Herne. 125 Mitarbeitende der katholischen Kirche in Deutschland haben sich als queer geoutet. Katholische Pfarrer aus Herne befürworten die Aktion.

125 Mitarbeitende der katholischen Kirche in Deutschland haben sich als queer geoutet und mit der Aktion „Out in Church“ ein Ende der Diskriminierung innerhalb der Kirche gefordert. Unter den Personen, die jetzt unter anderem ihre Homo-, Bi- oder Transsexualität öffentlich gemacht haben, sind Priester, Gemeinde- und Pastoralreferentinnen, Religionslehrer und -lehrerinnen –, aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der kirchlichen Verwaltung.

Bereits im März vergangenen Jahres hatte die katholische St. Dionysius Gemeinde in Herne eine Regenbogen-Flagge gehisst, als Zeichen der Toleranz Homosexuellen gegenüber. Deswegen befürwortet Vikar Christian Schmidtke auch die Bewegung „Out in Church“. „Das ist ein wichtiger Schritt“, sagt er.

Mit Regenbogen-Maske zum Friedensgebet vor der Kreuzkirche

Es sei wichtig, sich dafür einzusetzen, dass Menschen sich in der katholischen Kirche nicht mehr wegen ihrer Sexualität verstecken müssten, sagt er. Auch am vergangenen Samstag zeigte Schmidtke deutlich, wie er zu dem Thema steht: Gemeinsam mit einem Kollegen erschien er mit einer Regenbogen-Maske zum Friedensgebet vor der Kreuzkirche. „Viele haben gefragt, wo wir die Masken her haben.“ Diejenigen, die etwas gegen diese Aktionen hätten, „die schweigen momentan“.

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Unterstützt eine Kirche ohne Angst: der Wanne-Eickeler Pfarrer Ludger Plümpe.
Unterstützt eine Kirche ohne Angst: der Wanne-Eickeler Pfarrer Ludger Plümpe. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Pfarrer Ludger Plümpe, Leiter der St. Christophorus-Gemeinde in Wanne-Eickel, sei überrascht von der Aktion „Out in Church“ gewesen. „Hut ab, dass sie das so machen“, sagt er. „Ich kann mir vorstellen, welche Überwindung sie das gekostet haben muss.“ Denn: Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich geoutet haben, könnte nun eine Kündigung drohen. Denn laut kirchlichem Arbeitsrecht sind sexuelle Orientierungen und geschlechtliche Identitäten, die von der in der katholischen Kirche akzeptierten Norm abweichen, ein Kündigungsgrund und zugleich ein Einstellungshindernis. Unter anderem dagegen wendet sich die Aktion.

Wanne-Eickeler Pfarrer unterstützt eine Kirche ohne Angst

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Pfarrer Plümpe unterstütze eine Kirche ohne Angst. Doch oft sei es schwierig, Dinge zu ändern, die eine Festschreibung in der Kirche hätten. Die Menschen, die sich jetzt geoutet haben, hätten jede Unterstützung verdient, betont Plümpe. Er habe den Eindruck, dass viele Kirchenleitungen auf dem Weg seien, offener zu werden.

Es komme auf die Achtung jedes einzelnen Menschen an, betont er. „Ich war überrascht davon zu sehen, wie unterschiedlich die Lebensumstände der Menschen sind, die dort mitmachen.“ Man dürfe nicht alle Menschen über einen Kamm scheren – die gesellschaftliche Kultur müsse einen Weg finden, Fremdes gutzuheißen, ohne dass es Teil von einem selbst sei, so Plümpe. „Genau das ist auch die Intention der Friedensgebete, die samstags in Herne stattfinden.“ Auch in Wanne-Eickel seien vor einigen Kirchen noch immer die Regenbogen-Flaggen als Zeichen der Solidarität gehisst.

Pfarrer Georg Birwer, Leiter der Gemeinde St. Dionysius in Herne, freut sich ebenfalls über die „Out in Church“-Aktion. Dass aus all dem Negativen, das die katholische Kirche zurzeit erlebe, solch eine Bewegung entstehe, sei „ausgesprochen positiv“. Es sei gut, dass die Menschen sagen: „Wir gehören zur katholischen Kirche und wir gehören gerne dazu.“

Auch innerhalb der Gemeinde werde über das Thema gesprochen. „Ich bin froh, dass wir uns gegenseitig stark machen“, so Birwer. Von einigen Gemeindemitgliedern gebe es jedoch weiterhin Kritik, beispielsweise als damals die Flaggen gehisst wurden. Diese Menschen wollten die „wahre Moral“ hochhalten, sagt er. „Damit müssen wir uns auseinandersetzen.“ Auch Bischöfe äußerten sich mittlerweile zu dem Thema. Es herrsche derzeit die Stimmung: „Es muss was passieren.“