Herne. Die Herner Kirchen würden gerne mehr Geflüchtete aufnehmen, scheitern aber zum Teil. Warum das so ist und wie sie stattdessen helfen.
Die Hilfsbereitschaft für geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer ist in Herne weiterhin groß. Viele Hernerinnen und Herner haben Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen, andere spenden oder fahren sogar an die ukrainische Grenze. Auch die Kirchen in Herne engagieren sich und helfen, wo sie können.
„Doch leider ist das nicht immer so möglich, wie wir es gerne hätten“, sagt der katholische Vikar Christian Schmidtke, der sich unter anderem gemeinsam mit der evangelischen Kreuzkirchengemeinde für die Hilfe vor Ort engagiert. Denn es gebe ein großes Problem: „Wenn man geflüchtete Menschen unterbringen möchte, dann brauchen diese selbstverständlich auch Duschen und genügend Sanitäreinrichtungen.“ Das sei aber in den Gemeindehäusern nicht gegeben, deswegen sei die Unterbringung dort nicht möglich.
Kirchen würden sich wünschen, dass Sporthallen zur Verfügung gestellt werden
Zu Beginn der Krise seien die Kirchen in Herne ganz konkret von dem Verein „Herner helfen Ukraine“ angefragt worden, ob sie helfen können. „Da wir mit den evangelischen Kirchen in Herne und vor allem der Kreuzkirche in engem Kontakt stehen, haben wir zusammen überlegt, wie wir trotzdem eine Notunterkunft auf die Beine stellen können.“
Dabei sei die Idee entstanden, freie Apartments in Pfarrhäusern zur Verfügung zu stellen. Zehn Geflüchtete hätten so bereits eine Unterkunft gefunden. „Das ist nicht so viel, wie wir gerne hätte, aber ein Anfang“, sagt Schmidtke. Er findet es schade, dass nicht wieder die Sporthallen – wie schon 2015 – für die Geflüchteten zur Verfügung gestellt werden. „Dort gibt es schließlich genügend Duschen.“ Doch das sei laut Stadt nicht vorgesehen.
Weiterhin stelle zudem die Bonifatius-Gemeinde einen Raum für Spenden zur Verfügung. Aber auch bei Behördengängen und Verwaltungsaufgaben unterstützten viele Ehrenamtliche die Geflüchteten, sagt Schmidtke. „Wir helfen sehr konkret und so unbürokratisch wie möglich.“ So seien Gesprächskreise für Geflüchtete eingerichtet worden und die Betreuung der Dolmetscher, die häufig das Leid direkt als erste erfahren, sei bereits in Planung, so Schmidtke.
Spendenbereitschaft in Herner Gemeinden weiterhin groß
Die Spendenbereitschaft in den Gemeinden sei weiterhin sehr hoch, betont er. Alleine bei einer Sonderkollekte in der vergangenen Woche seien 7000 Euro zusammengekommen. Zurzeit werde vor allem Geld gebraucht. „So können wir gerade den ukrainischen Jugendlichen die Zeit hier vor Ort noch etwas verschönern.“ Aber auch Sachspenden könnten weiterhin abgegeben werden.
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In den katholischen Gemeinden in Wanne-Eickel sind bisher noch keine Geflüchteten aufgenommen worden. „Wir haben geprüft, ob wir als Pfarrei St. Christophorus Räume zur Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine zur Verfügung haben“, sagt Dechant Ludger Plümpe. „Dies ist nicht der Fall.“ Das liege vor allem daran, dass die Gemeinde keine ausgesprochenen Wohnräume frei habe. Und in den Gemeindehäusern fehlten – genau wie in den Gemeinden in Herne – die notwendigen sanitären Einrichtungen. „Wenn Bedarf zur Begegnung der bzw. mit den Geflüchteten besteht, werden wir die Gemeindehäuser nutzen“, sagt Plümpe.