Herne. . Die Einführung einer Katzenkastrationspflicht bleibt ein Thema: Zur nächsten Ratssitzung wollen die Unabhängigen Bürger einen neuen Antrag stellen.
- Kastrationspflicht für frei laufende Katzen bleibt ein Thema
- Unabhängige Bürger halten an Forderung fest und wollen Antrag stellen
- Tierschützer erheben Vorwürfe gegen Tierheim Gelsenkirchen
Im April hat Bernd Blech von den Unabhängigen Bürgern im Rat einen Antrag auf Einführung einer Kastrationspflicht für freilaufende Katzen gestellt, um die häufig mit viel Leid verbundene ungebremste Vermehrung einzudämmen. Weil auch nach fünf Monaten und zwei ausführlichen Debatten im Umweltausschuss keine Entscheidung absehbar ist, will Blech in der nächsten Ratssitzung erneut die Initiative ergreifen.
Anders als bei seinem ersten Vorstoß strebt der Ratsherr nicht die Einführung der Kastrationspflicht auf Basis des 2013 geänderten Tierschutzgesetzes an, sondern will die Herner Ordnungsbehördliche Verordnung um einen entsprechenden Passus ergänzen lassen.
Hintergrund: In der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses machte Dr. Markus Nieters vom für Herne zuständigen Kreisveterinäramt Recklinghausen deutlich, dass die Auflagen des neuen Tierschutzgesetzes zu hoch seien. In Nordrhein-Westfalen habe nur Essen auf dieser Basis die Katzenkastrationspflicht eingeführt - mit einer für Nieters nicht nachvollziehbaren Argumentation.
Mit der von Blech nun angestrebten Ergänzung der städtischen Verordnung wäre Herne in guter Gesellschaft: Laut Deutschem Tierschutzbund gibt es zurzeit in 73 NRW-Kommunen eine häufig mit der Kennzeichnung per Chip verbundene Kastrationspflicht.
Im Umweltausschuss ließ die Stadt jedoch kaum Zweifel daran, dass sie keinen Handlungsbedarf sieht. Mit einer Kastrationspflicht würde man nur wenig erreichen, so Ordnungsamtschef Werner Friedhoff. Über die Vereinbarung mit dem Tierheim Gelsenkirchen über die Aufnahme von Fundtieren sei „eine Menge“ geregelt. Rund 140 Katzen habe die Gelsenkirchener Einrichtung 2015 aufgenommen.
Weitere 120 Katzen seien im Tierheim Herne-Wanne aufgenommen worden, berichtete Fritz Pascher, Vorsitzender des Herner Tierschutzvereins, im Ausschuss. Zum Herner Tierheim kämen auch Menschen mit Katzen, die in Gelsenkirchen abgewiesen worden seien. Als Tierschützer schickten sie diese Menschen nicht weg, auch wenn dem Herner Tierheim dadurch hohe Kosten entstünden, so Pascher. Nur 10 000 Euro hätten sie aus Fördertöpfen erhalten, 40 000 Euro müssten sie selbst beisteuern.
Die Vorwürfe gegen das Tierheim Gelsenkirchen, das laut Stadt vertraglich zur Aufnahme von Herner Fundtieren verpflichtet ist, rief die Politik auf den Plan: Der Umweltausschuss regte an, dass das Tierheim Herne-Wanne künftig entsprechende Fälle schriftlich dokumentieren soll.
SPD spricht von Phantomdiskussion
In Sachen Katzenkastrationspflicht ließ die Ausschussmehrheit jedoch eine klare Linie vermissen: Während Ulrich Syberg (SPD) aufgrund der unbekannten Zahl freilaufender Katzen von einer „Phantomdiskussion“ sprach, regte sein Parteifreund Wolfgang Pfeiffer an, dass die Stadt zu dieser Problematik „ein Konzept“ erstellen solle. In einen entsprechenden Prüfauftrag oder Beschluss ließ die SPD diesen Vorschlag aber nicht münden.