Herne. In den Herner Flottmann-Hallen hat das „Best of Poetry Slam“ stattgefunden. Die Autoren sorgten für Lacher, aber auch für Gänsehautmomente.

Beim Herner „Best of Poetry Slam“ am Donnerstagabend in den Flottmann-Hallen begeisterten die Autorinnen und Autoren das Publikum mit starken Texten, Witz und Charme, reichlich Gänsehautmomente – und einer Newcomerin.

Wie der Name verrät, ging es beim gestrigen Slam nicht um einen Wettstreit, denn die bereits preisgekrönten Kandidaten Henrik Szanto, Aylin Celik, Flemming Witt und Dilara Yüksek haben ihr Können bereits unter Beweis gestellt. Mehr als dreißig Gäste warteten sehnsüchtig auf die gekonnte Wortakrobatik der vier Slampoeten.

Poetry Slam: Je mehr Applaus, umso krasser die Show

Yannick Steinkellner, von der Poetry-Slam-Veranstaltungsagentur „WortLautRuhr“ Herne, eröffnete den Abend mit einer lustigen Anmoderation und begleitete als erfahrener Slammer den Abend. „Poetry Slam lebt von Interaktion. Deshalb lacht nicht in euch hinein, sondern lasst euren Emotionen freien Lauf“, erklärte er. „Umso lauter der Applaus, desto krasser wird die Show“, versprach er.

Zum ersten Mal dabei sind elf Besucherinnen und Besucher vom Jugendzentrum „Zack“ aus Recklinghausen-Suderwich. „Wir wollen mit den Jugendlichen die Kultur in NRW entdecken und machen bei verschiedenen Stationen unseren Halt“, so die Jugendreferentin Julia Deppe. Das Format sei neu für die Kinder und deshalb sei es um so spannender, dass sie mit ihrer Gruppe dabei sein könne.

Moderator Yannick Steinkellner führte durch den Abend in den Herner Flottmann-Hallen.
Moderator Yannick Steinkellner führte durch den Abend in den Herner Flottmann-Hallen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Den Bühnenauftakt machte Henrik Szanto. Er hat bereits mehrere Titel gewonnen und wurde 2019 Wien-Meister im Poetry-Slam. Mit seinen finnischen und ungarischen Wurzeln sprach er über Mehrsprachigkeit und wie sich Katastrophen auf die Alltagssprache auswirken. Gleich zu Beginn stellte Szanto sein finnisches Lieblingswort „Hyppytyynytyydytys“ vor: Das beschreibe das Gefühl der Euphorie und Zufriedenheit, wenn man in einer Hüpfburg herumspringe. Warum „Tor für Deutschland“ in Brasilien als Synonym für „Scheiße“ verwendet wird, erklärte er auf humoristische Art und erntete dafür reichlich Applaus.

Bochumer Slammer: Babyfotos und nervige WhatsApp-Gruppen

Performerin und Musikerin Aylin Celik überzeugte mit ihrem Text „Zwischen den Zeilen“. Die Düsseldorferin regte das Publikum mit sanfter Wortpoesie und Emotionen zum Nachdenken an. In ihrer Lesung sprach sie über all das zwischen den Zeilen, das gehört werden muss: Antisemitismus, alltägliche Stresssituationen, Erwartungshaltungen. Sie endete bei der Politik mit einer umfassenden Gesellschaftskritik. „Ich bin damals durch einen Workshop an der Schule zum Poetry-Slam gekommen“, erzählt sie im Gespräch mit der WAZ. „Nun mache ich das, seitdem ich 18 Jahre alt bin“, so die 24-Jährige.

Auch der Neu-Bochumer Flemming Witt ist in der Slam-Kultur kein Unbekannter. Er holte vor drei Jahren in Thüringen den Meistertitel. Der frisch gebackene Vater erzählte Anekdoten aus seinem neuen Alltag: über Babyfotos, komische neue Freunde, die nichts mit ihm gemeinsam haben, außer dass sie auch Eltern sind, und nervige Whatsapp-Gruppen, die das Leben zusätzlich stressen.

Poetry Slam in Herne: Gänsehaut im ganzen Saal

Newcomerin in der Szene Dilara Yüksek. Sie sorgte für einen Gänsehautmoment im ganzen Saal. Von Alzheimer, Krieg und Terror bis zu Krebs und Kinderhospiz spricht sie gefühlvoll über viele Tabuthemen. „Lasst uns gemeinsam was ändern und den Frieden in unseren Herzen tragen“ – mit dieser starken Botschaft endete Yüksek. „Der Text ging richtig an die Substanz“, erzählen Moritz und Tim aus Marl. „Es macht einfach Spaß, Kultur so hautnah erleben zu dürfen. Das hat uns sehr gefehlt“, so die 18-jährigen.

>>> WEITERE VERANSTALTUNGEN IN HERNE

14. Dezember: „Aufruhrgebiet #2 – die revolutionäre Vorlesedemo“, im alten Wartesaal am Herner Bahnhof, 20 – 22 Uhr.

18. Dezember: „Poetry Slam Herne“ – Weihnachtsspecial, in den Flottmann Hallen, 20 – 22 Uhr. Tickets können online unter: www.wortlautruhr.com erworben werden