abschuss“ nahm er aber lieber nicht in den Mund, sondern fragte die Stadt vorsichtig nach „der gesetzlichen Lage“.
Die sei eindeutig, sagte Kuhl unter Bezug aufs Jagdrecht. Die vor Jahren vorgesehene Dezimierung von Kanadagänsen sei jedoch rückgängig gemacht worden, „weil dies der Öffentlichkeit nicht zu vermitteln gewesen war“, so seine Umschreibung für den damaligen Proteststurm.
Zeit in Anspruch nahm aber vor allem die Kritik der CDU an der Bürgerinitiative Wasservögel (BI). Diese habe nach Einschätzung von Barbara Merten bisher an Herner Gewässern nichts getan. „Es gab immer nur Absichtserklärungen.“ Auch Heinz-Jürgen Kuhl erklärte auf Nachfrage, dass die BI aus Sicht der Stadt vor Ort nicht aktiv gewesen sei, sondern vor allem Brief an die Stadt und die Presse geschrieben habe. Bernd Blech (Unabhängige Bürger) wies dies zurück: Er habe persönlich im Schlosspark Strünkede beobachtet, wie die BI dort Kot beseitigt habe.
Initiative weist Vorwürfe zurück
Die Frage der CDU an die Stadt, was aus der BI geworden sei, blieb im Ausschuss unbeantwortet. Im Nachgang zur Sitzung erhielt die WAZ dann eine Antwort. BI-Sprecher Rafael Wagener meldete sich auf eine schriftliche Anfrage und wies die Darstellung von CDU und Stadt zurück. Gänsekot sei sporadisch und am Schloss Strünkede sogar häufiger entfernt worden. Die Zusammenarbeit mit Stadtgrün habe aber nicht funktioniert.
Und: Die BI habe vor der Pandemie einen Maßnahmenkatalog entwickelt und an die Stadt überreicht. Umweltdezernent Karlheinz Friedrichs habe damals erklärt, dass er die Initiative nun in die Pflicht nehmen wolle. „Wir haben entgegnet: Sie können uns nur in die Pflicht nehmen,. wenn Sie auf unsere Vorschläge eingehen.“ Das habe die Stadt nicht getan. Zusagen von Seiten der BI habe es demnach nie gegeben.
Absage an Abschuss von Wasservögeln
Zu einer Absprache sei es dann aber doch gekommen: Mit der OB-Stabsstelle sei vereinbart worden, dass Beschwerden an die BI weitergeleitet würden. Das sei in einem Fall für das Ostbachtal erfolgt, woraufhin die Initiative dort auch tätig geworden sei. Weitere Meldungen durch die Stadt habe es anschließend nicht mehr gegeben.
Zum Thema Abschuss stellt die Initiative auf ihrer Homepage in einer aktuellen Stellungnahme (noch einmal) grundsätzlich fest: „Wer den Abschuss von Wasservögeln in Herne fordert, übersieht, dass die Bürgerinnen und Bürger es generell ablehnen, dass in ihrer unmittelbaren Nähe, dort, wo ihre Kinder spielen und ein wenig Erholung im Freien gesucht wird, scharf geschossen wird.“
>>> Warnung vor „Kriminalisierung“
Roberto Gentilini (SPD) befürwortete Kontrollen an Gewässern, warnte aber davor, Großeltern oder junge Familien in Sachen Fütterungsverbot in eine Ecke zu stellen oder gar zu „kriminalisieren“. Bei diesem Personengruppen sei vor allem Aufklärung gefragt.
Der Konter von Stadtgrün-Chef Heinz-Jürgen Kuhl: „Es ist den Teichen vollkommen egal, wer das Brot hineinwirft.“ Bei Zuwiderhandeln müsse jeder bestraft werden. „Seit acht Jahren reden wir über dieses Thema. Es muss endlich in die Köpfe rein“, so der Stadtmitarbeiter.