Herne. Die Unsicherheit bei der Gasversorgung treibt die Herner Wohnungsunternehmen um. So wollen sie auf die bevorstehende Gasknappheit reagieren.
Spätestens seit Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur, am vergangenen Samstag im WAZ-Interview die Deutschen auf eine verschärfte Lage bei der Gasversorgung eingestimmt hat, ist die Suche nach Einsparmöglichkeiten im Gang. Diese Suche beschäftigt gerade auch die Wohnungsunternehmen. Die sächsische Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde ist bereits einen drastischen Schritt gegangen und hat ihren Mieterinnen und Mietern bis auf wenige Stunden am Tag das Warmwasser abgedreht. Die WAZ hat nachgefragt, welche Überlegungen die Herner Unternehmen anstellen.
Wie es der Zufall im Terminkalender wollte: Am Mittwoch trafen sich die Unternehmen mit Sitz in Herne zum Informationsaustausch mit den Herner Stadtwerken. Dazu gehören neben der Stadttochter Herner Gesellschaft für Wohnungsbau (HGW) die verschiedenen Genossenschaften.
Herner Unternehmen haben neue Verträge mit den Stadtwerken abgeschlossen
In einer Hinsicht gibt es für eine Großteil dieser Mieter eine gute Nachricht: Die Unternehmen hätten erst im vergangenen Jahr gemeinsam neue Strom- und Gaslieferverträge mit den Herner Stadtwerken geschlossen, so Klaus Karger, Chef der Wohnungsgenossenschaft Herne-Süd, im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Die Verträge liefen bis Ende 2025, sodass die Mieter in dieser Zeit keine Preissprünge zu befürchten hätten. Allerdings müsse man an dieser Stelle differenzieren: Jene Mieter, die eine Gasetagenheizung hätten, fielen nicht unter den neuen Gasvertrag.
Und: Sollte es die Bundesregierung im Zuge des Notfallplans Gas erlauben, dass Versorger wegen gestiegener Beschaffungskosten die Preise für die Endverbraucher anheben dürfen, käme dies auch auf jene Mieter zu, die nun vom neuen Gasvertrag profitieren.
Herner Unternehmen werden die Heizungen nicht abstellen
Außerdem muss man wissen, dass es in Herne neben diesen Unternehmen, auch andere Wohnungsgesellschaften wie Vonovia und Vivawest gibt und vor allem sehr viele Privatvermieter.
Auch wenn die neuen Verträge ein wenig Sicherheit bieten mögen, die Unternehmen sind längst auf der Suche nach Möglichkeiten, um Strom und vor allem Gas einzusparen. Allerdings werde man mit Sicherheit nicht zu solchen Mitteln greifen wie die sächsische Genossenschaft, betonen Karger und HGW-Geschäftsführer Thomas Bruns. „Wir wollen unseren Mieter nicht vorschreiben, wann sie duschen oder die Heizung aufdrehen können“, so Bruns. Die HGW werde sich bei Sparmaßnahmen mit Sicherheit im Rahmen des gesetzlichen Rahmens bewegen. Man werde die Heizungsanlagen warten und bei den Einstellungen auf den aktuellsten Stand bringen lassen, um unnötige Verbräuche zu vermeiden. Der Wohnungsverein Herne werde seine Mitglieder fragen, ob sie mit einer Absenkung der Temperatur während der Nacht einverstanden sind, so Vorstand Sonja Pauli.
Unternehmen und Stadtwerke planen eine gemeinsame Broschüre
Klar sei aber auch, dass alle sparen müssten. Was jetzt nicht verbraucht werde, könne in den Gasspeichern bleiben, so Bruns. Jeder Beitrag zähle. Diese gelte auch mit Blick auf Industriebetriebe, ergänzt Pauli. Inwiefern die Notwendigkeit des Sparens bei den Mietern schon angekommen ist, das lassen sowohl Karger als auch Bruns dahingestellt. Bisher habe es noch nicht viele Anfragen von Mietern gegeben. Und das Nutzungsverhalten von Mietern sei höchst unterschiedlich.
Um die Hernerinnen und Herner zum Strom- und Gassparen zu motivieren, wollen die Wohnungs-Unternehmen mit den Herner Stadtwerken zusammenarbeiten. Die bereiteten gerade eine Kampagne mit dem Titel „Herne spart Energie“ vor, so Sprecherin Angelika Kurzawa. Gemeinsam mit den Unternehmen soll unter anderem eine Broschüre mit Informationen und Ratschlägen entstehen. Doch schon jetzt wolle man alle Verbraucher sensibilisieren und nutze dafür alle Möglichkeiten, wie Hinweise auf die entsprechenden Internetseiten.
>>> VONOVIA SENKT NACHTS DIE TEMPERATUR
■ Zu den großen Wohnungsanbietern in Herne zählt auch der Bochumer DAX-Konzern Vonovia.
■ „Um möglichst viel Gas einzusparen, werden wir in unseren Beständen sukzessiv eine Nachtabsenkung der Heizungstemperatur bei den Gas-Zentralheizungen einführen“, teilt das Unternehmen auf Nachfrage mit. Dabei werde die Heizungsleistung zwischen 23 und 6 Uhr auf 17 Grad Celsius reduziert. Die Warmwasserversorgung ist davon nicht betroffen. Hier gibt es keine Einschränkung.