Herne. Vier junge Bands aus der Region haben am Samstagabend beim ersten Herner Park-Festival begeistert. Wer in der Event-Arena am Gysenberg abräumte.
Während König Fußball am Samstag vor dem großen EM-Finale ruhte, übernahmen vier junge Bands aus der Region in der Event-Arena im Revierpark Gysenberg das Regiment. Beim Park-Festival sorgten mit ihren hausgemachten Gitarren-Cocktails allesamt für hochsommerliche Stimmung.
Tanzbare Lebensanekdoten nach dem Vorbild der Smiths
Vor voll besetzten Bierbänken weicht die Leinwand einer Bühne, auf der sich die aus Bochum, Essen und Herne zusammengefundenen Indie-Rocker von Ocean Boulevard den 250 Besuchern entgegenstellen und die poppigere erste Hälfte des Abends mit ihren tanzbaren Lebensanekdoten in Schwingung bringen. Die inzwischen zu einem Quintett herangewachsene Band veröffentlichte zwar erst im vergangenen Jahr ihre erste Single „Wasting Away“, doch befindet sie sich mit ihrem spielerischen Können bereits fest im Sattel klassisch-nachdenklicher Vorbilder wie etwa The Smiths, die ebenfalls mit glänzenden Obertönen in die Hüfte gingen. Das bunt gemischte Publikum aus Alt und Jung weiß dies zu honorieren, wobei dies nur der Anfang einer ausgelassenen Feierstimmung ist.
Bevor es mit den Bochumern von The Bunburies weitergeht, nimmt Moderator Dennis Kazakis gewohnt locker-flockig die Besucher bei der Hand und führt diese durch die erste von drei Fragerunden rund um das Thema Musik. Selbst schon etliche Male auf der Bühne als Musiker gestanden, zeigt sich der Bassist voll in seinem Element. Typisch für den LMV Veranstaltungsservice ist der Sound bei den Bunburies auf den Punkt gebracht: Mühelos kommt das Wummern der Bassdrum und der klare Gesang noch in den hinteren Bereich der Arena an. Einzig die Gitarrensoli verlieren sich etwas in der dichten Wand aus Gitarren.
Indierock von seiner tanzbarsten Seite
Das Gesamtpaket der Bunburies weiß jedoch zu überzeugen. Und so lassen die ersten Tanzschritte vereinzelter Gästen nicht auf sich warten, die im feinen Kiesboden ihre Spuren hinterlassen. Emsige Kellnerinnen und Kellner tragen indes Tabletts durch die Reihen und sorgen dafür, dass der Nachschub an Kaltgetränken nicht abreißt. Auf der dahinterliegenden Wiese des Parks haben es sich einige auf Klappstühlen bequem gemacht und genießen das bunte Treiben von außerhalb in aller Seelenruhe. Eine kleine, aber feine Lichtshow tut ihr Übriges und zum Endspurt geben die Bunburies noch einmal Vollgas und zeigen ihren britisch angehauchten Indierock von seiner tanzbarsten Seite.
Eine kurze Umbaupause und ein kühles Lüftchen lassen die Stimmung nicht gleich abkühlen - und ehe man sich versieht, starten Die Arbeitstiere, deutlich härter im Klang, in die zweite Hälfte des Fast-Open Airs unterm Zeltdach. Die Herner Jungs zeigen schon beim Soundcheck, wohin ihre Reise geht: High Gain und stramme Bässe geben den Ton an, wobei der Name Programm ist. Die tugendhafte Arbeitsmoral wird aufs Korn genommen, der Ruf nach dem wohlverdientem Feierabendbier zum Schlachtruf. Resignation vor dem berufsalltäglichen Wahnsinn wandelt sich zur Rebellion, ob gesungen oder gebrüllt, jedoch mit ganz viel flottem Punkrock in Form gebracht. Das Publikum rastet aus und fühlt sich scheinbar angesprochen und abgeholt.
Bis das Bochumer Trio von The Honeyclub mit ihrem modernen Rock’n‘Roll den Abend beendet, ist Veranstalter Norbert Menzel sehr zufrieden: „Wir haben scheinbar auf das richtige Pferd gesetzt, denn das Publikum ist schön gemischt und friedlich. Die Gesamtinvestition lohnt sich zudem sehr“, sagt er über die Event-Arena. Man müsse auch mal etwas riskieren.
Ob nun Europameister oder nicht - es gibt eben doch noch weitere schöne Nebensachen.
>>> Der doppelte Stiebling
Unterstützt wird das Festival-Projekt von Reifen Stiebling, die ihre „EM-Event-Arena“ im Gysenbergpark zur Verfügung stellten.
Tobias Stiebling zeigte sich für die Organisation und das Line-up verantwortlich und spielte an diesem Abend gleich in zwei Bands: Bei The Bunburies übernahm er das Schlagzeug, bei den Arbeitstieren den Gesang und die Gitarre.
Nach Abzug der Kosten sollen die Einnahmen dem Mittagstisch der OASE zugutekommen.