Herne. Nach vielen Hindernissen und jahrelangen Verzögerungen ist die Herner Jugendverkehrsschule nun eröffnet worden. So soll der Betrieb ablaufen.
20 Schülerinnen und Schüler aus der 4a der Laurentiusschule in Unser Fritz stehen in Pärchen aufgereiht im Hinterhof des Heimatmuseums. Vor ihnen die Strecke der Jugendverkehrsschule, unter ihnen ihre Fahrräder. Nur noch ein rot-weißes Flatterband trennt sie davon, den künstlichen Straßenabschnitt mit Ampel, Zebrastreifen und Mittellinie zu testen. „Es ist schön, dass wir heute nach langer Zeit endlich hier stehen und die ersten Test-Piloten die Jugendverkehrsschule einweihen können“, sagt Oberbürgermeister Frank Dudda. „Und was am Ende zählt, ist doch das Ergebnis, oder?“ Mit einer goldenen Schere schneidet er das Flatterband durch, die ersten zehn Kinder fahren los.
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Dem lang ersehnten Startschuss ist eine zähe Hängepartie vorausgegangen. 2019 wurde die alte Jugendverkehrsschule neben der Grundschule an der Karlstraße in Wanne-Eickel geschlossen – allerdings ohne einen Ersatz parat zu haben. Erst nach Monaten entschied sich die Politik nach viel Hin und Her für das Areal hinter dem Heimatmuseum an der Unser-Fritz-Straße. Die Planung bewegte sich nur im Schritttempo und dann verhinderte im Frühjahr 2021 eine politisch nicht korrekte Skulptur namens „Einigkeit – Recht – Freiheit“ des Herner Künstlers Jupp Gesing den Start der Jugendverkehrsschule. Das Mosaik, das die alte Bundesrepublik samt polnischer und russischer Ostgebiete abbildete, musste erst noch entfernt werden.
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Damit nicht genug – die Eröffnung im Sommer 2021 musste vertagt werden, weil die falschen Verkehrsschilder und die falsche Ampel geliefert wurden. Aus Sicht der Verkehrswacht zu groß und zu schwer, aus Sicht der Stadt das, was nach Absprache mit der Verkehrswacht bestellt worden war. Nachdem das Denkmal entfernt und die korrekten Schilder und Ampeln endlich vor Ort waren, konnte für den April die Eröffnung der Jugendverkehrsschule angesetzt werden.
Pannen verzögerten Eröffnung der Jugendverkehrsschule Herne
„Was lange währt, wird endlich gut“, sagt Verkehrswacht-Vorstand Heinrich Hendricks. „Über die diversen Stolpersteine aus der Vergangenheit müssen wir jetzt nicht mehr sprechen.“ Dass der Straßenabschnitt im Miniaturformat nun endlich in Betrieb genommen werden kann, sei überfällig, der Bedarf an Verkehrserziehung immens. Eine mobile Verkehrsschulung, bei der ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zu den Schulen kommen und Parcours aufbauen, sei zu zeitintensiv. „Hier ist es nun ein ganz anderer Effekt für die Kinder und natürlich auch viel praktischer“, so Hendricks.
Der Standort am Heimatmuseum sei die perfekte Wahl und: „Wer weiß, vielleicht ergeben sich daraus künftig Synergieeffekte.“ So sei etwa denkbar, dass die Gruppe, die gerade nicht fährt, Zeit im Museum verbringt. „Wir haben ein altes Klassenzimmer, das würde sich super dafür eignen“, sagt Andrea Prislan vom Emschertal-Museum.
Herner Klassen können ab kommendem Schuljahr Zeiträume buchen
Die Viertklässler scheinen die Fahrerziehung sichtlich zu genießen und dennoch ernst zu nehmen. An Ampeln wird geduldig gewartet, vor dem Abbiegen vorbildlich der Arm gestreckt. „Hier können die Kinder noch mal viele Dinge lernen, die wir auf dem Schulhof nicht vermitteln können“, erklärt Schulleiterin Martina Nissalk. „Das macht richtig Spaß hier“, sagt die zehnjährige Samira. „Es ist viel besser als auf dem Schulhof.“
Künftig könnten Schulklassen an zwei Tagen in der Woche Zeiträume buchen, in denen sie die Jugendverkehrsschule nutzen. „Im Mai und Juni werden wir noch ein paar Probeläufe fahren, aber zum neuen Schuljahr geht es dann richtig los“, erklärt Philipp Spitta, der für das Schulamt die Koordination übernimmt und viel Interesse verzeichne. „Man merkt auch, dass durch Corona viele Kinder nicht mehr so fit sind“, sagt der Grundschullehrer. Dass die Jugendverkehrsschule nicht mehr als zwei Tage die Woche in Betrieb sei, liege daran, dass die Betreuung durch Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler erfolge. „Zur Zeit sind es sieben Leute, wir würden uns aber über mehr Unterstützung freuen“, sagt Spitta.
>>> Hütte mit Fahrrädern soll bald folgen
- In wenigen Wochen soll dann auch das letzte Puzzleteil zur vollständigen Jugendverkehrsschule stehen: eine Holzhütte, in der die Fahrräder und die Ausrüstung der Verkehrswacht untergebracht werden sollen. So müssten die Kinder nicht mit ihren eigenen Fahrrädern anreisen.
- Auch Helme werden gestellt: Die Mondritterschaft Wanne-Eickel hat der Verkehrswacht 30 Helme gespendet, die von den Kindern bei der Verkehrserziehung getragen werden sollen.