Herne. Das Herner Quartier Kaiserstraße geht nach Jahren der Planungen nun in die Realisierung. Möglich macht das die Übergabe an einen neuen Investor.

Das „Quartier Kaiserstraße“ in Herne wird realisiert, und die ersten Arbeiten werden noch in diesem Jahr beginnen. Das ist eigentlich eine Nicht-Nachricht, doch am Donnerstag offenbarte sich, dass das Projekt, für das bereits 2017 erste Computeranimationen präsentiert wurden, zumindest zeitlich am seidenen Faden hing.

Der Grund: Die List AG, die das Quartier Kaiserstraße im Ortsteil Baukau bauen wollte, geriet durch die Corona-Pandemie mit ihren zahlreichen Projekten in einen Stau, wie es Michael Garstka, Geschäftsführer von List Develop Commercial, ausdrückte. Dadurch wäre das Herner Vorhaben zeitlich nach hinten gerückt. Deshalb habe man sich die Frage gestellt, ob es nicht andere Optionen gebe, statt die ganze Sache auf die lange Bank zu schieben.

Nachhaltigkeit hat in den Planungen einen großen Stellenwert

Der ehemalige Kunstrasenplatz dürfte, ebenso wie das Haus im Hintergrund, Ende des Jahres verschwinden.
Der ehemalige Kunstrasenplatz dürfte, ebenso wie das Haus im Hintergrund, Ende des Jahres verschwinden. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Es gab sie: List hat das Projekt an die E-Gruppe übergeben. Die ist in Herne bereits bestens bekannt. Sie hat das City-Center renoviert und baut in dessen direkter Nachbarschaft den Europagarten. „Wir haben das Objekt schon länger in den Medien verfolgt“, so Steven Engler, Geschäftsführer der E-Gruppe. Das passe hervorragend in die eigenen Bestandsobjekte, weil dort das Thema Nachhaltigkeit einen großen Stellenwert habe. Unter anderem sind die Dächer begrünt. Deshalb hätten er und sein Vater keine fünf Minuten überlegen müssen, als sich die Chance zum Kauf geboten habe.

Da die List AG im Frühjahr den Bauantrag bei der Stadt Herne eingereicht hat, wird die E-Gruppe die bisherigen Planungen 1:1 übernehmen. Das heißt, es wird im ersten Bauabschnitt eine Mischung aus Handelsflächen, Praxen, Büros und Gastronomie entstehen. Auch soll es die Möglichkeit eines Wochenmarktes geben. Im zweiten Bauabschnitt, für den der Bauantrag eingereicht werden soll, sollen rund 100 Wohneinheiten entstehen. Steven Engler machte deutlich, dass er sehr genau die Diskussion um bezahlbaren Wohnraum in Herne verfolge und kündigte an, dass mindestens ein Drittel der Wohnungen im bezahlbaren Segment liegen würden, sie also öffentlich gefördert sind.

Angesichts der Aussage von Oberbürgermeister Frank Dudda, dass die Baugenehmigung für den ersten Bauabschnitt innerhalb der nächsten vier Wochen vorliegen könnte, will Engler „volles Tempo“ machen. Noch im Dezember soll mit den vorbereitenden Arbeiten begonnen werden, im Frühjahr 2022 soll der Hochbau beginnen. Die Fertigstellung plant Engler für 2023.

Bau eines Studentenheims am Lackmanns Hof ist vom Tisch

Der OB gestand, dass er erleichtert sei, dass dieses 50-Millionen-Euro-Projekt in die Realisierung geht. Das Quartier Kaiserstraße habe zum Beispiel eine hohe Bedeutung mit Blick auf das Konzept der Wasserlagen, das die Stadt in der kommenden Woche vorstellen werde. Dudda teilte außerdem mit, dass sich entlang des Lackmanns Hof die Vorstellungen der Stadt verändert hätten. So war bislang neben dem Neubau der Schule Forellstraße immer noch ein Studentenheim dort vorgesehen. Das sehe man nicht mehr an diesem Ort, sondern in der Nähe des Funkenberg-Quartiers. Stattdessen könnte am Lackmanns Hof weiterer Wohnraum für junge Familien entstehen.

Damit ist allerdings immer noch nicht das komplette Areal verplant. Wie es dort weitergehe, werde man später in Kooperation mit der E-Gruppe diskutieren, so der OB.

>>> STANDORT FÜR SCHULTURNHALLE OFFEN

■ Der OB sagte, dass mit der Politik noch der Standort der Schulturnhalle diskutiert werden müsse. Der komplette Neubau der Schule schlage mit rund zwölf Millionen Euro zu Buche.

■ Die Kita am Lackmannshof werde ausgebaut und um zwei Gruppen erweitert.