Herne. Wie entwickeln sich die Treibhausgas-Ausstöße in Herne? Dazu gibt es nun eine Bilanz. Diese zeigt Erfreuliches – aber nicht in einem Bereich.

In Herne ist der Energieverbrauch deutlich gesunken. Das zeigt die Treibhausgasbilanz für das Jahr 2019, die nun der Stadt vorliegt. Demnach sanken die klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen zwischen 1990 und 2019 um 42 Prozent. „Das ist sehr, sehr positiv“, kommentiert Daniel Wirbals, stellvertretender Leiter des städtischen Referats Umwelt und Stadtplanung, gegenüber der WAZ. Herne, fügt er an, sei „auf einem guten Weg“.

Der Energieverbrauch der Gesamtstadt ging seit 1990 um 29 Prozent zurück. Das berichtete Eike Lang von der Planungsgesellschaft Gertec (Essen) im Planungsausschuss. Zu den Haupt-Energiequellen gehören demnach neben Erdgas, Strom und Fernwärme auch Benzin. Die Wärmenutzung sei um 45 Prozent, die Stromnutzung um 17 Prozent zurückgegangen. Während die Wirtschaft ihren Energieverbrauch um 49 Prozent drosselte, waren es bei den Haushalten laut Lang „nur“ 29 Prozent.

Herne: Energieverbrauch beim Verkehr stieg um 13 Prozent

Beim Verkehr sieht die Bilanz weniger rosig aus: Zwischen 1990 und 2019 stieg der Energieverbrauch nach den Worten von Gertec-Ingenieur Lang sogar an – um satte 13 Prozent. Immerhin: Seit dem Jahr 2000 gebe es ein „stabiles Niveau“. Auffällig: 1990 wurde demnach rund zwei Drittel Benzin und ein Drittel Diesel genutzt, heute ist es umgekehrt. Biotreibstoffe, Gas und Strom spielten 2019 nur eine untergeordnete Rolle.

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„Wir sind auf einem guten Weg – außer im Verkehrsbereich“, kommentierte Ratsherr Ulrich Syberg (SPD) die neuen Zahlen im Umweltausschuss. Der Autoverkehr sei das „Problem der Zukunft“, das angepackt werden müsse. Dem wollte Daniel Wirbals nicht widersprechen. Allein: Da habe Herne kaum Möglichkeiten, um einzuwirken. Der Energieverbrauch beim Verkehr sei überwiegend geprägt von den Autobahnen A 42 und A 43: „Da können wir keinen Einfluss drauf nehmen.“

Laut Treibhausgas-Bilanz ist die lokale Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien zwischen 2009 und 2019 um drei Prozent gestiegen; beim Solarstrom habe es ein Plus von 310 Prozent gegeben. Photovoltaik, Biogase, Grubengas & Co. made in Herne deckten damit 3,6 Prozent des gesamtstädtischen Strombedarfs ab, berichtete der Gertec-Vertreter.

Stadt: Herne unternimmt „viele kleine Schritte“

Es ist noch viel zu tun: Grünen-Ratsherr und Vorsitzender des Umweltausschusses Pascal Krüger.
Es ist noch viel zu tun: Grünen-Ratsherr und Vorsitzender des Umweltausschusses Pascal Krüger. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

In Herne, sagt Daniel Wirbals von der Stadt, würden „viele kleine Schritte unternommen“, um die Treibhausgas-Emissionen zu senken. Das zeige Wirkung. Gemeint ist: Wald wird gepflanzt, eine Klimamanagerin wurde eingestellt, Herne beteiligt sich an Innovation City, ist als Modellkommune an der Solarausbau-Initiative des Regionalverbands Ruhr (RVR) beteiligt, schafft für ihre Töchter HCR Elektro- und für Entsorgung Herne Wasserstofffahrzeuge an, die Stadtwerke bauen Fernwärme aus.

Pascal Krüger, dem Vorsitzenden des Umweltausschusses, reicht das nicht. „Die Bilanz zeigt, wie viel noch zu tun ist“, sagt der Ratsherr (Grüne) zur WAZ. So fehle weiterhin ein Plan zur Klimaneutralität. Es sei „viel mehr Engagement in allen Bereichen“ notwendig: „Die Stadt kann so viel mehr tun für Solarenergie, die verschlafene Verkehrswende und die Wärmewende.“ Doch letztlich, so Krüger, komme es auf alle an beim Klimaschutz.

Und wie gut ist Herne nun im regionalen Vergleich? Das könne man anhand der Zahlen nicht ablesen, kritisierte Sabine von der Beck (Grüne). Wie ist der Energieverbrauch in den Nachbarstädten? Wie geht er dort zurück? Die Ratsfrau wünscht sich für die nächste Bilanz eine Einordnung.

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>> WEITERE INFORMATIONEN:

In die Bilanz fließen verfügbare Daten ein, etwa zum Strom- oder Gasverbrauch. Für andere Energien, etwa Benzin und Öl, werden dagegen nur statistische Werte herangezogen, hieß es im Umweltausschuss. Von den Betrieben vor Ort fließen dagegen kaum Daten ein – der Aufwand wäre zu hoch.

Nach dem „Territiorialprinzip“ fallen auch viele Emissionen weg, die nicht auf Herner Boden entstanden sind. So taucht Kerosin zum Beispiel nicht auf, weil in Herne kein Flughafen steht.