Herne. Die Kleingärtner vom Dannekamp in Herne sind sauer: Immer wieder landet Müll auf ihrem Gelände: Sie glauben, dass Lkw-Fahrer die Verursacher sind.
Der Frühling naht und damit die Gartensaison. Eigentlich freuen sich auch die Mitglieder des Kleingartenvereins Dannekamp auf die Zeit auf ihren Schollen, doch die Vorfreude ist diesmal arg getrübt. Der Grund: Müll und noch ekeligere Hinterlassenschaften auf ihrem Vereinsgelände. Die Kleingärtner vermuten, dass Lkw-Fahrer die Verursacher sind.
Um dieses Ärgernis einzuordnen, muss man die Lage des Kleingartenvereins kennen. Er liegt in der sogenannten Dannekamp-Siedlung - in Sichtweite befinden sich sowohl das Container Terminal Herne (CTH) als auch der Discounter Aldi. Die KGV-Vorstandsmitglieder Petra Workowski, Rosalinde Banisch und Manfred Scheffler schildern beim Ortstermin mit der Herner WAZ-Redaktion die Folgen: Müllsäcke würden auf das Vereinsgelände geworfen, außerdem würden manche Fahrer ihre Notdurft in den Büschen verrichten. Kinder seien schon in die Hinterlassenschaften hineingetreten. Hinzu kämen Lärm und Gestank, weil an den Wochenenden zahlreiche Lkw auf dem Aldi-Parkplatz stünden und die Motoren liefen.
Stadt Herne liegen bislang keine Beschwerden aus dem Bereich vor
Die Stadt teilt auf Anfrage mit, dass es aus ihrer Sicht im gesamten Jahr 2021 keinen einzigen Vorfall im genannten Bereich gegeben habe. Der Kommunale Ordnungsdienst gehe dort regelmäßig Streife. Es komme vor, dass Ermahnungen an die Lkw-Fahrer ausgesprochen würden, die auch sofort angenommen und umgesetzt würden. An die Stadt Herne seien von Anwohnern bislang keine Beschwerden gerichtet worden.
Ob Beschwerden helfen würden, ist längst nicht ausgemacht, denn das Problem besteht bereits seit einigen Jahren und hat sich mit der Zeit eher verschlimmert. Die WAZ hatte bereits im Jahr 2016 darüber berichtet, dass sich Anwohner im benachbarten Gewerbegebiet Resser Straße über dort parkende Lkw-Zugmaschinen beschwerten – mit ähnlichen Nebenwirkungen wie nun am Kleingartenverein.
Am CTH verbringen bis zu 60 Lkw-Fahrer ihre Wochenenden
In beiden Fällen dürfte es sich um Fahrer handeln, die am Wochenende am Container Terminal Herne (CTH) keinen Platz mehr ergattert haben. An Samstagen und Sonntagen sind die Parkstreifen am CTH komplett „gebucht“. 50 und mehr Zugmaschinen parken dann dort. Die Männer, meist kommen sie aus Osteuropa, verbringen ihre Zeit dort, um am Montagmorgen am CTH Ladung aufzunehmen. Von Seiten des CTH versucht man, im Rahmen der Möglichkeiten zu helfen. So wurde am Terminalgebäude eine Wasserleitung nach außen verlegt, damit die Fahrer die Möglichkeit haben, sich zu waschen und Kaffee zu kochen. Entsorgung Herne hat ebenfalls reagiert und große Mülltonnen aufgestellt.
Doch wer zu spät kommt, muss ausweichen. Zum Beispiel auf den Aldi-Parkplatz. Auch beim Ortstermin an einem Mittwoch standen dort Zugmaschinen mit bulgarischen Kennzeichen. Die Fahrer nutzen auch die DHL-Packstation als Sichtschutz bei ihrer Notdurft; wenn dort alles voll sei, kämen sie über die Straßenseite zum Kleingartenverein, berichten die KGV-Vorstandsmitglieder.
Am Kirmesplatz versuchen Lkw, die Sperrung mit den Bruchsteinen zu umfahren
Das Problem, dass Lkw-Fahrer an Wochenenden eine Bleibe suchen, strahlt auch auf andere Standorte aus. So waren eine Zeit lang Zugmaschinen auf dem Real-Parkplatz an der Juliastraße zu sehen, auch auf dem Kirmesplatz sorgten parkende Lkw für Ärger bei den Anwohnern. Dort reagierte die Stadt und sorgte mit Bruchsteinen dafür, dass keine Brummifahrer mehr auf den Platz kommen, dort campieren und den Platz vermüllen. Allerdings haben Anwohner von Alt-Crange darauf aufmerksam gemacht, dass es dadurch an einer anderen Stelle zu Problemen kommt. Mehrfach hätten Lkw-Fahrer versucht, über die Straße Altcrange auf den Platz zu kommen. Da auch dort Bruchsteine lägen, seien beim Zurücksetzen parkende Autos beschädigt worden. Die Stadt teilte auf Nachfrage mit, dass man sich die Situation vor Ort noch einmal anschauen werde.
>>> EU-REGELN WIRKEN NICHT
■ Eigentlich sollten die Lkw-Fahrer die Wochenenden nicht mehr in ihren Zugmaschinen verbringen. Um die Arbeitsbedingungen der Fahrer zu verbessern, schreibt die EU vor, dass die regelmäßigen Ruhezeiten von mindestens 45 Stunden nicht mehr im Fahrzeug verbracht werden dürfen - und dass die Transportunternehmen sogar die Kosten für die Übernachtung übernehmen müssen.
■ Doch umgesetzt wird diese Vorgabe offensichtlich nicht.