Herne. Dass die Cranger Kirmes in diesem Jahr erneut ausfallen muss, tut Kirmes-Fans und Schaustellern weh. Am Wochenende gab es Ersatz-Veranstaltungen.
Eigentlich wäre es am Freitag wieder losgegangen: bunte Lichter, der Duft von Zuckerwatte und Popcorn und kreischende Kirmes-Fans auf Achterbahn und Free-Fall-Tower. Doch auch in diesem Jahr muss die Cranger Kirmes aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen.
Oskar Steinmeister verbringt die erste August-Woche deswegen anders als in den vorherigen Jahren. Statt in seinem Steinmeister-Pavillon – einem Treffpunkt für viele Wanne-Eickeler Crange-Fans – steht er nun in seinem Biergarten am Kanal.
Viele Kirmes-Freunde hätten sich am Freitag und Samstag auf den Weg gemacht zu „Oskar am Kanal“. „Sie waren begeistert, dass sie überhaupt etwas mit ihren Freunden machen konnten“, sagt Oskar Steinmeister. Neben Live-Musik gab es frische Mandeln und auf die Gewinner beim Dosenwerfen hat Gummibärchen-Schnaps gewartet. „Das war ein bisschen Balsam für die geschundene Crange-Seele“, sagt Steinmeister. „Auch wenn das Crange natürlich nicht ersetzen kann.“
Und in dieser Woche geht es weiter: Am Mittwoch veranstaltet der Wanne-Eickeler ein Rekommandier-Bingo. Statt Zahlen gibt es auf den Zetteln klassische Rekommandier-Sprüche – beispielsweise: „Einsteigen, hinsetzen, die Bügel schließen. Dann geht’s los“. Die Gewinner erhalten unter anderem ein Crange-Souvenir-Paket und einen Oskar-am-Kanal-Gutschein, kündigt Steinmeister an. Los geht es am Mittwoch, 11. August, um 17.45 Uhr. Am kommenden Wochenende stehen dann wieder Mandeln, Live-DJ und Entenangeln auf dem Programm.
Treckerfreunde fahren von Eickel bis nach Crange
Ganz sang- und klanglos wollten am Samstag auch die Treckerfreunde Wanne-Eickel den Kirmessamstag nicht verstreichen lassen. Zum 14. Mal wären sie beim traditionellen Kirmesumzug mitgefahren, wenn er denn stattgefunden hätte. Wie schon 2020 fuhren die Trecker trotzdem: von Eickel bis nach Crange. „Die Stimmung war klasse“, sagt Klaus Gerken von den Treckerfreunden. Mit 14 Fahrzeugen haben sie sich auf den Weg gemacht. „Bis zum Amtsgericht auf der Hauptstraße war echt einiges am Straßenrand los“, sagt er. „Manche hatten Biertische aufgestellt, andere haben uns zugewunken.“ So sei ein bisschen Kirmesumzugsgefühl aufgekommen. In Ritters Biergarten auf dem Cranger Kirmesplatz hätten sie den Tag dann ausklingen lassen.
Auch wenn die Treckerfreunde natürlich hofften, dass 2022 endlich wieder der gewohnte Kirmesumzug stattfinden könne: „Sollte es nicht klappen, dann machen wir uns auch alleine wieder auf den Weg.“
In diesem Jahr gibt es keine Rummelgastro auf dem Kirmesplatz
Nicht nur hartgesottene Kirmes-Fans schmerzt es in diesem Jahr, erneut auf den Rummel verzichten zu müssen, sondern auch die Schausteller. Doch es gehe gar nicht nur ums Geld, sagt Timo Lichte, Schausteller und Sohn von Wolfgang Lichte, Vorsitzender der Schausteller-Vereinigung Herne. „Vielmehr wurden wir unserer Seele beraubt.“ Schließlich stecke vielen die Schaustellerei im Blut, in normalen Zeiten sehe er im Jahr viele verschiedene Städte. An einem Ort stehe Familie Lichte beispielsweise schon seit 50 Jahren. „Mit den Kindern dort bin ich groß geworden“, sagt Timo Lichte. Das sei ihm genommen worden.
Er habe für all das keine Worte mehr, außer: „deprimiert und schockiert“. Die Rummelgastro, die im vergangenen Jahr auf dem Kirmesplatz für ein wenig Crange-Flair sorgen sollte, gibt es in diesem Jahr nicht mehr. Einigen Besuchern hätten die Karussells gefehlt, anderen hingegen hätten die „Fressbuden“ gereicht. „Trotzdem ist das in diesem Jahr kein Thema mehr für uns“, so Lichte. Schließlich könne man bei sechs Ständen nicht von einem Cranger-Kirmes-Ersatz sprechen.
Viele seiner Schausteller-Kollegen hätten sich mittlerweile neue Jobs gesucht, „einige fahren zum Beispiel Lkw“. Allerdings ist Lichte fest davon überzeugt, dass auch sie wieder auf den Platz zurückkehren werden, sobald es die Corona-Situation zulasse.