Herne. Inzidenz über 600, zunehmend mehr Corona-Fälle an Schulen: Eine Herner Schulleiterin plädiert für eine FFP2-Maskenpflicht auch im Unterricht.
Die 7-Tage-Inzidenz hat in Herne die 600er-Marke gerissen, auch an den Schulen nimmt die Zahl der Corona-Fälle deutlich zu. „Die Fälle häufen sich“, sagt Nicole Nowak, Leiterin des Haranni-Gymnasiums am Montag. Allein in der ersten Woche seien es an ihrer Schule 16 Schülerinnen und Schüler gewesen, die einen positiven Schnelltest hatten, an diesem Montag noch mal vier weitere. „Wir haben in der ersten Woche jeden Tag getestet und an jedem Tag hatten wir zwischen zwei und vier Fälle“, so Nowak.
Ähnliches beobachtet Sylke Reimann-Pérez, Schulleiterin an der Mont-Cenis-Gesamtschule: „Es gibt noch keine Ballung in einer Klasse“, sagt sie. „Es geht Querbeet durch alle Klassen.“ In der Regel fände die Infektion weiter im privaten Bereich und nicht in der Schule statt. „Die Fälle nehmen zu, insbesondere bei den Jüngeren, die noch nicht so geimpft sind“, sagt sie.
Herne: FFP2-Masken für mehr Sicherheit
Für sie sei das aber dennoch kein Grund, den Präsenzunterricht in Frage zu stellen. „Omikron soll zwar sehr ansteckend sein, aber nicht zu so schweren Verläufen führen – das ist beruhigend“, so Reimann-Pérez. „Wenn wir aber merken, dass wir Ausbrüche in den Klassenzimmern hätten, das fände ich Besorgnis erregend.“ Bis dahin zähle für sie aber eher die Belegung der Intensivbetten als Indiz als die Inzidenz.
Für mehr Sicherheit und um den Präsenzunterricht zu sichern, geht Nicole Nowak einen Schritt weiter: „Ich wäre für die Pflicht des Tragens einer FFP2-Maske im Unterricht“, sagt sie, wohl wissend, dass das für viel Entrüstung sorgen würde. „Ich weiß, dass das hart ist“, räumt sie ein. „Aber die Sicherheit sollte es uns wert sein.“ Bei den älteren Jahrgängen würden einige Schüler bereits eine solche Maske tragen, aber gerade bei den ungeimpften Jüngeren sei es auch sinnvoll. Die Masken seien ein entscheidendes Mittel, um die Ansteckung innerhalb der Klasse zu verhindern.
Unklarheit, ab wann „Ausbruchsgeschehen“ vorliegt
Bisher verteile sich das Infektionsgeschehen zumeist. „Wir schicken nur noch das infizierte Kind in Quarantäne“, sagt Nowak. Diese Regel gelte nur dann nicht, wenn ein „Ausbruchsgeschehen“ vorliege, zitiert Nowak aus einem Schreiben. Aber wann liege das vor? Eine Zahl werde nicht festgesetzt. In einer Klasse an ihrer Schule seien drei Kinder infiziert - „ist das schon ein Ausbruchsgeschehen?“, fragt die Schulleiterin?
Ein ähnliches Problem begleitet Katharina Rodermund, Schulleiterin der Gesamtschule Wanne-Eickel, am Montagmorgen: „Wir haben einen Hotspot mit sechs Fällen in einer 8. Klasse“, sagt sie. Nun wisse sie aber nicht, wie sie weiter vorgehen müsse. Die übrigen Kinder säßen nun alle gemeinsam in einer Klasse, und sie dürfe sie ohne Rücksprache nicht einfach nach Hause schicken. „Wir erreichen das Gesundheitsamt aber nicht“, klagt sie und hofft, dass sich der Fall noch am Montag lösen lässt und somit schneller als einige Quarantäne-Entscheidungen an den Grundschulen in der vergangenen Woche.
Grundschulen: Einzelergebnisse lagen erst nach einigen Tagen vor
Nach fehlenden Laborauswertungen der Pool-Tests mussten einzelne Eltern gleich mehrere Tage auf das Ergebnis der so genannten Rückstellproben warten, also den individuellen Einzeltests des eigenen Kindes nach einem positiven Klassentest, sagt Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini. Diese sollen eigentlich einige Stunden nach dem Pool-Ergebnis vorliegen. Sie hofft, dass die Übermittlung der Ergebnisse ab dieser Woche problemlos läuft. Sorge bereite ihr der zu erwartende Lehrerausfall: „Dann wird es wieder rappeln, dann werden Klassen tageweise zu Hause bleiben müssen“, prognostiziert die Schulamtsdirektorin.
Genaue Infektionszahlen für die Grundschüler liegen Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini am Montagmorgen nicht vor, die Inzidenz liege in dieser Altersklasse aber allein schon über 1000. Diese hohe Zahl beunruhige sie schon, da natürlich auch Kinder schwere Verläufe haben könnten. Dennoch sei es kein Grund für Schulschließungen, findet sie.
Denn anders als im vergangenen Winter, als die Schulen bei einer Inzidenz von 165 geschlossen wurden, sei die Ausgangslage durch die Impfungen anders. Außerdem: „Bei der ersten und zweiten Welle dachten wir, wir könnten das Virus einfangen. Omikron ist aber eine Virusvariante, die können wir nicht eindämmen“, so Christoph-Martini weiter. „Wir können durch Tests und Masken nur verhindern, dass es ein Feuersturm wird.“
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>>> WEITERE INFORMATIONEN: Inzidenz am Montag bei 616,2
• Die 7-Tage-Inzidenz liegt am Montagmorgen in Herne bei 616,2.
• Laut Statistik der Stadt Herne waren in den vergangenen sieben Tagen allein 243 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 5 und 15 Jahren positiv getestet worden. Diese Alterskohorte entspricht in etwa dem Alter vieler Schülerinnen und Schüler in Herne.