Herne. In Herne werden Häuser in einem ganzen Straßenzug abgerissen, moderne Wohnhäuser entstehen. Das Interesse von Mietern ist schon jetzt gewaltig.

Das Großprojekt „Wohnen am Westbach“ soll nun Fahrt aufnehmen. Die Wohnungsgenossenschaft Herne-Süd (WHS) hat den Bauantrag eingereicht, sagt WHS-Chef Klaus Karger. In den kommenden Monaten wird sich an der Straße Am Westbach das Quartier völlig ändern: Die alten Häuser in dem Straßenzug werden alle abgerissen, anschließend entstehen moderne Wohngebäude mit Tiefgarage.

WHS-Chef Karger berichtete der Politik am Dienstag im Herner Rathaus über das Mammut-Projekt in Herne-Süd. Er sprach im Ausschuss für Stadtplanung von einer „super-tollen Wohnanlage, die dort entstehen soll“, „keinem 08/15“ und von einem „weiteren Leuchtturm-Projekt für Herne“, das „nicht nur Herne-Süd, sondern das ganze Stadtgebiet bereichern wird“.

19 Häuser werden abgerissen, nach Neubauten verdoppelt sich die Wohnfläche

In der Straße Am Westbach in Herne-Süd werden die Häuser abgerissen, anschließend werden neue Häuser gebaut.
In der Straße Am Westbach in Herne-Süd werden die Häuser abgerissen, anschließend werden neue Häuser gebaut. © Tobias Bolsmann

Die Dimension jedenfalls ist riesig: 19 einstöckige Häuser (plus Dachgeschoss) aus den 1940er-Jahren mit 103 Wohnungen und 49 Garagen werden abgerissen. Die Häuser sind technisch veraltet, die Grundrisse nicht mehr zeitgemäß, hinzu kommen feuchte Keller, so die WHS bei der ersten Vorstellung des Projekts vor anderthalb Jahren. Neu gebaut werden sollen nun acht moderne Häuser mit 117 Wohnungen und zwei Tiefgaragen. Die Wohnfläche, so Karger, verdoppele sich auf über 9000 Quadratmeter. Insgesamt 30 Millionen Euro will die Wohnungsgenossenschaft investieren.

Dem Zeitplan, so Karger im Ausschuss, hinke die WHS etwas hinterher, nun soll es aber losgehen. Die erste Hürde sei bereits aus dem Weg geräumt: Die über 100 Mieter zögen freiwillig aus, fast alle habe man – auch mit Hilfe von anderen Wohnungsbauunternehmen – „umsiedeln“ können: „Wir haben keine einzige Wohnung kündigen müssen.“ Ende des Jahres sei auch der letzte Mieter ausgezogen. Mit dem Abriss der ersten Häuser soll schon in diesem Jahr begonnen werden, nach Erteilung der Baugenehmigung in spätestens neun Monaten soll gebaut werden. 2023 sollen die ersten Wohnungen bezogen werden.

Mietpreis „unter elf Euro“ sowie sozialgebundene Wohnungen

Weiteres Großprojekt am Europaplatz

Die Wohnungsgenossenschaft Herne-Süd (WHS) hat ein weiteres Großprojekt an der Ecke Bochumer Straße/Sodinger Straße in Herne-Mitte. Dort soll der „schwarze Block“ bald der Vergangenheit angehören. Mit einer Millionen-Förderung des Landes wird die Wohnungsgenossenschaft Herne-Süd (WHS) die fünf Mehrfamilienhäuser mit 92 Wohnungen umbauen.

Wie am Westbach stammen auch für den Gebäudekomplex am Europaplatz die Pläne von den Architekten vom Büro Tor 3 (Bochum). Die Umbauarbeiten sollen drei Jahre dauern. Dabei werden unter anderem Fenster und Wohnungstüren ausgetauscht, Treppenhäuser saniert, Aufzüge erneuert, Heizungen ertüchtigt.

„Die Nachfrage ist sehr, sehr groß“, berichtete Karger. Es gebe schon über 300 Interessenten. Die Miete für die modern geschnittenen Wohnungen mit Balkonen und Terrassen, die mit Geothermie beheizt werden sollen, sei „im verträglichen Rahmen“. Die Politik wollte das gern genauer wissen. „Circa unter elf Euro“ – das sei „das angestrebte Ziel“ pro Quadratmeter, so der Vorstandsvorsitzende auf Nachfrage. 20 Wohnungen, so die Pläne, sollen sozialgebunden vermietet werden, Mietpreis „unter 6 Euro“. Bei der Vergabe der Wohnungen sollen die aktuellen beziehungsweise zuletzt ausgezogenen Mieter am Westbach „vorrangig bevorzugt werden“.

Die Politik bat der WHS-Chef, aus der Straße eine Spielstraße zu machen. Autos sollen ohnehin in die Tiefgaragen, oberirdisch ist kein Autoverkehr geplant. „Die Mieter würden sich freuen“, so Karger. Kritik übte er in diesem Zusammenhang an den Parkschein-Automaten, die in Herne-Süd aufgestellt wurden. Konkret kritisierte Karger, dass die Automaten auch an der Straße Am Westbach aufgestellt wurden. Dort wohne ohnehin kaum noch jemand, und in Kürze werde dort alles abgerissen: „Wo gehobelt wird, fallen auch Späne.“ Gemeint ist: Bei den Bauarbeiten könnten auch die Automaten beschädigt werden. Baudezernent Karlheinz Friedrichs wollte das nicht gelten lassen: Die Politik habe das Parkraumkonzept gewünscht, also seien die Automaten überall aufgestellt wurden. Nicht zuletzt: Dass die Automaten nicht kaputt gehen, dafür habe der Bauherr Sorge zu tragen.

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