Herne. Das Herner Mulvany-Berufskolleg erweitert sein Spektrum. Nach den Ferien startet der Bildungsgang zur Service- und zur Fachkraft für Sicherheit.

Das Herner Mulvany-Berufskolleg erweitert sein Spektrum. Nach den Sommerferien wird es mit dem Bildungsgang zur Service- und zur Fachkraft für Sicherheit starten.

In der öffentlichen Wahrnehmung wird die Sicherheitsbranche eher gering geschätzt. Nach der gängigen Vorstellung übernehmen in der Regel angelernte Kräfte wenig anspruchsvolle Aufgaben. Doch wenn man sich näher mit dem Thema beschäftigt, gelangt man schnell zu der Erkenntnis, dass es sich um einen vielschichtigen und anspruchsvollen Bereich handelt.

Die wenigsten kommen über eine Ausbildung in die Sicherheitsbranche

Bei der Präsentation des Bildungsgangs gab Heiko Kurzawa, Geschäftsführer des Herner Unternehmens H2K, einen Einblick und bestätigte teilweise die Vorurteile: In der privaten Sicherheitsbranche arbeiteten bundesweit 270.000 Menschen, doch nur zehn Prozent seien über eine Ausbildung dorthin gekommen, die meisten kämen über den sogenannten zweiten Bildungsweg. Der Grund: Es sei immer noch ein recht junger Ausbildungsgang. Deshalb freue er sich, dass er mittelfristig immer mehr ausgebildete Fachkräfte rekrutieren könne. Die private Sicherheitsbranche werde wachsen, weil sich die behördliche Sicherheit auf Kernkompetenzen zurückziehe. Dafür müsse man gerüstet sein. „Man glaubt, die private Sicherheit beschränke sich auf den Nachtwächter oder den Türsteher vor der Disco, aber die Ansprüche sind hoch“, so Kurzawa.

Das Mulvany-Berufskolleg wird nach den Sommerferien mit dem Bildungsgang zur Service- und zur Fachkraft für Sicherheit starten.
Das Mulvany-Berufskolleg wird nach den Sommerferien mit dem Bildungsgang zur Service- und zur Fachkraft für Sicherheit starten. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Für junge Leute sei die Perspektive wichtig. Die private Sicherheit biete eine langfristige Perspektive. „Wenn man jetzt anfängt, kann man in dem Bereich 50 Jahre arbeiten“, so Kurzawa. Deshalb freue er sich, dass der Bildungsgang nun auch in Herne angeboten werde, bislang hätten die H2K-Auszubildenden den Weg zum Berufskolleg nach Essen auf sich nehmen müssen.

Thomas Brechtken, Leiter des Mulvany-Berufskollegs, verwies darauf, dass der berufsbildende Bereich am Mulvany in den vergangenen Jahren eher stagniert habe, mit dem neuen Bildungsgang sei man zukunftsorientiert, weil Sicherheit ein Bereich sei, der sowohl quantitativ als auch qualitativ wachse. Der Bereich sei vielfältig und anspruchsvoll. Und er beschere dem Berufskolleg ein Alleinstellungsmerkmal: Es sei im gesamten Regierungsbezirk Arnsberg das einzige, das diesen Bildungsgang anbiete.

Thomas Brechtken, Leiter des Herner Mulvany-Berufskollegs, sieht das Kolleg mit dem neuen Bildungsgang gut für die Zukunft gerüstet.
Thomas Brechtken, Leiter des Herner Mulvany-Berufskollegs, sieht das Kolleg mit dem neuen Bildungsgang gut für die Zukunft gerüstet. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda sagte, dass der Bildungsgang genau zu den Plänen der Stadt Herne passe: In Kürze werde eine neue Ausbildungsmarke vorgestellt, die für die berufliche Bildung werben soll. Der neue Bildungsgang könne in dieser Hinsicht einen weiteren Schub geben. Er könne aber auch einen Beitrag im Bemühen leisten, das Sicherheitsgefühl in der Stadt zu stärken. Nach der Pandemie habe er eine gewisse Tendenz der Verrohung feststellen müssen, sagte Dudda, auch vor dem Hintergrund des Vandalismus am Otto-Hahn-Gymnasium.

Schuldezernent Andreas Merkendorf freut sich, dass die Bezirksregierung nicht nur grünes Licht für den Start gegeben hat, sondern auch dem „Mulvany“ die Zeit einräumt, um auf erforderlichen Schülerzahlen aufzubauen und den Bildungsgang zu etablieren. Im Bereich der IHK Mittleres Ruhrgebiet (Herne, Bochum, Hattingen und Witten) gibt es laut Berufskolleg mehr als 20 Ausbildungsbetriebe in der privaten Sicherheitsbranche. Am Mulvany hofft man, dass auch Unternehmen aus Dortmund ihre Auszubildenden nach Herne schicken, weil von dort der Weg nach Essen recht weit sei. Auch die Stadt Herne könnte Azubis zum Mulvany schicken, denn sie wird selbst in diesem Bereich ausbilden.

>>> FACHKRÄFTEMANGEL

■ Dass auch die Sicherheitsbranche unter dem Fachkräftemangel leidet, zeigt sich ganz aktuell an den Flughäfen.

■ Laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft fehlen bundesweit an Flughäfen rund 7200 Fachkräfte. Die Folge sind lange Schlangen an den Kontrollstraßen.